Press Select [Sammelthread]

Ich glaube, du solltest mich einfach vollständig zitieren. Ich gehe mit allen Punkten mit, ich möchte nur präzisieren was ich meinte.

Mir ist es darum gegangen, dass weiße, heterosexuelle Männer oder „Bio-Deutsche“ (wie du sie nennst) IMMER als privilegiert bezeichnet wurden. Du führst es doch aus. Ich musste mir vieles schwer erarbeiten, habe aber dennoch Situationen der Diskriminierung erlebt. Kann ich da immer privilegiert gewesen sein? Das macht das Problem der systematischen Diskriminierung nicht besser, es kommt ja noch oben drauf (auch das habe ich in meinem Beitrag angedeutet). Ich möchte das Problem nicht klein reden.

Mir geht es lediglich darum, dass ein ähnliches Schubladendenken angewendet wird, welches wir denjenigen vorwerfen, die andere diskriminieren. Ich rede damit nicht die systematische Diskriminierung klein, ich finde es halt eben IMMER falsch Menschen anhand ihrer äußeren Merkmale in eine Ecke zu stellen. Denn das passiert wenn man leichtfertig mit solchen Begriffen um sich wirft. Jeder hat seine eigene Biographie.

Nur um mal meinen Punkt zu verdeutlichen: Ich schaffe es die Stelle im Unternehmen meiner Träume bekommen. Mein bester Freund kommt dann auf mich zu: die hast du aber nur bekommen weil du so privilegiert bist, andere hatten ja gar keine Chance. Unabhängig davon, ob es in diesem konkreten Fall stimmt oder nicht, würde mich das verletzen.

Mir kann dieses Privileg bewusst sein, ich muss aber nicht in jeder Situation daran denken bzw. vorgeführt bekommen, dass ich nur Nutznießer eines Vorrechts bin. Ich kann für das Verhalten anderer nichts, vor allem wenn ich Diskriminierung jeder Art ablehne. Hier wird mir eine Verantwortung übertragen, wo im ich im Einzelfall wahrscheinlich nichts für kann.

Systematische Diskriminierung ist ein gesellschaftliches Problem, das ich als einzelne Person nicht beheben kann. Wenn ich wüsste, dass ich nicht aufgrund meiner Qualifikation, sondern meiner Herkunft eingestellt worden wäre, würde ich das als Beleidigung auffassen.

Ich rede weder systematische Diskriminierung klein, noch spreche ich mir irgendwelche Privilegien ab. Nur bitte ich doch, dass wenn man mit anderen diskutiert nicht so leichtfertig mit den Begriffen um sich wirft. In meiner idealen Welt sollte jeder Mensch gleich behandelt werden. Das kann ich für mich beschließen, aber eben nicht für andere.

Wenn das nicht klar wird was ich meine, bin ich offen für private Gespräche (kann man hier private Nachrichten verschicken?).

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Ich wollte dir nichts vorwerfen.

Aber es geht doch eben genau darum, dass man es sich als Einzelner klar macht.

Und ja, man ist einer gewissen Gruppe gegenüber previligiert. Das heißt ja nicht, dass man automatisch für nichts mehr arbeiten muss, o.Ä… Es wird einem nur grundsätzlich einfacher gemacht.

Und natürlich ist es eine Leistung, wenn man es schafft, sich seinen Traumjob zu erarbeiten. Das werde ich niemandem absprechen. Und natürlich renne auch ich nicht permanent mit einem Schild rum, das mich daran erinnert, dass ich mit einem riesen Vorsprung ins Leben gestartet bin. Es ist ja schonmal ein Anfang, das man das eben einfach akzeptiert und in seinem Handeln Ausdruck findet.

Um also darauf zu antworten:

Aus einer bestimmten Perspektive ja.

Das soll nicht die eigenen Leistungen klein reden, über die sich jeder freuen kann. Aber es ist dennoch wichtig, sich bewusst zu sein, dass viele andere die Chance sich ihren Traumjob zu erarbeiten nicht haben, weil sie vorher durchs Raster fallen.

Das ist nicht deine Schuld, da hast du absolut recht. Es geht mir eher um das Mindset allgemein.

Auch hier ist das Problem mMn. verdreht. Du wirst nicht aufgrund deiner Herkunft und mangelnder Qualifikation eingestellt, sondern andere werden trotz Qualifikation wegen ihrer Herkunft / ihres Geschlechts nicht eingestellt. Mag ein wenig kleinlich wirken, ist jedoch ein massiver Unterschied in der Betrachrungsweise in meinen Augen.

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Hallo zusammen,

ich möchte euch an dieser Stelle mal danken für die reflektierten und differenzierten Diskussionen, die im Zuge der Folge hier stattfinden. Super wichtig und spannend zu lesen.

Vor allem aber möchte ich all den Community-Mods herzlich Danke sagen für die Arbeit gestern im Stream. Ich hab’s nur passiv verfolgt, aber gesehen, dass ihr da teils richtig was zu tun hattet. Wirklich klasse! Ohne eure Unterstützung wäre das schlicht nicht möglich gewesen :slight_smile: Grüße & Kudos gehen raus!

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Toll das ihr Press Select wieder zurück geholt habt. :slightly_smiling_face:

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DAS hier ist mMn wichtig. Es geht nicht um dich sondern um die diskriminierten. Du hast es nicht einfacher sondern andere haben es schwerer aufgrund von Herkunft, Geschlecht usw.

Dieses verdrehen und egoistische Denken „ich habs doch garnicht einfacher“ ist glaube ich mit eines der größten Probleme weil einem auch einfach die Erfahrungswerte fehlen.

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Spannende Folge und generell super, dass das Format wieder da ist.

Wunderbar war der Punkt, an dem Philine das Thema Zensur/Hausrecht angesprochen hat. Hab bestimmt schon das ein oder andere weiße Haar bekommen, wenn Leute die Unterschiede zwischen Moderation, Zensur, Hausrecht oder weiß der Geier nicht noch alles nicht verstehen wollen. Ist scheinbar ein wunder Punkt bei mir.

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Ich glaube, wir sind sehr nahe beieinander.

Ich bin mir bewusst, dass es eine systematische Diskriminierung gibt. Ich habe genügend Vorurteile gegenüber arabischen Kommilitonen in meiner Studienzeit erlebt. Da wurden Gespräche aufgrund ihrer Herkunft beendet, und das ziemlich eindeutig.

Ich denke da jetzt aber nicht in jedem Einzelfall darüber nach wenn mir etwas Gutes passiert. In Asien werden Produkte unter den schlimmsten Arbeitsbedingungen hergestellt, darüber bin ich mir auch bewusst. Denke darüber aber nicht den ganzen Tag auf der Arbeit nach.

Wenn jemand bevorteilt wird, dann wird jemand anders benachteiligt und umgekehrt. Ich weiß nicht wieso man da jetzt so kleinlich sein muss. Ich habe das mit der Qualifikation alleine nur aus dem Grund genannt, weil ich genau diese Abwägung nicht für mich und andere haben möchte. Ich will nicht der Nutznießer von Diskriminierung sein, nur lässt sich das schwer feststellen. Das hatte ich bereits auch dargelegt, auch die Frage der Schuld.

Ich kann mir dem Problem grundsätzlich bewusst sein, muss aber nicht in jedem Einzelfall darüber nachdenken, weil ich es sehr wahrscheinlich nicht auflösen kann, ob ich in der Situation privilegiert war. Daher kann man nicht sagen, dass weiße Männer immer privilegiert sind. Je nach Biographie gibt es eben Unterschiede, und das meine ich mit Schubladendenken.

Zum Thema Egoismus: wenn ich egoistisch wäre, würde ich ja nur mein Vorteil aus der Situation ziehen wollen, ohne andere zu berücksichtigen. Das ist ja kompletter Quatsch. Ich bin in der ganzen Situation doch nicht derjenige, der aktiv einen Vorteil sucht, sondern werde in solchen Fällen unbewusst bevorteilt, ohne aktiv selbst jemanden benachteiligen zu wollen.

Ich glaube, was einige beim Begriff „Privileg“ stört, ist dieser implizierte „Vorwurf“, dass derjenige, dem eins zugeschrieben wird, „Abkürzungen“ nimmt oder eben nicht aufgrund seiner Leistungen gut bewertet wird, sondern weil er weiß ist. Dabei nehmen das viele Weiße in ihrem Alltag überhaupt nicht so wahr. Im Gegenteil nehmen sie ihr Leben als Base Line wahr, von der es durch eigene Anstrengung nach oben gehen kann.
Das „Privileg“ entsteht erst durch den Vergleich mit anderen, die nicht-weiß sind, weil deren Base Line unter der weißen liegt.
Oder anders ausgedrückt: Anstatt vom „Weißen Privileg“ kann man auch von der „Nicht-Weißen Benachteiligung“ sprechen. Das hat eventuell einen geringeren Vorwurfscharakter und einen größeren Fokus auf die Schieflage nach unten und nicht nach oben.

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Ja, aber das ist doch genau das Privileg von dem wir hier sprechen :smiley:

Es verlangt ja niemand von dir einen Job abzulehnen, und zu sagen: Hey danke für das Angebot, aber stellen Sie doch lieber einen türkischen Bewerber ein.

Da werden wir dann nicht einer Meinung sein. Ich finde das kann man so sagen. Und das kann man auch Vorwurfsfrei sagen. Ich werfe ja niemandem vor ein weißer Mann zu sein.

Natürlich gibt es darin unterschiedliche Abstufungen. Einer der im Elternhaus eines reichen Unternehmers aufwächst, ist nochmal priviligierter als das Arbeiterkind. Und dennoch kann es sein, dass das Arbeiterkind allgemein bessere Chancen hat als das Kind gutbürgerlicher Einwanderer, obwohl diese finanziell wesentlich besser gestellt sind.

Ich bin dort wo ich bin, weil ich mit einem großen Vorsprung in das Leben gestartet bin. Durch (eventuell) harte Arbeit, konnte ich diesen Vorsprung nutzen und vermutlich noch weiter ausbauen. Das werfe ich mir nicht vor, bin mir aber bewusst, dass diesem Vorsprung ein tiefe Ungerechtigkeit zu Grunde liegt, von der ich profitiert habe, die ich aber natürlich nicht ad hoc ändern kann.

Ich kann das natürlich nur auf Mikro-Ebene beeinflussen und tue da mein bestes um den gesellschaftlichen Diskurs vorran zu bringen.

Ich verstehe unter dieser Betrachtungsweise tatsächlich nicht, wieso sich alle von dem Begriff immer direkt angefühlt oder abgewertet fühlen.

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In meiner Wahrnehmung verschiebt es den Vorwurf und damit das Problem, wieder nur von der Mehrheitsgesellschaft auf die Minderheiten ab.

Ich bin richtig happy, dass PRESS SELECT zurück ist :partying_face: In der Form, eine echt feine Sache!

Absolut wichtiges Thema und mMn sehr gut aus den verschiedenen Perspektiven aufgearbeitet. Da leider ein entsprechender Gegenwind zu erwarten war, ist mein Respekt umso höher, dass ihr euch nicht davon habt abschrecken lassen.

Ich freue mich auf die kommenden Folgen und Themen. Macht weiter so.

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Eine wirklich tolle Folge mit einem wichtigen Thema, das weit über die Grenzen des Gamings hinausgeht.

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Sehe ich genau andersherum. Anstatt eines „Ihr habt zuviel, das müssen wir ändern!“ wird daraus ein „Ihr habt zuwenig, das müssen wir ändern!“. Ein Aufhelfen, anstelle eines Herunterziehen.

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Genau meine Meinung. Wenn ich meine Probleme als Waise jemanden erklären will, will ich nicht, dass jemand, der ein behütetes Elternhaus hatte, sich deshalb schlecht fühlt, sondern versteht, wieso ich mich manchmal schlecht fühle.

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Das liest sich aus Sicht eines Mitglieds der deutschen, weißen, hetero, atheistisch/christlich geprägten Mehrheitsgesellschaft natürlich viel angenehmer, wenn „er“ anderen aufhelfen kann, anderen auf sein „Niveau“ oder seinen Lebensstandard hochhelfen kann. Lebensnäher ist aber leider die Aussage, dass Frauen, Homosexuelle, Juden, Muslima usw. ganz prima alleine aufstehen könnten, wenn wir damit aufhören würden, die Hand nach ihnen auszustrecken (als wollten wir ihnen hochhelfen) dabei aber mit dem Fuß auf ihrem Brustkorb stehen.

Ich bin zu spät um mich in die hier laufende Diksussion sinnvoll einzuklinken. Aber nicht zu spät um zu sagen, dass diese Sendung/dieser Talk super und wichtig war. Danke an @RBTV_Colin und alle Beteiligten und mehr davon.

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Ja. Genau wie der Punkt von LeFloid als er gesagt hat, dass man halt nicht schauen soll wenn einem etwas nicht gefällt und er das überhaupt nicht versteht, wenn man es doch tut. Finde es gut, dass das von ihm und nicht von einem RBTV-Mitarbeiter kam. Da wären dann die Wellen wieder hoch geschlagen.

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Ich glaube ja, dass man mal ein eigenes Hash-Tag für Dickpics machen sollte. Man sollte die Usernamen gleich mit dem Bild veröffentlichen. Ich glaube in der Sendung wurde das Beispiel mit dem Fußballverein gebracht. So eine Vorgehensweise gegen Dickpics finde ich deutlich effektiver, als lange über das Thema zu diskutieren.

Wäre sicherlich effektiv, wobei ich nicht sicher bin ob das moralisch das richtige wäre. Ich würde das eher bei der zuständigen Behörde anzeigen.

https://dickstinction.com/

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Na ja, ich weiß nicht wo da der moralische Fehler ist. Was erwarten den die Menschen, die einer fremden Frau ein Dickpic senden. Sorry da habe ich echt wenig Verständnis für. Natürlich liegt es ja auch im Ermessen des Empfängers erst mal daraufhin zuweisen, dass es nicht in Ordnung ist, dass halte ich aber schon eher für Kulanz.

Hast schon recht, deine Methode ist rechtlich gesehen besser und wahrscheinlich noch effektiver.