Hab die Folge jetzt nochmal geguckt:
Die ersten Minuten bis zum Angriff der Dothraki:
Super Anfang, wie von Sam zu Tyrion gewechselt wird und man links und rechts die letzten Vorbereitungen sieht. Alles ist eng beieinander, jetzt geht es um alles. Die ruhige, bedrohliche Hintergrundmusik tut ihr übriges dabei um unglaublich viel Spannung aufzubauen. Genauso als die Drachen über das leise Winterfell hinwegfliegen.
"Ich mach für dich das Licht an"
Random Mellisandre ist random, aber für den Effekt wars super. Der Sturmangriff der Dothraki wirkt super konstruiert, was hier aber tatsächlich gut funktioniert, denn der Effekt der verlöschenden Schwerter ist Grusel pur. Da flammt gerade neue Hoffnung auf - zack - ists schon wieder vorbei. Und wie die Reiter gegen die Wand (und Riesen) prallt, mit Angst in den Gesichtern sah auch super aus.
Die Folge ist dunkel und voller Schrecken
Anscheinend war dieses ganze Mellisandre-Gelaber absolut Meta, dass einfach jede Staffel dunkler wird, bis man in der letzten Folge nur noch Geräusche hört. Das macht die Schlacht teilweise sehr unübersichtlich, was aber gut passt, da die Walker halt keine Schlachtordnung haben und alles ins Chaos stürzen. Und in einem halbwegs dunklen Raum erkennt man auch alles.
Die Toten sind bereits da
Dany scheißt auf den Plan, was aber keine wirklichen Auswirkungen hat. Leider. Fehler werden nicht so bestraft wie sie es sollten. Das einzige was passiert ist, dass die Drachen durch den Eissturm kurzzeitig aus dem Rennen genommen werden. Aber der Plan war ja sowieso, die Drachen nicht einzusetzen bis der Night King kommt. Ist schade, aber verkraftbar. Dafür sind alle Drachenszenen bombastisch. Ausnahmslos.
Die Rückzugssequenz und der Shot von oben auf die nicht enden wollende Masse an Untoten - an der Kamerarbeit kann man in dieser Folge sicher nichts aussetzen.
"Die Krypta ist si-" "Ach halt die Klappe!"
Die Idee fand ich super lame und ich hab keine Ahnung, wie sich die Toten durch das Mauerwerk fressen konnten. Na ja, muss man auch mit Leben, auch etwas „doof“, dass zwar eine Gefahrenlage aufgebaut wurde, es letztendlich aber keine Konsequenzen für die Charaktere gab, außer für ein paar Red Shirts.
Dafür gab es in der Krypta eine der besten Szenen der gesamten Folge. Wie Tyrion und Sansa zusammen stehen, ohne Worte mit einander agieren - das war einfach nur richtig gutes Schauspiel.
Warum da aber trotz ständigen anteaserns so viele überlebt haben, selbst Varys und Co. die gefühlt einfach nur im Gang rumstanden, versteh ich nicht ganz. Und warum haben sie denen in der Krypta nicht wenigstens nen kleinen Eimer mit Drachenglas hingestellt? Für den Notfall? Oder Ghost? Oder Sam, …ne, vergesst Sam.
Greta Thunberg Lyanna vs. Goliath
Schön, dass sie noch einen richtig schönen Heldenmoment bekommen hat, stur und unnachgiebig bis zum Tod. Auch schauspielerisch war das von ihr zwar kurz aber voll on point.
No One , The Hound und Hodor 2.0
Arya war in dieser Folge super. Das Schauspiel von Maisie Williams war extraklasse und die Szenen bis zur Bibliothek Spannung pur. Auch schön fand ich, dass sie im Kampf zwar unglaublich stark, abernicht einfach übermächtig ist, sondern ihr am Ende auch nichts weiter übrig bleibt als wegzurennen. Der Heldentot von Berric wurde gut in Szene gesetzt, auch wenn es etwas hodoresk wirkte, wie er da im Gang hängt und auf sich einstechen lässt.
Schön auch zu sehen, dass Der Hound für Arya selbst seine Angst vor Feuer überwindet um sie unbedingt zu retten.
It’s raining Night King
Ich finds ja immer so herrlich, wie emotionslos der NK ist. Verzieht überhaupt keine Miene, selbst als er von seinem verdammten Drachen fällt. Wie ein nasser Sack dem alles egal ist bzw. der weiß, dass ihm eh nichts passiert. Dafür war dieses triumphale Grinsen als Frau Drakaris mit dem Drachenfeuer scheitert grandios. Das konnte er sich dann wohl trotz Untotsein nicht verkneifen. Auch schön, dass die Musik mit dem Feuer wieder hoffnungsvoller, energiegeladener wird und man kurz Danys Drachentheme hört, sich dann aber schnell wieder Ernüchterung breit macht. Nur für Olympia muss der NK wieder trainieren. Drogon auf die Entfernung zu verfehlen - mit so ner Leistung bekommt man keinen neuen untoten Drachen.
Die Szene mit Jon und dem NK ist auch eine der besten Szenen der Folge. Der zum scheitern verurteilte Versuch von Jon noch rechtzeitig anzukommen und die triumphale Gewissheit des Night Kings stehen sich hier perfekt gegenüber.
Ich und meine Gang
Wie der NK mit seinen Dudes durchs Tor reinmaschiert sah schon… fast schon witzig aus. Da hätten nur noch ne Explosion im Hintergrund gefehlt.
Auch schön in Szene gesetzt war die Stelle, als die ganzen Untoten auf Drogon einstechen und Dany komplett allein ist. Zwar kommt dann natürlich Deus Ex Jorah, aber er hat es imo auch nochmal verdient seine Königin ein allerletztes Mal zu retten.
Theon
Ich hatte gehofft, dass er gegen den Night King stirbt und nicht irgendwie überrannt wird. Das hat er nach all seinen Fehlern, Strapazen und Wiedergutmachungen verdient. Auch Brans Absolution für ihn war nochmal das i-Tüpfelchen. Kann auch verstehen, warum er auf den Night King zurennt - ihm war sicher bewusst, dass er sterben würde. Aber ein kurzer Kampf gegen ihn wäre doch noch schöner gewesen. Oder ein Bogenwettschießen. Oder Armdrücken. So wirkt es leider etwas kümmerlich wie Theon gegen den NK anrennt und sofort gekillt wird um zu verbluten. Er hätte dem NK wenigstens noch nen Speer in die Hacken rammen können, damit das Arya-Ende etwas runder wird.
No one knows how its like to be the bad man - behind blue eyes
Um da gleich anzusetzen: Das Arya ihn tötet - gern. Find ich sogar schöner als von Jon. Dass das aber so random aus dem nichts passiert ist wirklich schade. Wie oben geschrieben, hätte ich es runder gefunden, wenn Arya den Angriff versucht - der schlägt fehl, aber Theon kann ihn lang genug ablenken. So ein wenig wie beim Hexenkönig von Angmar. Optimal wäre es noch, wenn Arya ebenfalls dabei drauf geht.
Aber so ists leider nicht gekommen. So haben wir Random Arya is random Arya. Ich glaube aber, dass ich mich damit noch am besten anfreunden kann.
Was ich aber wirklich beschissen finde, dass man nun nichts über den NK herausgefunden hat. Dass Bran sich nur in ein paar Raben gewargt hat um Mittendrin statt nur dabei zu sein. Dass der NK extra in Slow Motion läuft, damit Arya genug Zeit hat. Im Endeffekt ist durch die Schlacht nichts passiert. Die Handlung wurde dadurch keinen Zentimeter vorrangebracht. Hatte Bran einen Masterplan? Hatte der Night King überhaupt nen Plan? Warum hat sich Tyrion vor einer Folge noch mit Bran über seine ganze Reise unterhalten, wenn das anscheinend keine Auswirkungen mehr haben wird? Selbst Jons Storyline wirkt jetzt dramatisch platt. Er will eh nicht auf den Thron, seine ganze Motivation in 8 Staffeln rührte daher, dass er unbedingt die White Walker besiegen wollte.
Für mich sind das irgendwie zu viele offene Fragen. Vielleicht bin ich zu vorschnell und da kommt noch was, aber so richtig vorstellen kann ich mir das nicht. Wäre natürlich ein schöner Twist, wenn da noch ein cooler Twist kommt, aber irgendwie ist die Bedrohung damit aufgeraucht. Richtige Intrigen kommen (wahrscheinlich) nicht mehr, also gibts nur noch ne Schlacht zwischen Dany und Cersei. Nach der größten Bedrohung aller Zeiten, gegen die die ersten Menschen unglaublich viel magisches Gedöns, ne Prophezeiung und Azor Ahai brauchten (und wir hier nur Arya), kann es ja nur antiklimatisch werden. Seis drum.
Am Ende sollte man die Staffel als Gesamtpaket bewerten.
Fazit
Dramaturgisch 10/10
Inszenierung 10/10
Schauspiel 10/10
Musik 10/10
Handlung bis zum Ende 10/10
Handlung am Ende meh/10
Alles in allem wird das wohl einer meiner Lieblingsfolgen. Selbst beim zweiten Mal schauen, hatte ich noch genug Spannung in der Brust um die Folge richtig zu genießen. Etwas viele Deus Ex-Momente, aber mit den meisten kann ich mich arrangieren. Es gab genug Heldentode, es gab genug Action, schöne und bombastische Szenen, ruhige Szenen, fantastisches Schauspiel und… ein solala Ende.
Auf zur nächsten Folge!