Fühlt ihr euch bzw. nehmt ihr euch geschichtlich wahr?
Ja, ich fühle mich als Teil einer kontinuierlichen aus der Vergangenheit kommenden und in die Zukunft gehenden und als eins zusammenhängenden Einheit, deren Ereignisse und Personen ich als wirklich und nah empfinde
Nein, ich fühle mich relativ losgelöst von der allumfassenden Geschichte, die hintee und vor mir liegt und empfinde die Personen und Ereignisse in ihr eher als fern und erzählerisch, ohne ihren Wahrheitsgehalt zu leugnen
Ich probiere zumindest mittlerweile echt fast alles.
Ich bin da mit den Jahren echt sehr an mir selbst gewachsen.
Ich galub auch, das mich das viele gemeinsame Kochen und auch gerne Essengehen mit meinen Studienkollegen sehr gut erzogen hat.
Voriges Jahr hätt ich wahrscheinlich mit Nein geantwortet, aber dieses Jahr ist so krass Zeitgeschichte, die wir alle gerade miterleben, da gehts kaum anders.
Ich sehe mich schon in 60 Jahren vor einem schweren schwarzen Samtvorhang für eine Doku interviewt zu werden. „Zeitzeuge Corona“.
Zum ersten mal hatte ich wahrscheinlich so ein Gefühl zu 9/11. Das war auch krass, wie bewusst man das mitbekommen hat und sich plötzlich mit einem schlag erwachsener (und vielleicht sogar politischer?) fühlte.
Ich glaube da gibt es für mich nur Rainald Grebe, der ist Top, Victor Borge (auch Top) und zählt Helge schneider dazu?
Früher auch gerne die Skispringerlieder von Christoph und Lollo gehört.
Was ist mit Adam Green? Das waren zwar lustige Songs, aber Kabarett ist das nun mal keines. Aber den hab ich ne Zeit lang auch sehr gerne gehört.
So in der Art, aber nüchterner. Ohne die bewegte kamera, die das Interview zu sehr dramatisiert und emotionalisiert.
Für die Emotionalisierung und Wertung sorgen dann dazwischengeschnittene Aufnahmen des damaligen Zeitgeschehens. Mal in Zeitlupe. Mal in normaler Geschwindigkeit. Selten auch nachgespielte Szenen. Und dramatische Musik natürlich. Viel treibende Ostinati über denen elegische Streicherfiguren liegen.
Ohja! Da hab ich noch ein Mixtape, das mir eine sehr coole Freundin damals (mit 16 oder 17?) gemacht hat, mit selbstgezeichnetem Cover und hübsch orentlich geschriebener Tracklist und ich Depp hab einfach nicht gecheckt, dass sie auf mich steht - haha.
Helge Schneider würde ich da mal rausnehmen, der ist sowas von nicht einzuordnen, Helge Schneider ist einfach Helge Schneider
Kabarett ist ja oft gesellschaftspolitisch, daher Leute die das (oft mit Klavier) mit Musik verbinden.
Es gibt sicher oft auch sowas wie Musik-Comedy. Da sind dann die grenzen wie bei Comedy und Kabarett vllt. manchmal nicht so leicht zu ziehen und fließend.
Genau. Ich denke an diese ganzen NS-Dokus. Hitlers Frauen. Hitlers Hunde. Fanbriefe an den Führer und wie die alle heissen. Wo dann abwechselnd Historiker, Politwissenschaftler und Zeitzeugen in Interviews erzählen. Es gibt da auch immer wenig Offsprecher, die durch die Doku führen, sondern es wird anhand der Interviews und des Bildmaterials eine Narration gebaut, die eine Objektivität vorgibt, weil nicht noch ein zusätzlich geschriebener Text über allem liegt, der eine Form vorgibt, aber natürlich genauso Subjektiv ist, wie jede andere Doku.