Mobile Suit Gundam - Iron Blooded Orphans S01 (Netflix, 25 Folgen)
Da ich übers Wochenende dank Erkältung eh nur auf dem Sofa rumlungern konnte, hab ich spontan mal geguckt, was es so an SciFi-Animeserien auf Netflix gibt und bin dabei auf die genannte gestoßen. Bisher habe ich aus dem Gundam-Franchise nur damals „Gundam Wing“ in der TV-Ausstrahlung komplett gesehen, dazu ein paar Folgen Gundam SEED, weiß aber nicht mehr, wo. Während ich von ersterem ob dem hohen Erzähltempo, dem komplexen Plot und den Charakteren sehr begeistert bin/war, hat mich SEED - soweit ich mich erinnere - nicht abholen können.
Nun also Iron Blooded Orphans. Es gibt zwei Staffeln, an der zweiten bin ich noch dran (irgendwann ist man „leider“ auch wieder gesund und muss arbeiten ).
Es geht um eine Sicherheitsfirma (Söldnerarmee trifft es besser), die unter anderem aus Jugendlichen und Kindern besteht.
Die Kinder sind alle mehr oder minder Ausgestoßene vom Rand der Gesellschaft. Obdachlose, Waisen, „menschlicher Abfall“. Die Arbeit bei der Söldner-Firma ist ihre einzige Möglichkeit, ein Auskommen und einen Nutzen zu haben. Manche von ihnen lassen sich einer Operation unterziehen - oder werden dazu gezwungen -, bei der ihnen ein System implantiert wird, das ihnen die Steuerung von Arbeits- und Kampffahrzeugen erleichtert bzw. ermöglicht. Wegen der Gefährlichkeit der OP überleben nicht alle Kinder den Eingriff, manche werden zu Krüppeln. Andere halten sie besser aus und unterziehen sich sogar mehrfach dem Eingriff, um bessere Leistung erzielen zu können.
Story-Abriss der ersten zwei-drei Folgen
Die Söldnerfirma nimmt einen Auftrag entgegen, bei dem sie die junge Anführerin der marsianischen Unabhängigkeitsbewegung, Kudelia Aina Bernstein, bei ihrer Reise auf die Erde zwecks Verhandlungen eskortieren soll. Das Ganze ist jedoch ein Komplott eines interplanetaren Militärapparates, der diese Anführerin beseitigen will. So greift das Militär die Basis der Söldner an. Jedoch schaffen es die Kinder, den Angriff zurückzuschlagen und das Mädchen zu beschützen.
Nachdem die Kinder bei dem Angriff von den damaligen Erwachsenen in der Einheit hintergangen und verraten wurden, rebellieren die Minderjährigen unter Führung von Orga Itsuka, übernehmen die Firma, machen mit den Erwachsenen aus der Führungsriege, die sie hintergangen haben, kurzen Prozess, den Rest lassen sie gehen. Zufällig befindet sich auch ein großer Kampfroboter im Besitz besagter Firma, der Gundam Barbatos, der von da an von Orgas engstem Vertrauten, Mikazuki Augus, gesteuert wird. Mit seiner Hilfe bieten sie der Militärorganisation die Stirn, suchen sich Verbündete und begleiten Kudelia auf ihrem Weg zur Erde.
Produziert wurde die Serie von Studio Sunrise (u.A. Cowboy Bebop, Inu Yasha, Witch Hunter Robin), die - soweit ich das überblicken konnte - auch für die restlichen Gundam-Umsetzungen verantwortlich sind. Technisch kann ich der Serie nichts vorwerfen, die Umsetzung ist sehr gelungen. Flüssige Animationen, die Kämpfe, die einen wichtigen Teil ausmachen, sind dynamisch gestaltet, ohne unübersichtlich zu werden. Der Detailgrad ist ziemlich hoch, unwillkürlich musste ich mehrfach Vergleiche zu Cowboy Bebop ziehen, vor allem bei den Szenen im All bzw. auf Raumschiffen.
Die Story ist nicht so ultra komplex und in hohem Tempo erzählt wie z.B. in Gundam Wing, aber ich würde sie auch nicht als belanglos bezeichnen. Es gibt zahlreiche Wendungen, etliche Charaktere mit teils versteckten Zielen oder Verbindungen und ein angenehmes Erzähltempo. Nur das teils hohe Ansehen, das so manche Person besitzt, kann ich hier und da absolut nicht nachvollziehen, da es keine Grundlage dafür gibt - zumindest wird es wenn dann nur in ein-zwei Nebensätzen als Fakt dargestellt, aber es kommt bei mir nicht realistisch bzw. glaubwürdig rüber.
Leider lässt die zweite Staffel animationstechnisch etwas nach, finde ich. Besonders die übliche Thematik „Mund bewegt sich, aber Kinn bleibt starr“ nimmt hier leider merklich zu, was ich sehr schade finde, denn in der ersten Staffel war man meinem Empfinden nach noch sehr darauf erpicht, das Ganze gut umzusetzen. War wohl wie üblich einfach ne Geldfrage.
Was ich einerseits gut finde, ist die Fülle an Themen, die die Serie anschneidet. Armut, Klassenkampf, Unabhängigkeit, Kindersoldaten, Tod und Verlust. Andererseits passiert leider auch nicht viel mehr als besagtes Anschneiden. Viel zu oft wird das Ganze in „coole“ Kämpfe und Action verpackt, eine wirkliche Auseinandersetzung abseits von Einzelschicksalen findet kaum statt. Zumindest nicht so, wie es angebracht wäre. Aber dafür ist es dann wohl auch einfach zu sehr eine Unterhaltungssendung, die Merchandise an die Leute bringen will - überspitzt gesagt.
Am Ende ist die Serie zwar nicht unbedingt leichte Kost, aber auch kein Philosophie- oder Politbrocken, der sie aber leicht sein könnte. Genug Tiefe gäbe die Thematik her, sie wird aber nicht ausgeschöpft. Wer nur auf Roboter-Fratzengeballer mit einer Prise Intrige aus ist und nicht den größten Wert auf Charakterentwicklung legt, dürfte auf seine Kosten kommen. Mal gucken, wie sich die zweite Staffel dahingehend machen wird.
Mit etwas über 20 Minuten pro Folge (animetypisch) ist die Serie aber auch schnell weggeguckt.