Ich finde man hätte Burnham schlicht besser und interessanter charakterisieren können. Ein Mensch mit vulkanischem Background ist ja an sich schon mal eine spannende Sache.
Ähnlich wie mit Worf, der als Klingone von menschlichen Eltern großgezogen wurde. Aber bei Worf ist das auf verschiedenste Art immer wieder mal thematisiert worden, auch was seinen Konflikt betrifft als einer, der zwischen den Kulturen steht und erst seine eigene Identität entwickeln muss.
Anderes Beispiel wäre sehr wohl auch Spock und wie er mit seiner ‘menschlichen Seite’ umgehen musste und wie er nicht selten Emotionen unterdrückt hat oder diese doch mal wieder hochgekommen sind.
Burnham ist als Charakter mit einer recht ausladenden Exposition ihres vulkanischen Backgrounds eingeführt worden. Bloß schien die Serie irgendwann komplett ‘vergessen’ zu haben, dass diese existiert.
Dass Burnham immer emotionaler agiert, ist ja auch ok, bloß hätte man das durchaus klarer herausarbeiten können und sie hätte gerne in Szenen einmal das auch konkret aussprechen dürfen. Sie hätte deutlich Selbstzweifel zeigen können. Sarek hätte sie auch gerne mal direkter konfrontieren können und meinen, dass sie sich vom vulkanischen Weg entfernt hat, was ihre Handlungen eindeutig zeigen. Ansatzweise mag’s das alles vielleicht gegeben haben, aber im Gesamteindruck war’s mir zu wenig, wenn denn überhaupt so klar vorhanden…
Mit ein paar zusätzlichen Szenen/Dialogen wäre schon viel gewonnen gewesen, was ihre Figur betrifft, denke ich.
So muss man sich Burnham nachträglich schon ein wenig ‘schön reden’ oder die Defizite der Drehbücher nachträglich durch nicht immer ganz nachvollziehbare Interpretationen minimieren. Zumindest ist das mein Eindruck…
Oder anscheinend: man muss es irgendwo im Netz nachlesen, dass eine Entwicklung bereits stattgefunden hat. Naja… Vielleicht hat da der Schreiberling der Memory Alpha sich selbst etwas besser hinreimen müssen. Wenn ich Comic x oder Buch z lesen muss, damit ein Film oder eine Serie mehr Sinn ergibt, dann haben die Autoren schon einen nicht unwesentlichen Fehler gemacht…
Das mag schon so sein. Dass die Föderation ‘noch besser’ geworden ist bis sagen wir mal TNG ist ja durchaus nachvollziehbar. Bloß war Roddenberrys Vision für TOS bereits, dass sie Menschheit sich wesentlich weiter entwickelt hat und die Menschheit ohne Konflikte usw. auskommt. Wir leben in der Zukunft sozusagen permanent die höheren moralischen Ansprüche, die wir heute global gesehen keineswegs erreichen.
Ich sag’ mal sowas wie blanker Opportunismus oder Kriegstreiberei sollte bis auf ein paar individuelle Ausreißer überwunden sein, nach meinem Verständnis…
Archer hat btw auch schon einmal eine Rede gehalten und damit die Föderation begründet.
Handlungen haben aber immer Konsequenzen. Gravierende Handlungen haben gravierende Konsequenzen. Gute Autoren berücksichtigen das, weniger gute lassen alles eher beliebig und mit wenig bis gar keinen Konsequenzen verlaufen.
Eine Diktatorin und Massenmörderin aus einem anderen Universum zu retten und im eigenen Universum ‘frei’ zu lassen sollte eine ganze Menge an gravierenden Konsequenzen haben.
Außerdem waren Burnham eine ganze Menge Leben anderer im Gegenzug ganz schön egal, wenn man alleine ihren Body Count über die ganze Staffel hinweg bedenkt oder dass sie Exekutionen unter ihrem Kommando zugelassen hat (noch dazu wo später gezeigt wird, dass die ins All gebeamten auch gerettet hätten werden können).
Das stimmt in jedem Fall. TOS ist ja auch kein fehlerlos Heiligtum. Ich meine bloß, dass ab TNG bis Voyager samt den Filmen das Star Trek-Universum weitestgehend kanonisiert wurde und nachträglich auch TOS etwas glattgebügelt hat. Das hätte DISC sicherlich besser berücksichtigen können, finde ich.
Wobei natürlich nicht alles 100% übereinstimmen kann und muss. Schönes Beispiel sind für mich eben durchaus die Klingonen: ein Redesign des Aussehens und der Schiffe war sicherlich nötig, aber letztlich sind sie für mich doch zu weit gegangen und hätten sich mehr an ENT oder TNG orientieren sollen.
Gleiches gilt für die Lore usw. Die Frage ist eben, wann geht’s ‘zu weit’…
In Star Trek 9 hat Riker die Enterprise in einer kurzen Szene einfach mal mit dem Joystick gesteuert. Von den Machern war das als ‘Gag’ gedacht gewesen. Nachträglich gab’s von den Fans viel Kritik dafür, weil’s schlicht nicht mit dem in Einklang ging, wie ein solches Riesenschiff sonst gesteuert wird. Da sind sie nur um eines Witzes willen eindeutig zu weit gegangen und haben dies der inneren Glaubwürdigkeit geopfert, was nachträglich sogar der Regisseur Jonathan Frakes zu gab…
Wann und wie sich Details/Szenen wie diese von der Lore oder dem ‘Gefühl Star Trek’ zu weit entfernen ist ja immer wieder in der Community/unter den Fans debattiert worden. Es gilt ja nicht umsonst ein jeder Star Trek-Film mit einer geraden Zahl als eher schlecht.
DISC hätte schlicht einen schöneren und runderen Anschluss zum bisher etablierten Star Trek finden können, denke ich…