Inwiefern? Die Szene ist halt generell ziemlich drüber. Die ehemalige Haushälterin macht ihre Nordkorea-Ansage und ihr Mann amüsiert sich auch im OT. Deutsch ist nun schon wieder zwei Wochen her, daher fällt mir der Vergleich nun schwer. Aber gerade die Haushälterin kommt in der ganzen Szene in Deutsch und OT so rüber. Erst dachte ich auch die Wandlung im Keller kommt sehr extrem rüber, aber auch genauso ändert sie sich von der Stimmungslage und Stimme auch in Koreanisch. Von der wimmernden alten Frau zum Biest.
Ich weiß nicht, irgendwie fand ich die Stimmlage unpassend. Der Ehemann sagt ja auch noch sowas wie „wow, du klingt ja genau wie die nordkoreanischen Nachrichten“ oder sowas, aber das kam für mich irgendwie null rüber. Klang halt so als würde jemand auf Krampf versuchen, einen Akzent nachzusprechen, den er absolut nicht kann. Wirke halt eher lächerlich-fremdschämend auf mich.
Also nur um das klar zu stellen: Ich meckere hier auf schwindelerregend hohem Niveau
Wenn es überhaupt eine Schwachstelle an diesem Film gibt, dann ist es wohl diese Situation. Warum hat die frühere Haushälterin plötzlich die Macht, obwohl ihre Ziele genauso gefährdet wären, wenn sie das Video verschicken würde? Aber ja, meckern auf hohem Niveau.
Und nochwas zu Parasite: Bloß nicht überhypen lassen! Das ist nicht der neue Citizen Kane! Das ist einfach ein sehr gut gemachter Film, der wahrscheinlich vor allem dann funktioniert wenn man ohne Vorwissen und Erwartungen reingeht.
Ihr Ziel ist doch schon hinfällig, in dem Moment, wo der Rest der Familie die Treppe herunterfällt. Sie sagt dann doch auch, wenn wir untergehen, nehmen wir euch mit.
Warum die Familie mitmacht? Muss man nicht nachvollziehen können, aber zu dem Zeitpunkt macht es Sinn mMn. Der Vater sagt, man dürfe doch der Reichen Familie doch jetzt nicht so kommen und das Weltbild zerstören. Die sind doch so nett. Sprich, also nicht versenden. Die alte Haushälterin nutzt halt ihre Macht aus über ihresgleichen.
Es ist doch immernoch das Ziel der alten Haushälterin, dass ihr Mann weiterhin im Keller wohnen kann. Natürlich hat sie mit dem Video ein Druckmittel, aber den anderen muss klar sein, dass sie blufft.
Eigentlich müssten sie über einen Kompromiss verhandeln und es wundert mich, dass das niemand versucht.
Bis zu dem Zeitpunkt als sie die Betrüger-Familie ausmacht. Ab dem Zeitpunkt dann halt nicht mehr. Sie sieht wie sich andere Arme ins das gemachte Nest gesetzt haben und sie auf unfaire Art und Weise herausgedrängt wurde. Da sieht sie Rot. Woher weiß man das sie blufft? Es ist aufgeflogen, es ist vorbei.
Die Familie hat es doch versucht im Keller, aber die Haushälterin wollte nicht mehr als sie sah, dass die Sippe zusammen gehört und sich auch ins Haus manipuliert hatte und sie so auch ihr Job verloren hat.
Ich habe da eher eine andere Schwachstelle: Der Brief des Sohnes an den Vater am Ende
Schon dass der Brief des Vaters beim Empfänger ankommt ist extrem unwahrscheinlich, aber immerhin gibt es zumindest eine minimale Chance, dass der Sohn die Infos bekommt. Bei der Antwort kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, wie die beim Vater ankommen soll. Die Konsequenz daraus für mich ist dass der Sohn den Brief entweder für sich selbst schreibt oder für den ebenfalls eher unwahrscheinlichen Fall, dass er das Haus doch irgendwann kauft und der Vater den Brief im Nachhinein lesen kann. Beide Szenarien finde ich eher unbefriedigend, auch wenn der Brief des Sohnes dem Film natürlich nochmal eine ordentliche emotionale Punchline gibt.
Bei der Antwort des Sohnes ist aber auch offensichtlich, dass das nicht an den Vater gesendet wird und alles auch er Wunschgedanke ist. Er wird nie genug Geld haben sich dieses Haus zu kaufen und wird wie sein Vater auch wohl eher den Rest seines Lebens im Keller verbringen.
Am Ende konnte der Vater halt nicht wissen, dass sein Sohn die Botschaft erhält. Aber am Ende kann er halt jeden Abend seine Botschaften morsen, denn viel mehr hat er ja auch nicht zu tun.
Ja, sie sind bei den Hausbesitzern nicht aufgeflogen. Es ist doch schon eine Art “Klassenkampf” gewesen.
Als die Haushälterin meint, man sei doch Nachbarn oder Schwestern. Da hat die Mutter doch geguckt, wie man sich den vergleichen könnte. Sie sind jetzt oben, haben gutes Geld und den ganzen Abend philosophiert, dass man ja hier schon wohne.
So läuft es doch. In der Realität wird doch auch eher ein Keil zwischen die Armen gehauen. Niemand will was verlieren, dann lieber die anderen als ich. Niemand gönnt dem anderen was.
Ich sehe halt nicht auf welcher Basis hier hätte verhandelt werden sollen. Am Ende muss jemand etwas aufgeben und ob man den anderen vertrauen kann, ist genauso fraglich.
Für mich war das nicht offensichtlich genug, so dass ich überlegt habe, wie das überhaupt gehen soll.
Er hat aber überhaupt versucht, den Brief zu übermitteln, so dass es eine realistische, wenn auch sehr kleine, Chance gab, dass der Sohn die Nachricht bekommt.
Okay. Im Sinne des Films macht es halt Sinn, dass es nur Träumerei ist und der Junge es wohl nie bis zu diesem Haus schaffen wird zu Lebzeiten. Mit der letzte Szene mit ihm wieder in der Kellerwohnung hat man dann das Ende.
Ja, ich denke mir auch, dass er halt die Hoffnung hatte, dass der Sohn zum Haus zurückkehrt umzugucken. Zu Mal die Szenen auch so gesetzt waren, dass es die Neugier wecken konnte. In den Nachrichten heißt es kurz vorher “spurlos verschwunden” und “Überwachungskamera ausgefallen”. Keine Ahnung, ob das nun der Auslöser war… aber zumindest wenn man 1 und 1 zusammen zählt, könnte man eine Vermutung haben.
Das Ende ist ohnehin relativ offen und kann für diverse Spekulationen herhalten. Wenn man länger darüber nachdenkt, ist es ziemlich unlogisch, dass der Vater sich überhaupt für eine lange Zeit in den Keller flüchten kann. Er wurde von mehreren Personen am Tatort gesehen. Als er geflohen ist, sind einige vor und einige nach ihm die Auffahrt herunter gerannt. Irgendwem wäre also aufgefallen, dass er innerhalb weniger Sekunden untergetaucht ist. Die Polizei stellt bei solchen Massakern normalerweise sowieso erstmal das ganze Haus auf den Kopf und lässt die Umgebung gründlich durchsuchen. Man muss kein Ausnahmetalent sein, um zu merken, dass im Keller etwas Merkwürdiges vorgefallen ist. Blutflecken, Dellen, etliche Fingerabdrücke und sonstige Anzeichen dafür, dass das mehr als ein unscheinbarer Keller sein muss. Wahrscheinlich hätten sie den Geheimraum noch am selben Tag entdeckt und gestürmt. Der Vater wäre im Gefängnis gelandet und die Familie vermutlich eine noch heftigere Strafe bekommen.
Aber darum geht es nicht. Bong Joon-ho setzt auf ein emotionales Ende, das sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlt. Der Vater ist wie eine Kakerlake in eine Nische geschlüpft und lebt dort sein elendiges Leben weiter, so wie ein großer Teil der wohlhabenden Gesellschaft sich das Leben von Mittellosen und Kranken eben vorstellt.
@felico Die Szene hat mich zuerst auch sehr gewundert, aber dann ist mir wieder das Gespräch zwischen Vater und Sohn in der Turnhalle eingefallen. Da meint ja der Vater, dass er keine Pläne schmiedet, weil es nichts bringt und man nur enttäuscht wird.
Das Ende ist dann quasi der “Callback“ auf diese Szene. Der Brief beinhaltet den Zukunftsplan des Sohnes, der aber nach der vom Film festgemachten Logik nicht in Erfüllung gehen wird. Der Brief wird nie beim Vater ankommen, er wird nicht erfolgreich bzw. reich und beide (Vater u. Sohn) bleiben in ihrem Keller “gefangen“.
So hab ich das zumindest interpretiert. Natürlich sehr pessimistisch und deprimierend, aber mMn passend zum Film.
Ich sehe das Ende viel düsterer. Sein Vater ist ein gesuchter Mörder, seine Schwester tot, seine Mutter krank, im Winter bei widrigen Bedingungen, ohne Geld für Medikamente. Er ist also komplett auf sich alleine gestellt, ohne Job, ohne Freunde und ohne jegliche Unterstützung. Er hat keine Chance jemals dort hinauszukommen.
Weil ich in meinem Review nun auch oft die einen Szene bzw. den Teil des Films mit dem Musikstück „The Belt of Faith“ genannt hatte, wollte ich nochmal dazu was schreiben: Ich finde es einfach grandios. Wie sie sie den Plan mit der Haushälterin umsetzen und am Ende dann die Treppe hochkommen, die Haushälterin hustet und die Dame des Hauses so erschrocken guckt.
Was ich nun die Tage auch noch gelesen habe, ist der Punkt, dass nur die Tochter am Ende gestorben ist. Auch eigentlich ganz interessant, wenn man darüber nachdenkt. Warum gerade sie? Im Haus hatte ihr Bruder gesagt, dass sie am besten in das Leben und das Haus passen würde. In der Badewanne sah sie aus, als ob sie hier hingehört. Von ihren Skills und Cleverness hätte sie wohl auch die aus der Familie sein können, die wohl wirklich den Sprung hätte schaffen können.
Das versucht die Familie ja am nächsten Tag (der Tag der Geburtstagsfeier) in die Wege zu leiten. Da kommt die Tochter in die Küche und bespricht sich mit der Mutter, wie sie die Situation lösen können, dass sie mit den anderen beiden reden müssen und dass sie am Abend davor alle betrunken waren, weswegen das so eskaliert ist. Leider kommt es nicht dazu, denn gerade, als die Tochter in den Keller will/soll, um den beiden Essen zu bringen, taucht die Hausherrin in der Küche auf. Damit ist die Chance vertan und alles weitere nimmt seinen Lauf.
Wobei man sich auch fragen muss, ob ein Gespräch am nächsten Tag alles gerettet hätte. Die Haushälterin gestorben und der Mann in rasender Wut. Aber gut, davon konnten die beiden nichts wissen, sondern nur Herr Kim. Aber ich hatte ja auch schon mal geschrieben, dass sich die Parteien nicht hätten einigen können.
Am Abend vorher wollte die Familie auch verhandeln, so dass es für beide passt. Nur die Haushälterin hat erkannt, dass sich eine ebenso arme Familie eingenistet hat im Haus und sie damit verdrängt wurde. Die war ja gar nicht mehr einzufangen.