Der Versuch einer Erklärung - Spastiker und Spastis

Zweckentfremdete Begriffe sind z. B. auch “Opfer” oder “hässlich” (anstelle von “dumm”)

Wenn es hier Leute gibt, die es nicht so meinen, es ihnen jedoch immer wieder mal rausrutscht, denen sei gesagt: Sowas kann man sich abtrainieren!

Ich spreche da aus beruflicher Erfahrung. Musste mir damals abtrainieren “Problem” zu sagen und mit “Herausforderung” ersetzen (Vermeidung negativer Wörter).

Ich selber habe keine Behinderung im eigentlichen Sinne, außer einem seltsam funktionierenden Sinn für Humor.
Und etwas Dysphorie, was man im Chat des öfteren merkt.

Aber meine bessere Hälfte hat tatsächlich eine Behinderung, auch wenn sie keinen Behindertenausweis hat (sie würde ihn allerdings bekommen, wenn sie sich drum kümmern würde). Daher habe ich ihr diesen Thread einfach mal aufs Tablet rübergeschoben und mit ihr darüber geredet.

Und wir sind da irgendwie beide derselben Meinung: @SpassTea (geiler Name übrigens, belegt eine gewisse Selbstironie deinerseits, die mir sehr gefällt :smile:), bitte leg dir ein dickeres Fell an, alles andere macht in erster Linie dich unglücklich.

Denn als normal denkender Mensch an dieser ganzen „political incorrectness-debatte“ mögen viele Menschen 2 Seiten nicht:
a) die Leute, die es jedem vorwerfen
Das sind Menschen, die z.B. bei einer validen Gleichberechtigungsdebatte zwischen Frauen & Männern dem Gegenüber meist pauschal vorwerfen, lediglich aus politischer Korrektheit zu agieren. Macht die AfD oder auch Pegidioten gerne mal.
b) die Leute, die es tatsächlich übertreiben
Emanzen wie Alice Schwarzer.

Nun kann es dich persönlich sicher treffen, wenn jemand „Spast“ als Beleidigung benutzt. Problem ist, dass du keinerlei Möglichkeiten hast, in diesem Bezug den Sprachduktus einer Person insofern zu beeinflussen, ohne als unter b) umfasste Personen rüber zu kommen. Bei engen Freunden geht das, aber viele werden sehr empfindlich darauf reagieren, wenn ihnen jemand die Art und Weise des Fluchens vorschreiben will.

In dem Sinne: da du keinen Einfluss auf meinen Sprachduktus oder auf den von Eddie haben wirst, zuck mit den Schultern und deal with it. Dieser Linkshänder wird sich nie ändern, das liegt einfach an seiner Linkshändigkeit. Früher hat man sich noch im ersten Schuljahr drum gekümmert, heute lässt man solche Kinder halt am Leben… :unamused:

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PS: „Dysphorie“ wurde von mindestens 80% der Leser dieses Posts auf Wikipedia nachgeschlagen.
Woher ich das weiß?

PPS: Nein, ich habe mir nicht alle 60 Posts durchgelesen. Einige gaben mir echt das, was mit „C“ anfängt und mit „ancer“ aufhört.

Das meine ich mit privilegiertem Tunnelblick. “Kanake”, “Schwuchtel”, “Neger” sind auch alles Begriffe, die mal ihre üblichen Verwendungen fanden und man mittlerweile zum Glück so seine Probleme haben wird die öffentlich zu sagen, egal ob die Intention “nicht so gemeint” ist wie auch immer man sie meinen möchte. Es ist ziemlich sinnlos anderen vorzuschreiben, dass sie die selbe tägliche Dosis direkte oder indirekte Erniedrigung einfach schlucken sollen.

Der OP hat Ede keine bösen Vorwürfe gemacht sondern ihn nur auf eine Sache aufmerksam machen wollen, was du allein als Fass aufmachen und Shitstorm überdramatisierst.

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mir ging es um die allgemeine Kultur die aktuell herrscht. nicht um den OP im speziellen.

Ich verstehe, was du meinst bzw. was du sagen willst. Auch wenn ich bei „privilegierter Tunnelblick“ irgendwie… okay, lassen wir das, ich check mal eben meine Privilegien (lol) und behandle den Cancer, den mir dieser Ausdruck gegeben hat. :smile_cat:

Allerdings will ich mal ganz kurz anmerken: „Neger“, „Kanake“ (oder früher auch „Jude“) benutzen heute nur 2 Gruppen:
a) irgendwelche Jugendlichen, die es nicht besser wissen oder
b) diejenigen, die politisch rechts der Intelligenz stehen.

Diese „Beleidigungen“ implizieren also neben der oft beleidigenden Bedeutung für den damit Angesprochenen eine politische Haltung desjenigen, der sie ausspricht.

Es ist also nicht die in dem Wort liegende Bedeutung der Beleidigung für den angesprochenen Menschen, die diese Worte „tabu“ machen, sondern die darunterliegende Implikation für den Benutzer des Wortes.
Wer nicht rechts ist, der benutzt sie für gewöhnlich auch nicht. Sie sind neben einer Beleidigung auch ein politisches Statement, das in unserer heutigen Gesellschaft nicht offen akzeptiert wird.

„Spasst“ hingegen ist unpolitisch.
Nenne ich Eddie einen linkshändigen Kackspassten, kann ich sowohl bei der Antifa sein als auch AfD wählen.

PS: Meine Nachbarin mit ihren fast 86 Jahren benutzt auch das Wort „Neger“ - aber nicht als Beleidigung, sondern lediglich als Synonym für „Mensch mit schwarzer Hautfarbe“. Bei ihr ist das beispielsweise wiederum kein politisches Statement.
Also immer den Kontext bedenken :slight_smile:

Nach deiner Argumentation, wäre an „Neger“ nichts verwerfliches, weil ja in ihrer Zeit der Begriff „unpolitisch“ war.

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Hat wer gestern das MoinMoin gesehen?
Finde da wird einiges ganz gut zusammengefasst.

Auch wenn Ede versehentlich wieder Spasti sagt… Ich benutz das Wort ja auch, aber in meinem Kopf ist das Wort komplett losgelöst vom Begriff “Spastiker”. Ein Spastiker ist kein Spast, solange er kein Arschloch ist. Wie in der Southpark Folge wo sich die Schwulen über das Wort Schwuchtel aufregen, obwohl sie eigentlich gar nicht gemeint sind.

Ja nun, weil ich selten bete, hoffe ich einfach mal für alle mit dieser “gewöhnungsbedürftigen” Ansicht über Humor und Satire á la Ede, Florian und Co, dass sie diese Einstellung bis an ihr Lebensende beibehalten können.
Warum das? Weil sie glauben sie wären im Recht damit und das Abwerten ganz gleich welcher Menschengruppen und Minderheiten wäre unter dem Deckmantel der Satire wirklich in Ordnung. Und weil sie wirklich der festen Überzeugung sind, dass das was sie da machen und auch noch verbreiten, sei wirklich witzig, wäre das Einzige was sie davon abbringen könnte das zu glauben, ein kräftiger Tritt in die Eier, in Form eines geistig oder körperlich behinderten Kindes, einer vergewaltigten Frau oder Freundin, ein/e manchmal etwas depressiver und/oder homosexuelle/r und/oder übergewichtige/r Freund/in, die/der sich irgendwann vor einen Zug schmeißt, der befreundete Berufssoldat der aus dem Einsatz mit schwerer Psychose, in Einzelteilen oder gar nicht mehr nach Hause kommt, oder Krebs, Aids oder Querschnittslähmung beim eigenen Partner oder am eigenen Leib erfahren zu müssen.
Das alles wünsche ich niemandem, nicht im Streit, nicht im Spaß, nicht im Traum. Denn wenn dir oder deinen Angehörigen/Bekannten einmal so eine Scheiße zugestoßen ist, dann kannst du da beim besten Willen einfach nie mehr drüber Lachen.

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Ähm… kannst du das noch einmal anders schreiben, irgendwie ist es mir nicht wirklich möglich zu erkennen, was du genau damit ausdrücken willst.

Ich meinte, dass „check your privileges“ & varianten mittlerweile doch schon arg negativ konnotiertes Sprech ist.
Insbesondere nachdem mit Ms. Wannabegamer Sarkeesian (möge sie die Pest holen) das ganze auch schon ins Gaming geflutet wurde.

Man hat auch schon vor 30 Jahren ein „du Kanake“ als objektiv rechts konnotierte Beleidigung empfunden, da ein rassistischer Unterton durch die Abwertung der angesprochenen Person vorhanden ist.

Was hat die breite Masse damit zu tun?
Und eine körperliche Behinderung wurde von keiner derzeitig existierenden politischen Strömung pauschal als negative Herabwürdigung einer Person genutzt.

Gut, kannst du noch auf die Euthanasie der Nazizeit abstellen und den Bogen zur NPD schlagen… aber mal im Ernst, den Weg willst du doch nicht gehen, oder? :smile:

[quote=„Pille_Palle, post:66, topic:10306“]
Nach deiner Argumentation, wäre an „Neger“ nichts verwerfliches, weil ja in ihrer Zeit der Begriff „unpolitisch“ war.[/quote]

Bei ihr ist das nichts verwerfliches, weil sie vermutlich jeden übers Knie legen würde, wenn diese Person ihr wegen ihrer alten Wortwahl eine rechte Gesinnung andichten würde.
Verglichen mit dieser Frau ist Gregor Gysi ein Konservativer, nur halt ist für sie „Neger“ eine normale Bezeichnung, wenn sie eine Person mit schwarzer Hautfarbe beschreibt.

Ist es denn trotzdem zu viel verlangt, sich über die Bedeutung des Wortes Gedanken zu machen und Rücksicht darauf zu nehmen, wie andere solche Worte auffassen?
Es geht doch nicht darum, was man selbst damit verbindet, sondern wie es bei denen ankommt, die sich angesprochen fühlen. Sich dessen einfach bewusst sein, dann kann es auch zu einem Umdenken in der Gesellschaft führen.

Nicht falsch verstehen, ich bin selbst auch gern derbe und schlage über die Stränge, aber nur wenn ich weiß, dass mein Gegenüber damit klar kommt. Meinen schwulen Kumpel nenne ich auch mal Schwuchtel und mache Witze über sein Sexualverhalten, weil ich weiß, dass er es ab kann und meist noch einen drauf legt. Aber wenn man im Internet oder Fernsehen für viele hundert Menschen sendet, die man alle nicht kennt, ist es doch nicht so schwer, sich in dieser Zeit etwas zusammen zu reißen.

Hab mir früher auch keine Gedanken über die Wortwahl gemacht, ich und mein Kumpel vom Dorf haben uns damals gegenseitig „mein Nigga“ genannt und hielten es für das coolste seit Erfindung der Baggypants. Heute weiß ich, beides war nicht annähernd so cool, wie wir zwei Weißbrote vom Kaff dachten.

Dabei kann man doch so kreativ mit der Sprache umgehen. Es gibt so viele Wörter, die sich zum fluchen eignen, ohne eine bestimmte Gruppe zu beleidigen.
Pfosten, Lappen, Arschgesicht, Hackfresse, Matschbirne oder arschgeficktes Suppenhuhn sind nur ein paar Beispiele. Die Liste darf gern erweitert werden. :wink:

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doch, ist es. Entweder man bleibt authentisch und tritt dabei dann evtl ab und zu irgendwelchen Spastis mal auf die Füße oder man scriptet seine Sendungen alle durch und macht langweiliges PC TV für langweilige Menschen.

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Wenn ich kurz darf:
Was ist denn verkehrt daran, diesen “Kumpelstatus” auch Ede zuzugestehen, noch dazu seine impulsive Ader in der Hinsicht hinlänglich und seit Jahren bekannt ist.

Wenn du nur dann “authentisch” bist, wenn du dich wie ein widerwärtiges menschenverachtendes Arschloch aufführst, dann benimmst du dich nicht nur manchmal so und trittst Leuten auf die Füße, sondern dann bist ein widerwärtiges menschenverachtendes Arschloch.

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Ohne dir nun etwas in den Mund legen zu wollen, aber würdest du eine Person nur aufgrund der impulsiven Nutzung eines Wortes - ohne dass diese Person ein solches abwertendes Denken im Kopf tatsächlich hat oder pflegt - tatsächlich bereits als ein “widerwärtiges menschenverachtendes Arschloch” bezeichnen?

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Ne absolut nicht. So habe ich es auch nicht gemeint.
Gedanken kann man sich darüber definitiv machen und Rücksicht nehmen sowieso. Wenn mir jemand sagt, dass er sich an etwas in meiner Ausdrucksweise stört, halte ich mich auch dran.
Mein Punkt ist lediglich der, dass es hilft, nicht jeden dummen Spruch auf sich selbst zu beziehen oder davon auszugehen, dass jemand der über ein für mich empfindliches Thema Witze macht, etwas böses will. Und das meine ich im Interesse von den Betroffenen selbst, nicht um die Haltung “Humor darf alles” zu schützen oder gar irgendwelche Idioten die sich für Spaßvögel halten obwohl sie eigentlich nur verletzend sind.

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Es ist nicht immer schwarz oder weiß. Nur weil ich mir für eine Beleidigung eine andere einfallen lasse, muss man sich nicht verbiegen und seine “street creds” aufs Spiel setzen.

Und wenn es authentisch sein soll, die Ellenbogen auszufahren, anderen auf die Füße zu treten und seinen Spaß nur auf Kosten anderer zu haben, dann muss ich davon ausgehen, dass man es mit einem authentischen Arschloch zu tun hat.

Was ist denn heutzutage so schwer daran, nicht immer nur zuerst an sich und seinen eigenen Spaß zu denken?

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mag sein. muss jeder für sich entscheiden wen er als Arschloch ansieht. aber offenbar scheint das ja vielen Menschen zu gefallen, denn im großen und ganzen ist Eddy ja doch ziemlich beliebt.

darum geht es nicht. Es geht darum dass wenn jetzt potentiell Eddy immer im Hintergrund hat dass er aufpassen muss was er sagt, dann kommt dabei eben oft kein gutes Entertainment bei rum. Dann ist er nicht frei und immer halb auf seine Wortwahl konzentriert anstatt aufs Thema. und dann sind wir halt nicht mehr weit davon entfernt alles nur noch live on tape machen und bei jedem potentiellen shitstorm ausdruck lieber die szene nochmal zu drehen. und das wäre dann der tod dieses Senders.

wenn jemandem nicht passt was da über den stream geht, schallt halt ab. und nicht immer gleich die Mobilmachung fordern.

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Na klar darf er dass, als würde er sich auch davon abbringen lassen. Ich liebe ihn dafür!
Mir geht es nur darum etwas mehr Bewusstsein zu schaffen für den Ton und den Umgang miteinander, was mit dieser Diskussion ja auch schon passiert.
Aber gewollt oder nicht, wer von mehreren hundert Menschen täglich gesehen und gehört wird, hat aus diesem Umstand heraus eine gewisse Verantwortung und Vorbildfunktion. Hätten Eddy und Florentin sich zuhause am Frühstückstisch Beleidigungen um die Ohren gehauen, gäbe es diesen Thread gar nicht. Und da ich die Diskussion begrüße, finde ich es eigentlich gut, dass Eddy öfter mal „salopp“ formuliert. :slight_smile:

Ich finde schon, dass ist genau der Punkt! Einfach etwas kreativer fluchen und das Thema wäre gegessen. Und wir alle hätten etwas davon.

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Wenn sich jemand nur dann authentisch (als aus eigener Sicht normal) verhält, wenn er solche Wörter benutzt oder von sich in Anspruch nimmt, sie benutzen zu dürfen, dann erfolgt das nicht impulsiv, sondern absolut gewohnheitsmäßig (man “pflegt” dieses Verhalten an den Tag zu legen, es wäre nicht authentisch/unnormale es nicht zu tun) und das alles kann man gar nicht, ohne dieses abwertende Denkmuster schon vollständig verinnerlicht (meinetwegen auch im Kopf) zu haben.