Ernster Talk: Nahtoderfahrungen

Durch den sehr interessanten Alpträume Thread ist mir das Thema Nahtoderfahrungen in den Sinn gekommen.
Hattet ihr schonmal eine solche Erfahrung und was ging da in euch vor?

Ich persönlich hatte selbst mal einen solchen Moment. Es war auf einem Festival und die Menge wartete auf Billy Talent. Wir waren sehr mittig im ersten Bereich, hinter uns also der erste Wellenbrecher. Nur haben die Veranstalter viel zu viel Leute in den vorderen Bereich gelassen. Es war unglaublich eng und stickig, man konnte sich kaum bewegen. Als die Band dann anfing wurde es natürlich nicht besser. Jeder wollte näher ran oder mehr in die Mitte, woraus wie bei einem Meer eine Welle entstand, die durch die Menge ging. Ständig drückte es von links, dann wieder von rechts und wieder von links, und so weiter. Irgendwann hab ich mich in den Beinen von einem Anderen verhangen und bin gestolpert wodurch natürlich eine Kettenreaktion entstand und direkt 5 oder mehr Leute auf mir lagen. Die Luft da unten war eh schon stickig, aber durch das Gewicht habe ich einfach keine Luft mehr bekommen. Ich hab verzweifelt meinen Arm hochgehalten in der Hoffnung, dass mich jemand hochziehen kann, aber keine Chance, es lagen immer noch haufen Leute auf mir und es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis das Chaos kleiner wurde und den Leuten auf mir aufgeholfen wurde und ein starker Griff mich hochzog. Selten habe ich einen wildfremden Typen so dankbar umarmt.
Einen “Dein Leben zieht nochmal an dir vorbei”-Moment hatte ich während ich da unten lag nicht. Ich war einfach nur zum Teil panisch aber zum Größten Teil hatte ich nicht vor dem Tod selbst Angst, sondern eher vor der Trauer, die dadurch bei meiner Familie und Freunden folgen würde. Ich denke das hat mir nochmal eine Portion Kraft gegeben, das lang genug durchzuhalten.
Der Gig war für mich gelaufen. Ich konnte keine Minute davon mehr genießen. Als ich wieder stand bin ich dann seitlich weiter hinter und hab mir das von dort angeschaut. Danach gings aber wieder besser und die restlichen Bands vom Tag konnte ich noch genießen, aber für den Moment war der Schock schon tief. Musste auch lange danach noch daran denken.

Ja, war eigentlich grauenhaft. Hatte aber so viel Schmerzmittel das ich kaum eine Erinnerung daran hatte. Beim zweiten mal hatte ich das Paradies vor Augen und wenn es dasselbe ist dann bin ich in 60 Jahren bereit dafür.

Obs jetzt eine Nahtoderfahrung war kann ich nicht sagen aber hatte mal solch ein Gefühl beim Judotraining.
Trainigspartner hatte mich im Würgegriff und hat nicht aufs Abklopfen reagiert. Irgendwann wurde mir Weiß vor Augen (Normal sagt man ja schwarz, bei mir war aber alles komplett hell) und sah mich für kurze Zeit von Außen, als würde ich von der Decke aus zuschauen. Fand ich so verrückt dass das leider mein letztes Training war.

Ich hab Gelegentlich so Migräne Anfälle mit Aura (nicht klar sehen können, Sprachstörungen, manchmal Lähmungserscheinungen) und unter anderem gehört dazu, dass ich mich ne ganze Weile fast durchgehend übergeben muss. Meine Eltern waren da mit meiner Schwester in New York und ich war allein zuhaus, weil ich Schule hatte. Naja Migräne ging los, eigentlich halb so schlimm, leg ich mich mit nem Eimer ins Bett und warte, dass es vorbei geht. Hab beim übergeben dann gemerkt, dass mir irgendwas im Hals stecken geblieben ist, also keine Luft mehr bekommen. Halb-Blind raus aus meinem Zimmer in den Flur, um Hilfe zu rufen, gemerkt “scheiße, ist ja keiner zuhause”. Für die Situation war ich eigentlich relativ ruhig innerlich. Das war alles so ein bisschen wie in Zeitlupe. Ich hab gemerkt, dass es ohne Luft nicht mehr wirklich lange weitergehen wird. Dass ich es max. zurück in mein Zimmer oder geradeaus weiter ins Badezimmer schaffe. Dann hab ich überlegt, ist in meinem Zimmer irgendwas, das mir helfen könnte? nein. Also geradeaus ins Badezimmer. Das erste was man bei meinen Eltern im Bad sieht, ist das Waschbecken direkt neben der Tür, hab mir dann gedacht, dass trinken evtl. hilft. Während ich den Wasserhahn aufgedreht und mich runtergebeugt hab, hab ich daran gedacht, dass wenn das jetzt nicht klappt, meine Familie ausm Urlaub nach Hause kommt und mich Tod im Bad findet. Hab nach dem ersten Schluck Wasser dann zum Glück sofort gemerkt, dass sich der Brocken in meinem Hals gelöst hat. Bin Umgefallen, und hab auf Knien keine Ahnung wie lange nach Luft geschnappt. Bin dann auch im Bad eingeschlafen und Migräne war bis auf nen bisschen Kopfschmerzen weg, als ich wieder aufgewacht bin.

Ich hab seit dem immer zumindest nen Glas Wasser am Bett stehen.

Die Angst kenne ich auch.

Ich wieß nich tob das ne Nahtoderfahrung war, vielleicht eher nicht. Aber ich hab ne Zeitlang Angst gehabt einen Herzanfall zu bekommen, keine Ahnung wieso. Hatte das einfach im Kopf und bin sofort nervös geworden wenn mein linker Arm mal weh getan hat.
Ich saß irgendwann vorm PC, ganz normal, und mein rechter Arm fängt an etwas taub zu werden, völlig normal wenn ich etwas zu lang am Zocken bin. Der Tisch ist nicht der beste und ist sehr ungemütlich für die Arme. War auch nichts wildes, ging relativ schnell weg. Dabei hab ich dann gedacht: „Zum Glück der rechte und nicht der linke.“ Und dann plötzlich - mich trifft es wie ein Schlag, durch meinen ganzen Körper ging auf einmal Gefühl von leichten Schmerzen aber auch rigendwie ein Gefühl von Taubheit. Irgendwie wie ein Blitz. Meine Brust, meine Arme, eigentlich mein ganzer Oberkörper schmerzt. Ich bin sofort aufgestanden, bekomme Panik, reiße das Fenster auf und hyperventiliere fast, einfach soviel Luft in die Brust wie es nur geht.

Es wurde nicht besser, ok schnell was trinken das hilft. Flasche Wasser auf und weg damit. Immernoch tut mir alles weh. Die Angst dass ich grad wirklich ne Herzattacke habe wurd immer größer. Was also tun? Ich ins Badezimmer gerannt um mir Wasser ins Gesicht zu spritzen. Auf dem Weg ins Badezimmer wurds auf einmal noch viel schlimmer und ich bleib vor meiner Waschmaschine stehen und denk mir so: „Fuck, was ist wenn ich jetzt umfalle? Keiner weiß was mit mir is, die finden mich in ein paar Wochen tot hier liegen“ Ich war mir wirklich sicher dass ich gleich zumindest ohnmächtig oder so werde. Bin dann doch noch schnell ins Bad um mir Wasser ins Gesicht zu machen und das hat dann komischerweise auch schnell geholfen, ich hab mich beruhigt und mich erstmal geduscht. :smiley:

Ich war am nächsten tag bei meinem Arzt um mal zu hören wie sich ne Herzattacke anfühlt. War zum Glück keine.

Vor ein paar Jahren hatte ich einen schlimmen Autounfall als Beifahrer auf der Autobahn. Meine Schwester hatte es mal wieder recht eilig und mir war schon etwas mulmig, wollte aber nix sagen, da dies schnell in einen Streit ausarten könnte, auf den ich keine Lust hatte.

Der Physik sei dank haben wir dann bei ca. 140km/h die Haftung verloren (Fahrbahn war schneebedeckt im tiefsten Winter) und sind bei einer langezogenen Linkskurve rechts in die Leitplanke geballert. Die 2-3 Sekunden wo du merkst, dass du nichts mehr machen kannst und deinem Schicksal komplett ausgeliefert bist, haben sich in mein Gedächnis gebrannt. Ich dachte nur: “Okay, das war es denn jetzt wohl, schade eigentlich.”
Zum Glück sind wir dann wie eine Billiardkugel von rechts nach links gegen die Leitplanken geslided und mit einem 360°-Spin mitten auf dem Standstreifen stehengeblieben. Die Autos hinter uns haben zum Glück den nötigen Abstand gehalten.

Das Auto war komplett schrott, aber uns ist zum Glück nichts passiert.