Thema: Greta Gerwig’s Official Barbie Watchlist
Film: Barbie (Greta Gerwig)
Erscheinungsjahr: 2023
Laufzeit: 113 Minuten
Vorweg: Ich habe den Film knapp vor der Themeneinreichung geguckt, aber ich hab ne Sondererlaubnis vom Chef!
TLDR; sehr gut mit ganz wenigen Abstrichen
Eine Frau zu sein ist oft fucking ungerecht und undankbar. Ken zu sein auch.
In der Story folgen wir der sterotypen Barbie, die in der Barbiewelt lebt ohne eine Sorge zu kennen. Alles ist gut, die anderen Barbies glücklich, die Kens zu ihren Füßen. Und Allan ist auch da. Die Barbies regieren die Welt und sind sich sicher: so ist es auch in der echten Welt. Immerhin zeigt Barbie ja kleinen Mädchen seit Jahrzehnten dass sie alles sein können was sie wollen.
Doch plötzlich ist gar nicht mehr alles so perfekt für Barbie. Und es gibt nur einen Weg zurück in die Perfektion: in die echte Welt reisen und das Mädchen finden, das mit ihr spielt. Schoßhündchen Ken schleicht sich mit auf die Abenteuerreise in die Menschenwelt und beide stellen fest: dort ist alles ganz ganz anders als zu Hause. Denn in der Welt der Menschen gibt es das PATRIACHAT (dun dun dun) und dieses wird auch Barbies Welt ganz schön auf den Kopf stellen.
Ganz eindeutiger Star des Films für mich: Ken. Also stereotyper Ken. Einmal weil Ryan Gosling seine Sache halt einfach echt gut macht, zum anderen weil der Charakter gut ausgebaut ist.
Ja er ist „Incel“ und Arschloch und Macho und alles was wir unter Toxic Masculinity verbuchen. Er ist aber auch klar eines: Produkt. Produkt von Mattel und dann Produkt des Patriachats. Er ist kein bösartiges Feindbild, er ist vom Patriachat genauso überfordert wie Barbie, er wurde nur geschaffen um sie zu lieben. Er ist „BARBIE (und Ken)“ und sein Job ist „Strand“. Wenn ihm das genommen wird ist er nichts. Aber im Patriachat, da kann er alles sein. Da ist es einfach Ken. Und das ist Kenug.
Seine Story Arch zeigt uns zwei Dinge: 1. Männer leiden auch im Patriachat. 2. Es ist leicht die Frauen zu beschuldigen, aber heilsamer das patriarchale Denken abzulegen und sich selbst zu finden. Auch wenn es wehtut.
Barbies Geschichte wiederum tritt hintenan. Denn viel wichtiger ist die Geschichte der Frau die mit ihr gespielt hat. Die im Laufe des Film ihrem Frust und ihrer Wut endlich mal Raum lässt und damit den Tag rettet. Die hinausbrüllt wie verschissen unerfüllbar die Erwartungshaltung an Frauen ist, wie lächerlich eng das Korsett in das man geschnürt wird bis einem die Luft ausgeht und wie komplett zum Kotzen das Leben oft ist. Mit einer Verzweiflung die berührend echt ist und die wohl jede Frau schon mal gefühlt hat.
Die Cinematografie des Films ist extrem (EXTREM!) gut. Nicht nur die Anspielungen (nein, Hommage trifft es besser) an große Filmklassiker. Sondern auch und vor allem das Set Design. Gott im Himmel ist das Set Design gut. Man beißt vor Freude in die Tischkante bei so viel Auge und Liebe fürs Detail. Wenn der Film keinen Oscar dafür kriegt dann ist das ein Skandal. Es ist unfassbar gut.
Trotzdem kriegt der Film von mit nur 4/5 Sterne. Das liegt vor allem am Ende. Der Film ist die ganze Länge über bissig, pointiert, genau richtig emotional und auf den Punkt. Unsubtil aber nicht aufdringlich. Aber am Ende. Da wollt ich mich vor Schlonz fast übergeben. Minutenlange „das leben ist schön“ sobstories und das nicht einmal cinematografisch schön erzählt. Wir bekommen eine stock footage slideshow mit lauter Videos von glücklichen Menschen und ne heulende Barbie vor ner weißen Wand. That‘s it. Das braucht keiner in so einem Film. Echt nicht. Rausschneiden und dafür ne zweite Musical Nummer a la „I’m just Ken“ rein.
A propos: mit der Meinung bin ich recht alleine aber ein weiterer Grund für die Abstriche ist der Soundtrack. Den fand ich nämlich gar nicht mal so geil. In weiten Teilen sogar ziemlich nervig. I’m just Ken ist natürlich über jeden Zweifel erhaben aber der restliche Soundtrack war mir oft anstrengend im Weg.
Also: 4/5 Punkten und Herzen für Allan und Weird Barbie die auch großes Kino waren