Hm, ich nicht so, ehrlich gesagt. Wenn Leute was von „zu unterschiedlichen Lebenssituationen“ erzählen, finde ich das immer ein bisschen seltsam. Was genau stört einen da? Wenn ein Zahnarzt eine Politikwissenschaftlerin datet, sagt man im Normalfall doch auch nicht „Sorry, damit kann ich nicht connecten“. Die berufliche Laufbahn ist ein Mosaiksteinchen von vielen und dass gerade da häufig - meiner Meinung nach komplett irrelevante - Gemeinsamkeiten erwartet werden, habe ich noch nie verstanden.
Oft ist das natürlich auch bloß ein Euphemismus für den eigentlichen Kern des Problems (meiner persönlichen Erfahrung nach z.B. oft ein für eine Beziehung ungesundes Überlegenheitsgefühl des einen bzw. Minderwertigkeitskomplex des anderen Parts oder schlicht der Unwille, jemanden mit geringem oder deutlich höherem Einkommen zu daten), aber dann sollte man doch zumindest sich selbst gegenüber ehrlich sein und das nicht so diffus mit einer fehlenden Connection begründen.
Vielleicht fehlt mir aber auch einfach ein Grundbedürfnis, das viele andere Leute anscheinend haben. Bei der Bewertung der Connections mit einem potenziellen Partner steht der Karrierekram für mich jedenfalls sehr weit unten.
Ist ja auch ein völlig anderer Grund bzw. eine andere Ausgangssituation wie oben beschrieben.
Fall von Sodis: Ist mit seinem Master fertig und arbeitet in der Forschung (oder?). Sein Date ist noch in der Berufsschule und lernt für Ethik. Er ist in der Arbeitswelt und sie noch in der Lehre. Sind einfach 2 Stufen.
Für mich besteht da eben kein Unterschied zum von mir genannten Beispiel.
Entweder man ist auf einer Wellenlänge oder eben nicht. Aber ein grundsätzliches Problem kann ich in unterschiedlichen beruflichen Situationen nicht erkennen.
jo, es geht doch vor allem darum denke ich, dass das, was er schon erlebt und hinter sich gelassen hat, für sie noch ist. er ist halt schon in der nächsten lebensphase. kann das absolut nachvollziehen
Ich denke es ist hald 100 mal einfacher auf einem 1. Date intressante Gesprächsthemen zu finden wenn man aus komplett anderen Lebenswelten kommt. Außerdem hat man ja auch viele unterschichtliche Ansichten wenn man in solch unterschiedlichen Lebensphasen steckt . Ich merk das auch bei mir selbst. Ich bin einfach total in meiner Studentenblase
hab sogar mal im DLF gehört (finde den artikel gerade nicht), dass der wissenschaft nach der erste job das ist, was an lebensphasen / einschnitten im leben das ist, was den größten einfluss auf einen / die persönlichkeit haben soll (sogar mehr noch als kinder zu bekommen laut artikel)
Wenn die Lebenswelten weit auseinander sind kann das aber auch genau das Gegenteil hervorrufen, dass man keine Anknüpfungspunkte für ein Gespräch o.ä. hat. Ist denk ich ne sehr individuelle Sache und welche anderen Faktoren noch so mitspielen. Ich persönlich bin grundsätzlich recht offen meiner Gegenüber was Job o.ä. angeht. Es gibt nur ein paar Punkte, die für mich ein No-Go sind, nur hat das weniger mit Lebenswelt zu tun als mehr mit Ansichten und Meinungen
An der Geburt eines Kindes reift man offenbar nicht
Interessant ist auch eine andere These, die Specht aufgestellt hat: Demnach haben Arbeit und Karriere mehr Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung als die Gründung einer Familie.
„Das hat uns tatsächlich sehr überrascht“, so Specht. Durch die Arbeit reife die Persönlichkeit von Menschen und entwickele sich in eine Richtung, die als „sozial adaptiv“ gelte. Ähnliches sei zum Beispiel bei der Familiengründung und der Geburt eines Kindes nicht zu beobachten. „Eigentlich haben wir doch das Gefühl, dass das ein Ereignis ist, an dem wir total reifen“, sagte Specht.
super dankeschön!
Edit: schade, dass da nix zum Aufbau von Spechts Arbeit steht. Mal schaun, vl find ich ja bei Gelegenheit ihre Arbeit zu dem Thema iwo
Das was @Realbrainlessdude sagt. Ich habe wirklich absolut kein Problem damit, wenn der andere weniger verdient oder ähnliches, mir ging es wirklich nur, um den Lebensabschnitt, in dem sie sich befindet. Ich würde ja auch keine Erstsemester daten (Ausnahmen bestätigen die Regel ).
„Mitten im Leben“ ist auch wieder so diffus.
Ich möchte ja auch einen Partner, den ich u.a. intellektuell auf meiner Ebene sehe. Aber das hängt doch nicht vom Job ab, gerade in der heutigen Zeit? Eine Berufsschülerin kann natürlich eine oberflächliche, unreife Sechzehnjährige sein. Aber auch eine verdammt intelligente und vernünftige Neunzehnjährige. Oder eine Dreißigjährige, die sich nochmal umorientiert.
Statistische Wahrscheinlichkeiten und Tendenzen gibt es natürlich. Aber beim Dating geht es doch um Individuen und da wären bloße Label wie „Berufsschüler“, „Student“, „PhD“ oder „ausgebildeter X mit Y Jahren Berufserfahrung“ mir persönlich viel zu wenig, um daraus auf die geistige Reife oder die Kompatibilität zu schließen.
Ich kenne so viele in der Pubertät stecken gebliebene Vollidioten mit akademischen Abschlüssen und liebenswerte, kluge Leute, die aufgrund von Schicksalsschlägen mit Ende zwanzig noch ihren Realschulabschluss nachholen, dass ich es echt schade finde, dass diese Kategorien für viele Menschen einen so hohen Stellenwert einnehmen.
Aber letztlich kann sich natürlich jeder seine Partner selbst aussuchen und muss sich für seine Kriterien vor niemandem rechtfertigen.
Nochmal. Sodis arbeitet und die Lisa ist noch nichtmal mit der Ausbildung fertig. Wenn die Erzieherin gewesen wäre, wäre es ihm vermutlich egal gewesen.
Auf alten Pferden lernt man das Reiten
Sie ist übrigens 22 und ich habe ihr vorher kein Label aufgedrückt. Das Gespräch beim Date hat mich dann aber davon überzeugt, dass das nichts wird.
Ich habe nun doch tinder installiert und habe zu 80% nach links gewischt… bin ja noch anspruchsvoller als früher… da brauche ich mich ja eigentlich nicht wundern wenn ich keine matches bekomme