Ich finde sogar, dass die Filme über die wir immer diskutieren eher die Ausnahme sind. Weil es dann immer die Disney-Filme sind. Wie viele gibt es davon im Jahr, wo dann diese spannenden Woke- und Diversitäts-Diskussion geführt wird? Kann man doch sicherlich an einer Hand abzählen, lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Es ist halt Disney, jede Box-Office-Meldung, und jede Franchise-News muss groß besprochen werden. Irgendwie für manche halt auch das spannende Thema, wenn man immer das „Go Woke, Go Broke“ dann schmettern kann. Das sind aber auch nur vereinzelte, aber gerade in den sozialen Medien wichtige Phrase.
Auf der anderen Seite ärgert man sich ständig über den nächsten Marvel-Film, das nächste Remake und das diese überall im Kino laufen und diese blockieren. Aber selbst ist man schon so in diesem Teufelskreislauf gefangen und redet dann auch immer über jede Neuigkeit zu diesem Film von Walt Disney - egal wie groß, klein, wichtig oder unwichtig die Nachricht ist. So ist das Business. Was muss, das muss! Sind wird dann nicht auch selber Schuld, warum nicht anderen Filmen Aufmerksamkeit geben? Muss mich denn Disney unterhalten oder will ich das Disney gerade MICH unterhält? Es gibt doch abseits von Disney so viel, daher verstehe ich auch immer die Leier das früher alles so besser war nicht. Und zum Glück wird auch von vielen anderen Filmen bei Kino+ (Immer wieder Danke Schröck!) und im Internet an- und besprochen werden.
Was ist denn z.B. mit Everything Everywhere All At Once im letzten Jahr. Da würde mich dann mal Eddy’s Meinung interessieren. Ein Film über eine asiatische Einwandererfamilie in einer Multiversums Story. Wenn man über das letzte Jahr die Kommentarspalten verfolgt hat, viele Asian-Americans angesprochen hat, da viele sich da wiederfanden in der Familiengeschichte, aber auch sonst viele Zuschauer ihre Freude hatten. Es gibt auch eine Tochter, die lesbisch ist und keine heterosexuelle Beziehung führt und somit auch noch ein Familienkonflikt-Thema war, welches ja leider heute auch noch in vielen Familien - egal welcher Herkunft - ein No-Go ist.
Ich nehme sogar an beim Großteil aller US-Produktionen wird die heterosexuelle Beziehung im Fokus stehen und wahrscheinlich wird kein schwules oder lesbisches Paar vor dem TV oder im Kino die Augen verdrehen. Mich überrascht das immer, dass das so ein großes Thema ist. „In nicht allen Freundeskreisen gibt es einen Homosexuellen. Es gibt gar nicht so viele Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß etc. Das ist nicht die Realität.“ Ähm, ja wenn ein Film oder Serie die Realität abbilden sollte, dann müsste man so viel auch hinterfragen und kritisieren.
Zurück zu EEAAO. Gott sei Dank war der Film so erfolgreich an der Kasse und auch bei den Awards, sonst wäre es nur ein Inside-Tipp geblieben. Aber ich glaub den Film hatte Eddy nicht zu Ende geschaut, weil viel zu viel, zu überdreht, zu schräg, zu schnell oder so. Das ist ja auch in Ordnung.
Meine zwei Lieblingsbeispiele aus dem Sommer in Bezug auf Comedy sind dann Bottoms und Joy Ride. Ja, über Comedy und Humor kann man natürlich immer geteilter Meinung sein, fair enough. Mit Bottoms hat man einerseits mal wieder eine tolle Highschool-Komödie von einer queeren Regisseurin, die immer gerne einen queeren Highschool-Sex-Comedy-Film machen wollte. Schön, dass das heute möglich ist. Andere werden hier wahrscheinlich auch wieder das Woke-Fieber bekommen. Wie kann diese Regisseurin nur so ein Film machen und nicht einfach einen schönen old-school Teenie-Film, wo die Jungs noch die Cheerleaderinnen flachlegen wollen. Oder Joy Ride von Adele Lim, wo vier Asian-American-Damen auf einen Roadtrip gehen. Derber Humor, der auch nicht für alle ist, aber der wäre auch mit Männern nicht lustiger oder weniger lustig. Beide Filme haben für mich wunderbar funktioniert, keine Remakes, sondern etwas was es oft gab, mal im neuen und anderen Gewand.
Über Past Lives von Celine Song wurde in diesem Jahr auch genug geschrieben. Für mich eine der schönsten Filme in den letzten Jahren über Romantik, Liebe und vertane Chance. So ein Film bekommt dann halt nicht so viel Impact, weil es nicht die großen Stars sind.
Aber das Thema wird halt wohl nie enden und man wird eh immer wieder über Disney-Filme reden. Man hasst Disney, redet aber über Disney, und fördert so den Kreislauf. Finde ich lustig, wenn es so viel auch heute zu gucken und zu entdecken gibt.
Die einzigen die doch eigentlich ein Schaden davon tragen, sind die, die doch so viele Regisseure und Schauspieler mögen, die da leider in diese Blockbuster vereinnahmt werden. Für Nia DaCosta hoffe ich auf jeden Fall, dass sie einfach aus dem Zirkus fernbleibt. Ihren ersten kleinen Film Little Woods fand ich ganz solide. Zu viele die da jetzt schon aufgesaugt und ausgesaugt wurden sind, auch wenn denen das ggf. auch Spaß macht solche Projekte und man Geld verdient. Destin Daniel Cretton… statt Short Term 12 und Just Mercy, sind es nun die MCU-Filme. Chloe Zhao… Ryan Coogler seit Fruitvale Station auch nur im MCU- und Creed-Kosmos unterwegs.
Jetzt eine gewagte These: Vielleicht liegt es auch nicht, dass man einfach die Diversität nur des Diversität-Willens hinter der Kamera vorantreibt. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass man in den letzten Jahren einfach genügende Talente in Hollywood hat, die weiblich sind, die eine andere Hautfarbe und Hintergrund haben und so dann auch automatisch im Blockbuster-Kino ihre Chancen und Jobs bekommen, wenn das die ganze Kinolandschaft ausmacht. Früher waren auch mal Spielberg, Scorsese, Tarantino, Ridley und wer auch immer die jungen Wilden. Ja, jetzt die böse Zusammenfassung: weiße heterosexuelle Männer, vorwiegend.
Ein Problem ist doch dann, dass die neuen Generationen durch alle MCU-Filmen (oder andere Superhelden, Franchise-Filme) und Remakes oft gar nicht so eine große Möglichkeit haben ihre Geschichten zu erzählen oder müssen das dann machen, um dann noch was anderes machen zu dürfen. Da musst du dann wahrscheinlich Glück oder die richtigen Geldgeber haben, Jordan Peele macht das ganz gut aktuell. Ja, an diesen Franchise und Remakes kann man sich auch schön künstlerisch und kreativ abarbeiten, aber außer man ist riesengroßer Fan von dem Stoff würde man am liebsten wohl einfach Geld für was anderes bekommen. Kann ich mir vorstellen.