Gewalt in Filmen vs Sex/Erotic in Filmen

Das stimmt, nur ist die Tendenz ja das es fast komplett ausgeklammert wird, also nochmal, wie ich ja im anfangspost geschrieben habe, hat sich das Bild über die Jahrzehnte nochmal einseitiger entwickelt.

Und zur gewalt mir ist bewusst, dass dieses schon immer Gesellschaftlich akzeptiert ist (im Film), und ich will das auch nicht persé als schlecht bewerten, überhaupt nicht, aber in diesem kontext find ich es trotzdem dikussionswürdig, egal ob es schon zu hauf angesprochen wurde…
Mich interessiert ja eure Meinung dazu.

Ich frage mich oft, ob wir einfach ein gewisses Gewalt-Ventil brauchen und es darum in Filmen oder Games so populär und allgegenwertig geworden ist…

Man muss sich mal überlegen, wie gross die Diskrepanz zwischen Filmgewalt und echter Gewalt ist. In der Realität verlangt man von der Gesellschaft, dass man der Gewalt ausweicht. Sogar in extremen Situationen, wie zum Beispiel im Umgang mit Verbrechern, haben wir die Ethikvorstellung, dass die Gesetzeshüter nur dann Gewalt anwenden, wenn es absolut nötig ist. Und bestraft werden Kriminelle nicht, indem wir ihnen physische Gewalt antun.
Jetzt überlegen wir uns mal, wie „Gerechtigkeit“ oft in Filmen dargestellt wird. Die Bösewichte, sehr, sehr oft, werden erschossen, stürzen von Gebäuden, werden in die Luft gejagt… und ein Klischee im Bezug auf den Hauptbösewicht ist oft, dass sein Tod der brutalste und „kreativste“ ist. Generell setzt es der Film zwar so um, dass man als Zuschauer sagen kann, dass der Held keine andere Wahl hat, oder das es Selbstverteidigung war, oder was auch immer…
Aber es ist sehr, sehr normal, dass in Filmen die Ausübung von Gewalt als grundsätzliche Art einer Konfliktbewältigung dargestellt wird. Und wenn ein bösartiger oder brutaler Charakter in einem Film ein übles, gewalttätiges, brutales Ende findet, dann geniessen wird das oder finden es „cool“.

Ich denke, die meisten Leute haben eine Faser in sich, welche morbide Genugtuung dadurch erhalten physische Gewalt gegen antagonistische Personen zu sehen. Und es ist zum Teil anstrengend, in unserer Gesellschaft, sich dafür einzusetzen, dass sogar Kriminelle und bösartige Menschen ihre Rechte haben und das unsere Gesellschaft nicht nach dem „Auge um Auge“ Prinzip funktionieren sollte. Ich sage nicht, dass das nicht der korrekte und beste Weg für eine Gesellschaft ist (was ich absolut denke), ich sage nur, dass es auf jeden Fall anstrengend und nicht immer ganz einfach ist. Und Gewalt in Filmen und Games erlauben es uns diese innere Lust auf Gewalt als „legitime“ Art der Gerechtigkeit auszuleben.

Das erklärt jetzt vermutlich mehr, warum ich denke dass Gewalt in Fiktion einen derart hohen Stellenwert hat generell.
Warum der extreme Kontrast mit Sex besteht weiss ich aber nicht :wink:

Da würde ich mal darauf hinweisen, dass ein grosser Teil unserer Filme aus der USA kommt… und da ist die Gesellschaft halt so, dass Gewalt ok ist, aber Sex irgendwie verwerflich. Und das stammt sicher unter anderem von dem extrem Religiösen Hintergrund der USA. Die Bibel und das Christentum machen Sex zu einem extremen Tabu-Thema. Gewalt ist da ganz was anderes, die Bibel stellt Gewalt durchaus als eine legitime Art der Gerechtigkeitsausübung und der Konfliktbewältigung dar.

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Erotik und Sex ist meinem Empfinden nach definitiv nicht so tabu wie es gemacht wird. Auch nicht in der amerikanischen Industrie. Es gibt zahlreiche Filme die Erotik auch im Kino zeigen.

Das Problem das ich sehe ist viel mehr das Empfinden mit der man eine expliziten Sex-Szene im Vergleich zu einer Gewalt-Szene beurteilt. Während du abgetrennte Köpfe heuzutage mit Profimaskenbildnern relativ gut künstlich nachstellen kannst, sieht das mit ner expliziten Sex Szene schon ganz anders aus. In einem Slasherfilm hast du keine Liveleak-Videos von echten Serienkillern und in einem Kriegsfilm (Dokus mal ausgenommen) auch keine echten Szenen von Menschen die von Drohnen weggebombt werden. Da kommt vielleicht auch die Abgestumpftheit von einigen Zuschauern her, dass sie ja davon ausgehen, dass die Gewalt nicht wirklich echt ist.

Sex ist zu intim um es richtig schauspielerisch nachzustellen zwischen Schauspielern, die sich nicht so gut kennen und ihr Geld vielleicht auch garnicht damit verdienen wollen ihre intimen Glücks-Momente mit aller Welt zu teilen. Ob das nun prüde ist oder nicht, I dunno.

Videospiele sind in der Hinsicht besser dazu geeignet dieses Problem abzufangen. Einfach daraus begründet, dass du explizite Szenen zeigen kannst ohne echte Schauspieler zu involvieren. Ich denke dabei hauptsächlich an Mainstream-Spiele The Witcher 3 und Cyberpunk 2077. Zusätzlich kann man sich die Szenen selbst herauspicken. Videospiele haben natürlich ihre eigenen Probleme mit schlechten Animationen oder Voice-Acting, wenn ich jetzt mal an Dragon Age denke.

In jedem Fall denke ich, dass ein Hauptfaktor für wenige bis keine expliziten Sexszenen in Mainstream-Filmen in der Schaffenshand der Schauspieler liegt, die einfach keinen Bock haben explizite Sexszenen zu drehen. Nacktszenen unabhängig von einer möglichen Erotik sind ja auch so’n Ding auf die nur wenige Schauspieler/innen Bock haben.

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Und will auch nochmal betonen, es geht nicht um Die richtige Antwort, sondern um Meinungen zum Thema, auch ich hab da keine fertige Antwort, sondern ist ein stetiger Diskurs, drum ich kann alle Meinungen hier verstehen und nachvollziehen…

Und ich lese auch alle posts, auch wenn ich hier bewusst keine likes verteile, denn jede Meinung find ich erstmal interessant.

Schon, aber es ist um einiges härter Reguliert, im Bezug auf Altersfreigabe.
Ich meine, Nacktheit im Sexuellen Kontext führt in der USA relativ schnell zu einem Rating von NC-17… während ich kürzlich den Film “Alita: Battle Angel” gesehen habe, wo ein Mensch in zwei Hälften geschnitten wurde und das trotzdem noch als PG-13 durchging…

Ausserdem ist es eine Frage, wie viel gezeigt werden darf.
Nimm einen durchschnittlichen Actionfilm, wo effektive Gewalt ganze 10-15 Minutige Szenen beinhaltet, man es aber kaum mehr registriert.
Aber bei jedem Film in dem kurz eine Brustwarze gezeigt wird (eine weibliche, natürlich…) müssen die Ratings-Agenturen immer sofort über die Bücher, um zu sehen ob das vielleicht schon zu exzessiv ist…

Ich habe mit längeren sex szenen in filmen und serien meist das problem dass sie nichts zur handlung oder charakterisierung beitragen können und mich dadurch langweilen.

Negatives beispiel: fast jede sex szene in game of thrones hätte besser durch etwas ersetzt werden sollen was die handlung voran bringt.

Positives beispiel: der sex in american psycho charakterisiert bateman

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Ich hab grundsätzlich kein Problem mit Nackt oder Sexszenenbin Filmen/Serien. Aber es nervt wie sie eingesetzt werden. Teils wird man damit erschlagen oder es wirkt vollkommen fehl am Platz. Bei der Serie Start-up wird die erste Folge langvgefühlt nur gerammelt weswegen ich dann genervt war und nicht weiter geschaut habe.

Ich musste mal eine Folge Greys Anstomy schauen. Da wurde gefühlt nur gebumst. Handlung? Keine Ahnung.

Bei Start-up wurde gevögelt, 30 Sekunden gerede, wieder vögeln. So ging das die ganze erste Folge.

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Häää? Hast du mehr als eine folge davon gesehen, ja es gibt sex, aber doch eher selten bzw. meist nur in dialogen angrdeutet.

Nur die eine Folge, die war uninteressant genug Aber ich hörte es geht daneben auch um ein Krankenhaus :grin:

Ist schon eine Weile her. Angaben ohne Gewähr.

Da fehlt mir eine richtige Definition was für dich zur Handlung beiträgt und was nicht. Eine Szene aus dem Bordell in Kings Landing mit Sex im Hintergrund ist für mich genauso relevant wie eine Szene auf der schwarzen Festung wo im Hintergrund Kämpfer trainieren. Trägt halt in erster Linie zum Kontext bei, einer Charakterisierung des Settings. Ohne diese Szenen würde zB der Umstoß mit den Spatzen keinerlei Relevanz haben. Genauso gibt es zahlreiche andere Szenen wie mit Theon Greyjoy die sehr wohl zu seinem Charakter gehören.

Ob es einem nun gefällt oder nicht, ist dann ne andere Sache. Du gehst ja auch nicht zu jedem kleinen Element in einem Film und hinterfragst es ob es die Gesamtstory vorranbringt oder nicht. Wenn man allein danach gehen würde, könntest du Filme und Serien an sich durch Kurzgeschichten austauschen.

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Bei Altersfreigaben haste aber keine normalen Menschen sitzen. Teils sind das unabhängige Unternehmen, die zB in Deutschland von irgendwelchen Jugendverbänden (macht Sinn) oder Kirchen (macht weniger Sinn) belabert werden. In Amerika sind das dann auch irgendwelche privatisierten Vereine, die solange die Werke ihrer jeweiligen Industrie abnicken, bis sich eine Elternvereinigung über irgendwas aufregt. Es ist maximal eine verzerrte Wiedergabe von dem was unsere Gesellschaft im Durchschnitt über etwas denkt.

Das hat dann Auswirkungen auf das mögliche Einspielergebnis der Produzenten, weshalb das ganze dann rausgeschnitten wird. Dadurch ist das ganze aber sich kein Tabu-Thema.

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Ja, die Ansichten in der Gesellschaft sicher.
Aber nicht die Repräsentation im Medium selber.
Darfst nicht vergessen: Diese Leute, ob es jetzt Durchschnittsbürger oder Interessengruppen sind, beeinflussen, was die Filmemacher bereit sind in ihren Filmen zu zeigen, da sie von denen die jeweilige Zertifizierung erhalten, welche wiederrum bestimmen, welches Publikum ihr Film erreichen kann.

Ziemlich genau mein Punkt.
Aber es geht hier im Forum ja primär um die Frage der Darstellung dieser Dinge in Film.

Ich denke auch, dass dieses Gefühl der Diskrepanz und des Nachholbedarfs zwischen Sex und Gewalt in erster Linie durch das prüde Hollywood und auch den, noch vor gar nicht allzu langer Zeit, großen Einfluss der Kirche auf den amerikanischem Film verursacht wurde.
Es ist ja nicht umsonst ein Klischee, dass im Rahmen der Kirche Gewalt legitim und Sex tabu ist (Gab es da nicht auch mal ein Simpsons Gag, indem Ned völlig brutal Bibelszenen nachgespielt hat?).

Ich denke, wie so oft, leisten da aktuelle Serien, vor allem auch von Netflix, große Aufholarbeiten.
Z.B. Sex Education wirkt ja fast schon wie eine neue Aufklärungswelle, in der Fragen zum Thema Sex kaum unbefriedigt bleiben.
Ich habe jetzt zwar nur die erste Folge gesehen, aber ich geh jetzt mal vom Titel aus und davon dass direkt in der ersten Szene Sex und Nacktheit zu sehen war.

Joa, vielleicht etwas breiter gefasster. Bladerunner gehts ja um die Gründe für diese andere Darstellung, und die sind zahlreich.

Manche weniger sinnvoll, wie etwa die privaten Freigabebehörden und die Geldgier der Produzenten und manche halt ganz natürlich, dass die Schauspieler da weniger Bock drauf haben. Darauf hat mein Kommentar in erster Linie abgezielt.

Fair enough :grin:
Verliere ab und an den Überblick innerhalb der Threads, wenn Themen gewechselt oder ein bisschen genereller angesprochen werden.

Aber ja, ich denke im Bezug darauf sind wir glaub ähnlicher Meinung.

Vielleicht lass ich mal meinen Senf dazu hier, finde das Thema nämlich tatsächlich extrem spannend.

Also erst mal kann man denke ich festhalten, dass gerade die großen Filme nunmal hauptsächlich amerikanische Produktionen sind und wie deren Verhältnis zu Sex / Gewalt ist, weiß wohl jeder. Entsprechend sehen dann auch die Produkte aus. The Evil Dead und Saw sind vollkommen in Ordnung und haben teilweise ein PG-13 Rating in den USA, aber wehe man sieht auch nur den Ansatz einer Brust, pfui! Weg damit!

Ich hab mich da schon immer ein bisschen gefragt, warum das eigentlich so ist, da Sex ja - ich nenne es jetzt mal so - “natürlicher” ist, als die Gewalt die teilweise in Torture Porns verherrlicht wird. Auf der anderen Seite ist es aber natürlich immer schwierig zu sagen, wie weit künstlerische Freiheit auf beiden Seiten gehen darf. Hallo Serbischer Spielfilm!

Heutzutage ist denke ich auch ein Problem, dass das Schlagwort Sex sells! einfach nicht mehr aktuell ist, sondern eher in Sex will for sure make a shitstorm! umbenannt werden sollte. Wenn man sich mal den ersten American Pie nach so langer Zeit nochmal anschaut, kann ich mir kaum vorstellen dass so ein Film heute noch Erfolg hätte und selbst wenn, würde garantiert sofort die PC-Police Alarm schlagen.

Auf der anderen Seite ist es denke ich auch einfach so, dass wir mittlerweile in einer Gesellschaft leben, wo wir Sex nicht mehr unbedingt in Filmen als Tabubruch benötigen. Klar, wenn’s die Story irgendwie befüllt klar, aber überlegt mal was es damals für Skandale in den 50ern und 60ern gab, mir fällt jetzt leider kein akutes Beispiel ein aber ich glaube die Duschszene bei Psycho gehörte auch dazu.

Da sind die Leute ausgerastet wie verrucht das Kino doch ist, weil man eine Frau schemenhaft unter der Dusche gesehen hat und dann war die auch noch bis zu den Schultern nackt zu sehen!!! Unfassbar!

Die Zeiten sind einfach rum. Sind wir doch ehrlich: wir haben vermutlich alle spätestens mit 15-16 teilweise bestimmt früher unseren ersten Porno gesehen und lernen teilweise schon in der Grundschule, wie die männliche und weibliche Anathomie ausschaut. Für uns ist das kein Skandal mehr.

Mit Gewalt kann man da einfach schon eher nen Skandal auslösen. Aber auch da frage ich mich (nochmal hallo Serbischer Spielfilm) wie viel “Luft nach oben” da überhaupt noch ist, dass man wirklich die Leute schocken kann.

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Du bringst das auf den Punkt, was ich nicht ausformulieren konnte.
Das sehe ich genauso.

Aber folgende Frage kommt auf:
Zählt sexuelle Erregung genauso in die Gefühlsbandbreite eines Filmes wie Angst, Freude, Wut etc., sprich, ist es ein Mittel den Rezipienten an das Machwerk zu binden.
Diese Frage kann man sich glaube ich nur persönlich beantworten.
Ich persönlich finde nicht, dass sexuelle Erregung mit den genannten “klassischen” Emotionen gleichzusetzen ist.

Sexuelle Attraktion bzw. Erregung spielt fast immer auch ein Rolle, denke ich. Nur eben lieber unterschwellig versteckt, als offen auf dem Screen zelebriert, damit man sich nicht angreifbar macht unter den prüden Augen der Öffentlichkeit.
Und wir als Konsumenten sind an das altbekannte sex sells schon so gewöhnt, dass es uns gar nicht mehr auffällt, dass all unsere liebgewonnenen Figuren in Film, Serie und Spiel vor Übersexualisierung strotzen und immer auch einem sexuellen Bedürfnis gerecht werden.

Ich finde da das Beispiel Taschendiebin sehr interessant, da es mir beim Gucken ähnlich ging und ich beim zweiten Mal schauen, sogar die Sexszenen etwas vorgespult habe :thinking:
Obwohl der Film im Grunde ja nur explizit das zeigt, was bei unserer normalen Sehgewohnheit im Kopf stattfindet. Man hat Sex wirklich quasi outgesourct und man ist eher irritiert, weil man ja einen Film guckt und sich nicht grade selbstbefriedigt.

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