Der türkische Wahlkrieg

Meine Exfreundin mit der ich immer noch gut befreundet bin ist Türkin. Sie traut sich seitdem Putsch nicht mehr in die Türkei aus Angst nicht zurück kommen zu können. Und ihre Familie überlegt mittlerweile das Land zu verlassen da es immer schlimmer wird.

Arschlöcher gibt es überall ja, aber Todesdrohungen habe ich in meinem Leben nur von Türken bekommen und das damals nur weil ich als nicht Türke mit einer Türkin zusammen war. Genau die sind es jetzt die (laut ihr) jetzt auch Erdogan feiern und auch der Meinung sind das Europa bald auch zur Türkei gehören wird.

Abgesehen davon das es zumindest in Wien eine große parallelgesellschaft gibt die nichts mit Österreichern zutun haben wollen, weil wir ja ungläubige Untermenschen sind (wurde mir so ins Gesicht gesagt).

Mir ist bewusst das nicht alle so sind und ich habe auch viele nette Türken kennen gelernt, aber selbst die wollten meist nur mit ihresgleichen Kontakt haben. Warum schließen sich so viele selbst aus? :frowning:

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Erdoğan-Anhänger fühlen sich diskriminiert

Viele türkischstämmige Menschen – besonders die Erdoğan-Anhänger – fühlen sich ausgegrenzt, benachteiligt und diskriminiert. Diese Wahrnehmung ist sicherlich nicht falsch, sie wird aber allzu sehr gepflegt, bis zur Opferstilisierung. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Diskriminierung und Anhimmeln eines “Führers” nicht schlüssig. Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass es Erdoğan wie kein anderer türkischer Politiker zuvor geschafft hat – auch durch sein rhetorisches Talent –, sich dieser Gruppe anzunehmen. Das Ja ist also zu verstehen als Loyalitätsbeweis und als Zeichen einer starken Identifikation mit Erdoğan als einem Politiker, der die Türkei wirtschaftlich und infrastrukturell aufgepäppelt hat.

Das Ja ist auch zu deuten als das Abstimmungsverhalten von Menschen, die sich nicht wirklich Gedanken gemacht haben um die Konsequenzen der Verfassungsänderung. Wenige von ihnen dürften wissen, was genau sich ändern und welche Auswirkungen ihr Votum konkret haben wird. Es ist das Ja von emotional handelnden Menschen, die sich haben einlullen lassen von Erdoğan und seinen in Deutschland eingesetzten Politfunktionären. Es ist das Ja von Leuten, die sich regelmäßig volldröhnen lassen von den gleichgeschalteten türkischen Medien. Die Ja-Sager hierzulande folgen dem Feindnarrativ und dem bipolaren Weltbild ihres “Reis” und haben kein Problem damit, dass sich die politische Macht in einer Person konzentriert.

In den sozialen Netzwerken wird seit gestern Abend eifrig über die Gründe und die Folgen der vielen Ja-Stimmen unter den deutsch-türkischen Wählern diskutiert. Sie seien vor allem eine Trotzreaktion auf das Türkei-Bashing deutscher Medien, deutscher Politiker und der Bundesregierung, meint manch ein Deutschtürke und externalisiert mit dieser Argumentation mal wieder die Schuld. Mag sein, dass die negative Berichterstattung zu dieser Reaktion geführt hat. Wenn dem so ist, dann wäre es ein dümmlicher Trotz!
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Es war sogesehen mehr eine emotionale Trotz-Reaktion der Ja-Wähler, die sich nach einem starken Führer sehnen.
Positiv hervorzubringen ist dennoch, dass knapp die Hälfte gegen das Präsidialsystem gestimmt haben, womit Erdogan keine absolute Mehrheit im Rücken hat. Dies ist auf der andern Seite natürlich Wasser auf die Mühlen, was die politische Spaltung in der Türkei angeht.

Ich finde es gut wie offen du über die Hintergründe in der Familie bei politischen Diskussionen berichtest. Das man z.B. innerhalb der Familie geschlossen dasselbe wählen geht, ist für unser einer mit Sicherheit eine Überraschung.

Es bleibt abzuwarten wie sich nun die türkische Gesellschaft neu erfindet.

Okey also ich habe Todesdrohungen bis jetzt von Deutschen und Afrikanern bekommen…Meistens beim Fußball oder weil ich mit einer EX Freundin von irgendjemandem Kontakt hatte.
Sowas ist aber meiner Meinung nicht messbar. Solche Menschen sind so oder so Idioten.Das meistens Ausländer sich ausgrenzen liegt an der Erziehung. Meine Eltern sind beide streng gläubig und ich bin es auch einigermaßen. Sie haben mir aber kritisches Denken beigebracht. Für meinen Vater ist es Okey wenn ich eine andere Meinung vertrete, ich muss sie nur gut genug vertreten können.

_Kurzer Einshnitt:_Der Putsch ist genauso schlimm wie es deine Ex Freundin dir erzählt hat. Momentan kann man niemandem in der Türkei trauen. Mein Onkel ist in der Putschnacht fast gestorben, der Putsch aber auch ist noch mal ein Thema für sich. Ich glaube viele deutsche können das gar nicht realisieren, weil wir hier in Sicherheit leben…
Wieso die Türken sich ausgrenzen, ich weiß es nicht. Wieder kann ich nur von mir reden aber ich habe viele deutsche Freunde. Ich kann es mir aber so erklären : Jeder Türke hat schon mindestens ein mal was von einem rassistischen Angriff gehört oder wurde sogar selbst angegriffen. Dazu kommen dann meistens immer noch Pauschalisierungen, viele Deutsche schauen die Türken komisch an etc. Die Türken drängen sich selbst in eine Opferrolle. Ich könnte das ja auch tun, lieber aber setze ich mich dafür ein, dass Menschen verstanden werden. Ich würde mir es so erklären. Man setzt sich meistens, leider, in die Opferrolle. Diese bekommen dann durch Erdogan den halt den sie vorher nicht bekommen haben. Die Eltern kümmern sich kaum um die Kinder und Zwängen Ihnen dann die ihre eigene Meinung auf.

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Genau habe das gerade thematisiert. Der emotionale Halt spielt eine wichtige Rolle.
Leider ist das so, leider gibt es immer in einer Familie eine Partei die ist richtig alles andere ist falsch und alle anderen Leuten sind Lügner und Betrüger, das ist leider bei den meisten Türken der Fall…

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Umgekehrt wird man auch oft als Inländer von Türken blöd angemacht. Zumindest wenn man jünger ist. Ich hab grundsätzlich kein Problem mit Türken, mir kommen sie nur oft bipolar vor. Einerseits flüchten sie sich in die Opferrolle, andererseits ist ihnen ihr Stolz wichtiger als alles andere.

Ich finde es schade, so geben sie unseren Vollidioten wieder futter um zu haten und der Kreislauf wird nie enden. Abgesehen davon das die Politik zumindest hier in Ö vollkommen versagt was integration angeht. Selbst rechtsradikale Türkische Verbände werden liebkost wenn sie nur genügend Stimmen anbieten. >.<

Was viele zum Beispiel nicht wissen, dass auch Türken in Deutschland von den Türken in der Türkei ausgeschlossen werden. Hier bin ich ein Ausländer und drüben wie ein Tourist.

Die ganze Thematik ist leider schwer zu verstehen…

Ich kann es nur von mir sagen, aber mir ist es gleich wo jemand herkommt. Bist du nett zu mir bin ichs zu dir. Wenn sich jemand angepasst hat sehe ich keinen Grund ihn anders zu behandeln. Wo ich es aber nicht verstehe ist bei Personen die uns ihren Lebensstil aufzwingen wollen (egal woher sie kommen) oder die nach Jahrelangen aufenthalt immer noch nicht mehr als Ja, Nein und Hallo können.

Hier wäre halt auch die Politik gefragt endlich etwas zu unternehmen damit diese Spannungen endlich abbauen.

Hi all,

ich würde gerne auch meine Sicht auf den Türkischen Wahlkampf und das deutsch-türkische zusammenleben aufzeichnen.

Nur kurz zu meiner Person:
M 34Jahre
Mitarbeiter in einem Multinationalen Nasdaq Dotieren Forschungsunternehmen

Erstmal möchte ich @anon8910437 und @mrsimpatico danken, das ihr uns ein wenig “insiderwissen” über die türkische Mentalität gebt. Eure Posts sind echt super Interessant.

Nun zu meiner Einschätzung:
Ehrlich gesagt bin ich enttäuscht und zwar von Deutschen wie von Türken.
Bei den deutschen (bin selbst fast einer (Friese)) sind es inzwischen die Leute vom Linken Spektrum die inzwischen jede andere Sicht auf das Thema (oder besser gesagt auf jedes Thema) als Rechtsradikal abtun oder sich über diese Lustig machen. Menschen, die gewisse Dinge anders sehen, sei es der Fall Erdogan, die Flüchtlingspolitik oder sei es nur das es keinen Veggieday in Kantinen gibt, wird so jede Möglichkeit entzogen vernünfig zu Diskutieren. @Bammbamm hatte es ja auch schon gesagt.
Anschließend wird sich gewundert warum so viele Leute, die nicht ihrer Meinung sind zu den Menschfängern der AFD (widerliche Bande) wandern.

Von den Türken, insbesondere denen die in Deutschland, Österreich oder sonstwo in Europa leben bin ich enttäuscht weil viele anscheint immer noch nicht mitbekommen haben, dass das hier nicht nach dem Schema: “Der stärkste hat immer Recht” abläuft sondern Konsens und Kompromissbereitschaft wichtig sind um diesen Flickenteppich Europa zusammenzuhalten.
Mir ist auch klar das was Integration angeht viele Fehler gemacht wurden, von beiden Seiten (die Deutschen gehen zu Überheblich an die Sache ran und die Türken schotten sich zu sehr ab.)

Disclaimer:
Ich habe zwar oft von Die Deutschen oder Die Türken gesprochen, mir ist aber natürlich klar das es viele Leute gibt die sich anders verhalten. Ich arbeite wie gesagt in einem Unternehmen das Niederlassungen auf der ganzen Welt hat, da ist es immer schön zu sehen wie Unterschiedlichste Menschen zusammen Produktiv sind.

Das waren mein 2 Cent zu dem Thema, korrigiert mich gerne wenn ihr mein ich liege bei meiner Einschätzung falsch. ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

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Super Beitrag, sehe das genauso. Enttäuscht von Nein und Ja-Wählern, einfach aus dem Grund weil kein vernünftiger Austausch stattfindet.

Noch eine kurze Randnotiz zu meinem ersten Beitrag :

Türkei war nicht sehr demokratisch und Wirtschaftlich am Abgrund weshalb, viele Türken in den Siebziger Jahren ausgewandert sind. Allein in den siebziger Jahren wechselten sich 13 mal die Regierungen ab. Als Folge von Koalitionsregierungen und Instabilität entstanden Wirtschaftskrisen und Militärputsche.
Die größte Finanz- und Wirtschaftskrise seit Bestehen der Republik war im Wesentlichen durch den Machtkampf an der Staatsspitze zwischen Staatspräsident Sezer und Ministerpräsident Ecevit hervorgerufen worden. Über Nacht wurde die Türkei um 25 Prozent ärmer.
Dazu kamen die militärischen Interventionen.

Zum Beispiel 1960 sieht das Militär das demokratische System bedroht und stürzt die Regierung in einem Putsch. Ministerpräsident Menderes und zwei Minister werden gehängt!

1971 ist eine zweite Intervention.

1980 der dritte Militärputsch.

Politisch war die Türkei schon immer ein Brennpunkt und es ist nicht leicht sowas zu sagen aber momentan ist ,sie in der noch so jungen Geschichte der Republik Türkei, das Erdogan-Regime am sichersten und “fairsten”…

Das hat natürlich Einfluss - deshalb sagt dein Vater sicher auch, die Türkei braucht einen starken Herrscher.

Die Geschichte zeigt einfach, dass es so nicht in der Türkei funktioniert…
Ob jetzt alles besser wird ? Keine Ahnung.
Wir zu Hause hoffen einfach, dass kein Krieg ausbricht.

Vielleicht interessiert die Diskussion ja den ein oder anderen.

@mrsimpatico
Falls du die Zeit hast, mich würde deine Meinung dazu interessieren. :slight_smile:

Edit:
Link vergessen…
http://www.servustv.com/at/Medien/Talk-im-Hangar-7157

Übrigens hier mal Gregor Gysi (ich bin politisch ansonsten weit entfernt) zur Krim Annektion damals. Sehr lesenswert!

Leider kenne ich keinen Türkei-Experten, der einem das Verständnis der türkischen Politik so vermittelt, wie Gysi es hier bei Russland macht.

Hier mal ein Auszug:
Alles was die EU und die NATO hätten falsch machen können, haben sie falsch gemacht, angefangen von '90 bis heute. Sie haben ja damals gesagt, es gibt keine Osterweiterung der NATO, und dann ist die NATO bis an die Grenze Russlands herangeführt worden. Sie haben ja auch, als Russland gesagt hat, sie fühlen sich bedroht durch die Raketen, die neuen in Polen und Tschechien, gesagt, Nein. Ich sage es mal umgekehrt: Stellen Sie sich mal vor, Russland hätte in Mexiko Raketen aufgestellt, was die USA dazu gesagt hätten?

Efgani Dönmez kann ich da empfehlen. Der ist auch in dem von mir oben verlinketen Video mit dabei.

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Hahaha… AHAHAHAHAHA!!!1!11!!!

https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-wirtschaftshilfe-101.html

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Hahahahaha. In der Fachsprache nennen wir das “dummdreist”.

ganz ehrlich, ich würde da nicht zu laut lachen, die chancen das man nachher als dummer mit ungläubigem gesichtsausdruck da steht ist hoch :wink:

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Ich gehe sogar davon aus das Deutschland darauf eingehen wird. Sie meinten ja schon die ganze Zeit das ist nur Wahl blabla was die letzten Wochen aus der Türkei getönt wurde.

Gar nicht zu reden von den türken die das “wahl bla bla” für voll genommen haben und jetzt als dumme mit ungläubigem gesichtsausdruck dastehen^^

Ich soll also bei solchen Dingen nicht mehr lachen? Sagt mal, leidet ihr mittlerweile an einer Depression?^^
Höchstwahrscheinlich wird Deutschland schon auf irgend eine Art und Weise darauf eingehen. Laut Artikel wurden ja Gespräche geführt. Somit wurde die Bitte nicht automatisch ausgeschlagen.

Beim Treffen der G20-Finanzminister vor wenigen Tagen in Washington sei bereits wieder über Möglichkeiten diskutiert worden, die angeschlagene türkische Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Ich finde es nur wahnwitzig, wie ein Staat einen anderen erstmal aufs Übelste und Schärfste beleidigt (ich meine, wie kann man Deutschland politisch noch mehr beleidigen als mit einem Nazi-Vergleich…) und dann noch im selben Monat mit nicht einmal entschuldigenden Worten meint, um Hilfe bitten zu können. Wie kann man sowas eigentlich nicht auf irgendeine Art zum Totlachen finden? Das ist doch schon Realsatire… Und noch nicht einmal zwischen den Zeilen, sondern direkt in dei Gsicht nei!

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