Ich frage mich oft, ob wir einfach ein gewisses Gewalt-Ventil brauchen und es darum in Filmen oder Games so populär und allgegenwertig geworden ist…
Man muss sich mal überlegen, wie gross die Diskrepanz zwischen Filmgewalt und echter Gewalt ist. In der Realität verlangt man von der Gesellschaft, dass man der Gewalt ausweicht. Sogar in extremen Situationen, wie zum Beispiel im Umgang mit Verbrechern, haben wir die Ethikvorstellung, dass die Gesetzeshüter nur dann Gewalt anwenden, wenn es absolut nötig ist. Und bestraft werden Kriminelle nicht, indem wir ihnen physische Gewalt antun.
Jetzt überlegen wir uns mal, wie „Gerechtigkeit“ oft in Filmen dargestellt wird. Die Bösewichte, sehr, sehr oft, werden erschossen, stürzen von Gebäuden, werden in die Luft gejagt… und ein Klischee im Bezug auf den Hauptbösewicht ist oft, dass sein Tod der brutalste und „kreativste“ ist. Generell setzt es der Film zwar so um, dass man als Zuschauer sagen kann, dass der Held keine andere Wahl hat, oder das es Selbstverteidigung war, oder was auch immer…
Aber es ist sehr, sehr normal, dass in Filmen die Ausübung von Gewalt als grundsätzliche Art einer Konfliktbewältigung dargestellt wird. Und wenn ein bösartiger oder brutaler Charakter in einem Film ein übles, gewalttätiges, brutales Ende findet, dann geniessen wird das oder finden es „cool“.
Ich denke, die meisten Leute haben eine Faser in sich, welche morbide Genugtuung dadurch erhalten physische Gewalt gegen antagonistische Personen zu sehen. Und es ist zum Teil anstrengend, in unserer Gesellschaft, sich dafür einzusetzen, dass sogar Kriminelle und bösartige Menschen ihre Rechte haben und das unsere Gesellschaft nicht nach dem „Auge um Auge“ Prinzip funktionieren sollte. Ich sage nicht, dass das nicht der korrekte und beste Weg für eine Gesellschaft ist (was ich absolut denke), ich sage nur, dass es auf jeden Fall anstrengend und nicht immer ganz einfach ist. Und Gewalt in Filmen und Games erlauben es uns diese innere Lust auf Gewalt als „legitime“ Art der Gerechtigkeit auszuleben.
Das erklärt jetzt vermutlich mehr, warum ich denke dass Gewalt in Fiktion einen derart hohen Stellenwert hat generell.
Warum der extreme Kontrast mit Sex besteht weiss ich aber nicht
Da würde ich mal darauf hinweisen, dass ein grosser Teil unserer Filme aus der USA kommt… und da ist die Gesellschaft halt so, dass Gewalt ok ist, aber Sex irgendwie verwerflich. Und das stammt sicher unter anderem von dem extrem Religiösen Hintergrund der USA. Die Bibel und das Christentum machen Sex zu einem extremen Tabu-Thema. Gewalt ist da ganz was anderes, die Bibel stellt Gewalt durchaus als eine legitime Art der Gerechtigkeitsausübung und der Konfliktbewältigung dar.