Mehr als clueless
Selten hat ein Titel so gut gepasst. Allerdings weniger zum Film, als zu mir während des gesamten Films, denn niemand scheint hier wirklich ahnungslos - bis auf mich bei der Frage, warum der Film jemals produziert oder von irgendjemandem gemocht wurde.
Klar bin ich als 19-jähriger nicht die Zielgruppe und ohne die Hausaufgabe hätte ich mit den Film nie angeguckt, aber dennoch habe ich ein großes Problem mit clueless.
Angefangen bei dem Schauspiel, das mir mehr als unangenehm aufgefallen ist. Es scheint mir so, als ob alles, was den Schauspielern mitgegeben wurde, war, dass sie bitte so overacten sollen, wie sie nur können. Bloß nicht realistisch verhalten.
Es führt dazu, dass ich die Figuren nicht ernst nehmen kann. Sie sind nicht unsympathisch, sondern unrealistisch. Mag es gewollt oder ungewollt sein.
Die Geschichte ist austauschbar, nichts besonderes und hat mich nicht gepackt. So, dass ich mir schon vor der 30. Minute nur noch das Ende herbeigesehnt habe. Außerdem war er weder Romanze, noch Komödie. Er war einfach so da.
Und neben der fragwürdigen Story ist das noch fragwürdigere Frauenbild eines der größeren Probleme für mich. Alle sollen sich ausleben dürfen, wie sie wollen, aber in Zeiten wo starke, emanzipierte Frauen erwünscht sind, da bin ich bei clueless clueless. Und mir ist bewusst, dass der Film den 90ern ist. Was der Film zum größten Teil vermittelt, ist, dass du nicht angesagt, oder gar eine richtige Frau bist, wenn du nicht durchgestylt und mit neuen, teuren Klamotten dein Leben bestreitest. Und das ist nur eins von vielen vielen furchtbaren Klischees, welche in clueless dargestellt werden. Im Prinzip ist der Film ein einziges Klischee. Mädchen sind die geschminkten Püppchen ohne Makel. Jungs sind entweder die “coolen”, die es sich einfach rausnehmen Mädchen zu begrapschen oder die möchtegern-coolen Skateboarder. Die Erwachsenen kümmern sich in erster Linie ums Geschäft und weniger um das Befinden der Familie. Eines der wenigen positive Dinge war, dass Alicia Silverstone nicht zwanghaft einen Freund braucht und lieber wartet. Allerdings hält auch das nicht lange, denn im Verlauf wirft sie sich doch auf den Nächstbesten. Lediglich Paul Rudd geht noch als normal durch, aber wirklich deep ist auch sein Charakter nicht.
Ganz nebenbei, clueless ist einer dieser Filme, die es mir nicht vermitteln können, wer wer ist und wie dessen Beziehung zueinander ist. Eventuell habe ich etwas überhört, aber bis Alicia Silverstone und Paul Rudd zueinander finden dachte ich, dass sie Geschwister wären. Aber offensichtlich nicht. Doch warum steht er morgens im Schlafanzug in der Küche? Warum ist er generell immer bei ihr zu Hause? Und wenn sie sich dann am Ende bekommen stehen sie auf einmal auf einer Hochzeit? Was habe ich da verpasst?
Sprechen wir es einfach direkt an. Ich würde nie jemandem diesen Film zeigen. Ganz besonders nicht einer Tochter. Denn normalerweise sollte man sich mit den Charakteren identifizieren können. Oder bewahre, dass das Kind auch nur irgendetwas von den Figuren oder dem Film mitnimmt. Bitte nicht.
Ganz davon ab fühlte ich mich nach Beendigung des Films einfach nur leer und ausgelaugt. Eventuell kennt ihr das, wenn ihr nach einer Beschäftigung keinen klaren Gedanken mehr fassen könnt. Genau das was clueless für mich.
Für mich knapp eineinhalb Stunden verschwendete Lebenszeit voller miesen, veralteten Klischees, schlechtem Schauspiel und/oder schlechter Regiearbeit.
Ich mag den Film kaum bewerten, aber wenn ich es müsste, dann würde ich mit sehr viel gutem Willen 4 von 10 Punkten geben.