Neues Pen and Paper mit Hauke: S.P.A.C.E. am 29.6.2018

Michael hat gerade eine Mail ans Team geschrieben und da der Inhalt für euch sicherlich auch interessant ist, wollen wir die Mail gern mit euch teilen.

Hey Team,

Ich kann mir vorstellen, dass einige eurer Erwartungen an die Sendung gestern nicht erfüllt wurden. Ich kann das sehr gut nachfühlen, und bin längst nicht frei vom Gefühl der Niederlage. Die Sendung hat in ihrer Form nicht funktioniert und die Meinung des Publikums fällt entsprechend aus. Das schmerzt, denn wir wollen unsere Zuschauer unterhalten und sie nicht enttäuschen.

Die Sendung, und das formt sich nach dem Ausprobieren und dem Reflektieren, hat konzeptuell nicht funktioniert. Die Idee, Pen and Paper als Format in diese Richtung zu entwickeln hat dazu geführt, dass Stärken und Potentiale nicht länger genutzt und neue Schwächen geschaffen wurden. Die grundsätzliche Idee, über einen stilistischen Rahmen wie das Set, die akustische Untermalung oder vereinzelte Elemente der Inszenierung hinaus visuell zu werden und das Geschichten erzählen so weit aus den Köpfen der Jungs, der Zuschauer und Hauke herauszuholen, hat, so wie wir es gestern probiert haben, nicht funktioniert. Das mag daran liegen, wie wir es versucht haben und das wir, insbesondere auch ich selbst, dabei gerade was die Spielmechanik, die Unmittelbarkeit zwischen Spielleiter und Tisch, die Erwartungshaltung und die Bedürfnisse der Zuschauer falsche Einschätzungen getroffen haben. Es könnte auch daran liegen, dass ein Pen and Paper Rollenspiel nicht dafür gemacht ist, so sehr bebildert zu werden, sondern in den Köpfen der Spieler und Zuschauer stattfinden muss.

Doch wenn man mir jetzt anbieten würde, unsere Zweifel und Sorgen zu Beginn dieser Reise hätten überwogen und wir hätten diesen Anlauf nie unternommen: Ich würde es ablehnen. Nicht weil ich unbelehrbar bin oder mir Erfolg und Zuschauer egal sind, sondern weil Scheitern für mich zum Prozess dazugehört und ich Dinge daraus ziehe. Scheitern tut weh und Scheitern macht keinen Spaß, aber dennoch können wir von Gestern vieles mitnehmen. Die einzelnen Gewerke, ohne jetzt einzelne herausheben zu wollen, sind hier zum Teil über sich und die vorhandenen Mittel hinausgewachsen und gerade im Zusammenspiel wurde hier in den vergangenen Wochen der Vorbereitung und auch gestern Abend im speziellen unglaubliche Arbeit gemacht. Wir haben denke ich alle an Erfahrungswerten gewonnen, viel über uns, das Format und die Zuschauer gelernt und sind so reicher als zuvor.

Wir sind hier vor dreieinhalb Jahren angetreten um zu spielen. Wir haben uns dem ausprobieren und kreativ sein versprochen. Manchmal entwickelt sich so der coole Shit von morgen, manchmal fällt man damit aufs Maul. Wichtig ist, dass wir die richtigen Erfahrungen und Schlüsse daraus ziehen und dadurch in der Zukunft ein noch besseres Rocket Beans TV sein können. Und daran glaube ich fest. Anbei findet ihr das erste Feedback, welches wir uns gestern Abend noch direkt nach der Produktion untereinander gegeben haben. Fühlt euch bitte frei, per Mail an mich zu ergänzen oder anderweitig selbst Feedback zu geben, ich trage es gerne weiter.

  • Wir haben zuviele Herausforderungen gleichzeitig versucht zu tacklen.

  • Das Branding als Pen and Paper hat eine klare Erwartungshaltung beim Zuschauer geschaffen, die wir mit diesem Format nicht erfüllt haben.

  • Wir haben die Stärken von Pen and Paper gestern quasi ausgesperrt.

  • Die Spieler und der Chat waren zu wenig vorbereitet und gebrieft auf das, was kam. Hier haben wir den Überraschungseffekt und Positives dadurch überschätzt und so zu viel bei Spielern und Zuschauern vorausgesetzt.

  • Auch während der Show haben wir den Zuschauer nicht genug an die Hand genommen und zu viel vorausgesetzt. Zuviel von Haukes Einfluss lief unterm Radar und war für den Zuschauer nicht nachvollziehbar.

  • Wir haben durch Technik und Inszenierung das Timing so sehr beeinflusst, dass der Unterhaltungswert dadurch gelitten hat.

  • Durch die Inszenierung haben wir Spieler und Hauke zu sehr limitiert und so auch das Potential der Geschichte selbst zu stark beschnitten.

  • Es ist uns nicht gelungen, mit der Ebene im Green eine echt Bedeutung zu erlangen oder eine Funktion zu erfüllen.

  • Das Spiel selbst, mit seinen Regeln, Prüfungen und Mechaniken, hat zu weit weg vom Zuschauer stattgefunden.

  • Wir haben den Spielern innerhalb des Systems keine Wirksamkeit verschaffen können.

Euch gebührt vor allem viel Dank und Respekt für das, was ihr geleistet habt. Wichtig ist für mich, dass wir nun die richtigen Schlüsse ziehen, uns entwickeln und das wir uns den Mut bewahren, Dinge zu probieren. So mutig wie wir gestern waren dürfen viele andere gar nicht sein. Diese Freiheit ist ein Luxus und eine Verantwortung. Mund abputzen, weitermachen!

Michael

Auch wenn sich schon viel von eurem Feedback in unserer eigenen Einschätzung von gestern Abend widerspiegelt, könnt ihr euch sicher sein, dass wir auch nochmal diesen Thread durchforsten werden.

Danke an alle, die gestern dabei waren und ihr konstruktives Feedback hier niedergeschrieben haben.

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