Parasite (Spoiler-Talk)

Auf den können sich ja echt alle einigen. Interessant.

Ich habe mir den gestern angeguckt und muss sagen der ist wirklich gut. Ich kann nicht Mal sagen warum genau aber den Film würde ich jedem weiterempfehlen der nicht nur auf Action steht.
Interessant finde ich ja, dass ich nicht zusammen fassen könnte um was es genau in dem Film geht, ohne die Story zu erzählen. Je weniger man weiß desto besser und auf jeden Fall reingehen.

Hab sowieso vor den zu schauen. Und gehe auch von einem guten Film aus. Aber es ist schon auffällig wie einheitlich die Meinungen zu dem Film sind. Ganz unabhängig davon wer darüber spricht. Beinahe verdächtig. Beinahe gruselig haha.

Er ist auch einfach wirklich gut. Das letzte Mal als ich von einem Film fast nichts wusste und ähnlich begeistert war, war ich in Toni Erdmann (Auch wenn die beiden Filme nicht viel gemeinsam haben).

Da das Thema Synchro vs OV in der Sendung angesprochen wurde: Ich habe die dt. Synchro gesehen, weil das Angebot nichts anderes hergegeben hat. War in Ordnung, aber das Original interessiert mich auch noch. Eine Sprache wie koreanisch zu synchen ist noch einmal deutlich schwieriger, da eine silbengenaue Übersetzung praktisch unmöglich ist. Es kommt also ab und an mal vor, dass man 5 Silben hört aber der Mund sich dabei kaum bewegt.

In Deutschland wird man aber bis zum BR/OnDemand-Release kaum um die Synchro rumkommen. Zumindest auf legalem Weg.

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Ich hatte da im Prinzip nur 2 kleine Problemchen mit der Synchro und ich hoffe, dass OT das noch besser macht:

  • der Vater hat hin und wieder einen lallenden, “besoffenen” Unterton, manchmal auch wenn es null zur Szene passt
  • die “Atombombenknopf”-Szene fand ich lächerlich und zu drüber, aber ich glaube da war die Synchro schuld

Inwiefern? Die Szene ist halt generell ziemlich drüber. Die ehemalige Haushälterin macht ihre Nordkorea-Ansage und ihr Mann amüsiert sich auch im OT. Deutsch ist nun schon wieder zwei Wochen her, daher fällt mir der Vergleich nun schwer. Aber gerade die Haushälterin kommt in der ganzen Szene in Deutsch und OT so rüber. Erst dachte ich auch die Wandlung im Keller kommt sehr extrem rüber, aber auch genauso ändert sie sich von der Stimmungslage und Stimme auch in Koreanisch. Von der wimmernden alten Frau zum Biest. :smile:

Ich weiß nicht, irgendwie fand ich die Stimmlage unpassend. Der Ehemann sagt ja auch noch sowas wie „wow, du klingt ja genau wie die nordkoreanischen Nachrichten“ oder sowas, aber das kam für mich irgendwie null rüber. Klang halt so als würde jemand auf Krampf versuchen, einen Akzent nachzusprechen, den er absolut nicht kann. Wirke halt eher lächerlich-fremdschämend auf mich.

Also nur um das klar zu stellen: Ich meckere hier auf schwindelerregend hohem Niveau :smile:

Es ist so schön, wenn sogar Wolfi den Film feiert. Einfach nur weil es mich für ihn freut :slight_smile:

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Wenn es überhaupt eine Schwachstelle an diesem Film gibt, dann ist es wohl diese Situation. Warum hat die frühere Haushälterin plötzlich die Macht, obwohl ihre Ziele genauso gefährdet wären, wenn sie das Video verschicken würde? Aber ja, meckern auf hohem Niveau.

Und nochwas zu Parasite: Bloß nicht überhypen lassen! Das ist nicht der neue Citizen Kane! Das ist einfach ein sehr gut gemachter Film, der wahrscheinlich vor allem dann funktioniert wenn man ohne Vorwissen und Erwartungen reingeht.

Das wurde doch erklärt bzw. macht für mich Sinn.

Ihr Ziel ist doch schon hinfällig, in dem Moment, wo der Rest der Familie die Treppe herunterfällt. Sie sagt dann doch auch, wenn wir untergehen, nehmen wir euch mit.

Warum die Familie mitmacht? Muss man nicht nachvollziehen können, aber zu dem Zeitpunkt macht es Sinn mMn. Der Vater sagt, man dürfe doch der Reichen Familie doch jetzt nicht so kommen und das Weltbild zerstören. Die sind doch so nett. Sprich, also nicht versenden. Die alte Haushälterin nutzt halt ihre Macht aus über ihresgleichen.

Es ist doch immernoch das Ziel der alten Haushälterin, dass ihr Mann weiterhin im Keller wohnen kann. Natürlich hat sie mit dem Video ein Druckmittel, aber den anderen muss klar sein, dass sie blufft.

Eigentlich müssten sie über einen Kompromiss verhandeln und es wundert mich, dass das niemand versucht.

Bis zu dem Zeitpunkt als sie die Betrüger-Familie ausmacht. Ab dem Zeitpunkt dann halt nicht mehr. Sie sieht wie sich andere Arme ins das gemachte Nest gesetzt haben und sie auf unfaire Art und Weise herausgedrängt wurde. Da sieht sie Rot. Woher weiß man das sie blufft? Es ist aufgeflogen, es ist vorbei.

Die Familie hat es doch versucht im Keller, aber die Haushälterin wollte nicht mehr als sie sah, dass die Sippe zusammen gehört und sich auch ins Haus manipuliert hatte und sie so auch ihr Job verloren hat.

Ich habe da eher eine andere Schwachstelle: Der Brief des Sohnes an den Vater am Ende

Schon dass der Brief des Vaters beim Empfänger ankommt ist extrem unwahrscheinlich, aber immerhin gibt es zumindest eine minimale Chance, dass der Sohn die Infos bekommt. Bei der Antwort kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, wie die beim Vater ankommen soll. Die Konsequenz daraus für mich ist dass der Sohn den Brief entweder für sich selbst schreibt oder für den ebenfalls eher unwahrscheinlichen Fall, dass er das Haus doch irgendwann kauft und der Vater den Brief im Nachhinein lesen kann. Beide Szenarien finde ich eher unbefriedigend, auch wenn der Brief des Sohnes dem Film natürlich nochmal eine ordentliche emotionale Punchline gibt.

Bei der Antwort des Sohnes ist aber auch offensichtlich, dass das nicht an den Vater gesendet wird und alles auch er Wunschgedanke ist. Er wird nie genug Geld haben sich dieses Haus zu kaufen und wird wie sein Vater auch wohl eher den Rest seines Lebens im Keller verbringen.

Am Ende konnte der Vater halt nicht wissen, dass sein Sohn die Botschaft erhält. Aber am Ende kann er halt jeden Abend seine Botschaften morsen, denn viel mehr hat er ja auch nicht zu tun.

Trotzdem wäre nun die Zeit für Verhandlungen gekommen. Aufgeflogen sind sie ja nur untereinander, aber noch nicht bei den Hausbesitzern.

Ich will das hier auch nicht großartig fortführen. Es ist nur eine Sache die mich im Kino minimal irritiert hat.

@felico Das stimmt schon. Man sieht aber auch nicht wie der Vater den Brief liest, also verstehe ich die Szene auch eher als Selbstmotivation.

Ja, sie sind bei den Hausbesitzern nicht aufgeflogen. Es ist doch schon eine Art “Klassenkampf” gewesen.

Als die Haushälterin meint, man sei doch Nachbarn oder Schwestern. Da hat die Mutter doch geguckt, wie man sich den vergleichen könnte. Sie sind jetzt oben, haben gutes Geld und den ganzen Abend philosophiert, dass man ja hier schon wohne.

So läuft es doch. In der Realität wird doch auch eher ein Keil zwischen die Armen gehauen. Niemand will was verlieren, dann lieber die anderen als ich. Niemand gönnt dem anderen was.

Ich sehe halt nicht auf welcher Basis hier hätte verhandelt werden sollen. Am Ende muss jemand etwas aufgeben und ob man den anderen vertrauen kann, ist genauso fraglich.

Für mich war das nicht offensichtlich genug, so dass ich überlegt habe, wie das überhaupt gehen soll.

Er hat aber überhaupt versucht, den Brief zu übermitteln, so dass es eine realistische, wenn auch sehr kleine, Chance gab, dass der Sohn die Nachricht bekommt.

Okay. Im Sinne des Films macht es halt Sinn, dass es nur Träumerei ist und der Junge es wohl nie bis zu diesem Haus schaffen wird zu Lebzeiten. Mit der letzte Szene mit ihm wieder in der Kellerwohnung hat man dann das Ende.

Ja, ich denke mir auch, dass er halt die Hoffnung hatte, dass der Sohn zum Haus zurückkehrt umzugucken. Zu Mal die Szenen auch so gesetzt waren, dass es die Neugier wecken konnte. In den Nachrichten heißt es kurz vorher “spurlos verschwunden” und “Überwachungskamera ausgefallen”. Keine Ahnung, ob das nun der Auslöser war… aber zumindest wenn man 1 und 1 zusammen zählt, könnte man eine Vermutung haben.

Das Ende ist ohnehin relativ offen und kann für diverse Spekulationen herhalten. Wenn man länger darüber nachdenkt, ist es ziemlich unlogisch, dass der Vater sich überhaupt für eine lange Zeit in den Keller flüchten kann. Er wurde von mehreren Personen am Tatort gesehen. Als er geflohen ist, sind einige vor und einige nach ihm die Auffahrt herunter gerannt. Irgendwem wäre also aufgefallen, dass er innerhalb weniger Sekunden untergetaucht ist. Die Polizei stellt bei solchen Massakern normalerweise sowieso erstmal das ganze Haus auf den Kopf und lässt die Umgebung gründlich durchsuchen. Man muss kein Ausnahmetalent sein, um zu merken, dass im Keller etwas Merkwürdiges vorgefallen ist. Blutflecken, Dellen, etliche Fingerabdrücke und sonstige Anzeichen dafür, dass das mehr als ein unscheinbarer Keller sein muss. Wahrscheinlich hätten sie den Geheimraum noch am selben Tag entdeckt und gestürmt. Der Vater wäre im Gefängnis gelandet und die Familie vermutlich eine noch heftigere Strafe bekommen.

Aber darum geht es nicht. Bong Joon-ho setzt auf ein emotionales Ende, das sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlt. Der Vater ist wie eine Kakerlake in eine Nische geschlüpft und lebt dort sein elendiges Leben weiter, so wie ein großer Teil der wohlhabenden Gesellschaft sich das Leben von Mittellosen und Kranken eben vorstellt.

@felico Die Szene hat mich zuerst auch sehr gewundert, aber dann ist mir wieder das Gespräch zwischen Vater und Sohn in der Turnhalle eingefallen. Da meint ja der Vater, dass er keine Pläne schmiedet, weil es nichts bringt und man nur enttäuscht wird.
Das Ende ist dann quasi der “Callback“ auf diese Szene. Der Brief beinhaltet den Zukunftsplan des Sohnes, der aber nach der vom Film festgemachten Logik nicht in Erfüllung gehen wird. Der Brief wird nie beim Vater ankommen, er wird nicht erfolgreich bzw. reich und beide (Vater u. Sohn) bleiben in ihrem Keller “gefangen“.
So hab ich das zumindest interpretiert. Natürlich sehr pessimistisch und deprimierend, aber mMn passend zum Film.

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