Manche haben es vielleicht schon gehört, vor einer Woche oder so ging durch die Medien, dass die EU Einweg-Plastikprodukte wie beispielsweise Plastikbesteck, -Geschirr oder -Strohalme verbieten lassen will, wenn sie sich umweltfreundlich ersetzen lassen. Die meisten Leute halten dies natürlich grundsätlich für eine gute Idee, häufig kamen aber Gegenstimmen wie: “Was bringt es, wenn nur wir alles vernünftig machen und dem Rest der Welt ist es egal?”. Aufgrund dieses und anderer mehr oder weniger neuer Ereignisse, werde hier kurz mal was zur aktuellen Müllsituation in Europa und Deutschland schreiben. tl;dr gibts am Ende.
Wohin geht den Müll den wir produzieren? Der wird recycelt, oder? Ja und Nein. Ein sehr großer Anteil unseres Müll wird aus Deutschland in andere Länder exportiert. Lange Zeit wurde der größte Anteil des EU-Plastikmüll unsortiert nach China exportiert, da die Weiterverarbeitung bzw. Wiederverwertung dort billiger erledigt werden konnte. Nun ist es aber so, dass China nach Jahrzehnten von Ignoranz feststellt, dass sie die bisherige extremen Umweltzerstörungen in ihrem Land beenden müssen, da die Folgen jetzt schon schwer sind. Deswegen hat die Regierung der VR China Anfang des Jahres bestimmt, dass “insgesamt 24 verschiedene Recyclingmaterialien dürfen seit dem 1. Januar nicht mehr nach China importiert werden – darunter unsortierter Plastikabfall, Altpapier, alte CDs und alte Textilien”. Grund: Der Müll war zu dreckig, zu gefährlich und in der Realität zu schlecht recycelbar. [Quelle]
Damit steht unser System (das der westlichen Staaten) vor einem Problem. Wohin mit dem Müll? Wir produzieren auf jeden Fall zu viel um es selbst zu verarbeiten, zumindest im Moment. In Deutschland ist es seit 2005 gesetzlich verboten Müll in Deponien zu vergraben, ebenso darf nicht Müll nicht exportiert werden, wenn er im Zielland in Mülldeponien landet.
Wie gesagt, China will nicht mehr für uns recyceln, aber zum Glück gibt es noch ein Land, dass viel näher ist und wo es viele Unternehmen gibt, die bereit sind unseren Müll für uns zu verarbeiten: Polen! Polen importiert jedes Jahr riesige Mengen an Müll, hier eine Grafik für die Importmengen aus verschiedenen Ländern (Der “Maßstab” ist 1=1000 T Müll)
Laut dieser Grafik hat Deutschland (Niemcy) 2016, also noch bevor China zu gemacht hat, ganze 356.000 Tonnen Müll nach Polen exportiert, fast ein drittel Anteil an der Gesamtmenge von über 1 Millionen Tonnen Müll.
Und nun? Passiert in Polen das:
Eine Müllkippe brennt. Aber nicht nur eine. Seit Anfang April haben in Polen schon ~40 Mülldeponien gebrannt, das heißt fast täglich. Man muss wohl kaum dazu sagen, wie schädlich dies für Umwelt und Mensch ist, da dort teilweise auch giftige und Sondermülle lagern.
Es brennt überall in Polen:
Moment mal, Deponien? Da sollte unser Müll doch gar nicht hin? Kommt er aber! Polen, bzw. die polnischen Unternehmen haben natürlich auch nicht die Kapazitäten den ganzen Müll umweltschutzgerecht zu verarbeiten, wenn das weder Deutschland kann, noch China will.
Die Brände entstehen wahrscheinlich, weil die Deponien überlastet sind und wohl auch nicht die Richtige Ausrüstung usw. für die Massen und Art von Müll haben. Vielleicht spielt Korruption und organisiertes Verbrechen eine Rolle. Die polnischen Unternehmen haben das günstigste Angebot gemacht und das ist was zählt. Es ist sehr warhscheinlich, dass auch deutsche Unternehmen Müll nach Polen exportieren, der dort nun auf Mülldeponien brennt. Vielleicht wurde diesen Unternehmen “versichert”, dass der Müll vorgabengerecht verarbeitet wird, also recycelt und nicht vergraben. So ist es aber nicht und das sollte irgendwie geändert werden.
Hab von dem Thema vorhin in einem Thread auf Reddit erfahren, dort gibt es auch die Quellen für den zweiten Teil (Auf Englisch und Polnisch).
tl;dr: In Polen brennen derzeit täglich Mülldeponien, auf denen wahrscheinlich auch (illegalerweise) deutscher Müll liegt. Nachdem China seit Anfang des Jahres keinen Müll mehr importiert steht unser derzeitiges Müllsystem vor einem Problem: Wir haben viel zu viel von dem Scheiß.