Update:
Morgen erster Termin als Frau beim Friseur . Mag meine langen Haare (ja und alle sagten dauernd, ich soll sie abschneiden) und Ma will unbedingt, dass ich sie kürzer schneide, dass es ja nicht auffällt. Scheiß drauf, endlich ein Haarschnitt, der mir auch gefällt. (Mein Haar geht mir zur Zeit bis zu den Schultern, hatte auch mehrmals Haare die mir, man entschuldige mir mein klatschianisch, bis zum Arsch gingen und aus „Karrieregründen“ immer gestutzt).
Heute auch eine sehr gute Unterhaltung mit meiner Schwester geführt. Sie weiß nun, warum ich Klamotten einkaufen und Friseurbesuche eigentlich schon immer gemieden habe wie die Pest.
Samstag geht’s dann endlich ans Kleidungsshoppen. Freundinnen haben instant zugesagt, mir zu helfen (ja als „Mann“ allein die Frauenabteilung zu durchstöbern fühlt sich doch etwas komisch an). Vielleicht gibt’s dann auch endlich RL-Pics von mir hier im Forum .
Einziger Downmoment: Frühester Beratungstermin erst Anfang Oktober . Naja, vielleicht auch gut, weil zur Zeit, dank der Akzeptanz meines Umfeldes bin ich leicht auf einer Euphoriewelle. Andererseits gibt es zur Zeit, nach all der langen Unterdrückung kein besseres Gefühl als es endlich der Welt rauszuschreien: ICH BIN 'NE FRAU, NA UND?
Hab heute auch die (fast, leider nicht alle erreicht) letzten des mir wichtigen Umkreises informiert und die Akzeptanz war zu 100 % - endlich wissen wir, warum du so „anders“/„komisch“/„introvertiert“ warst. Sollte das wer lesen, der mit sich und seiner Sexualität hadert: vergiss deine Sorgen, vertraue dich deinen Freunden und Freundinnen (und alles dazwischen) an und versuche es nicht wie ich Idiotin, es 25 Jahre zu verheimlichen. Gerade nicht deinem Therapeuten.
Und glaube nicht, dass ein besserer Zeitpunkt kommt. Es gibt immer Ausreden, es gerade jetzt nicht zu tun (Arbeitslosigkeit, neuer Job, Beförderung, andere (gerade Vereine) nicht zu blamieren, schwierige Zeit in der Familie, … - könnte euch zig Sachen aufzählen, warum man die Fixidee hat, es herauszugögern).
Es ist ein größerer Schritt für dich (dass haben mir auch die anderen Transfrauen bestätigt, mit denen ich bisher reden konnte), als für dein Umfeld. Und die paar Idioten, die es nicht kapieren, haben deine Aufmerksamkeit nicht verdient.
PS: Auch eine Sache, die mir zu meinem Coming Out halfen: Singen im Chor. Singen, gerade Singbildung (das erreichen höherer Töne), fühlt sich sowas von gut an. Hatte immer Probleme mit meiner Stimme, weil sie sich für mich zu wenig mit dem deckte, was ich hören wollte (hasste Tonbandaufnahmen von mir). Sitze gerade im Tenor (mit ein paar älteren Frauen) und 1. es macht einfach Spaß; 2. wenn man dann endlich die höheren Töne schafft, es fühlt sich so gut an. Werde vielleicht niemals im Sopran singen, aber die ganze Gruppendynamik (und nein, singe erst seit meinem Outing bei einem Chor in meiner Gegend und nur die Chorleiterin weiß von meinem Geschlecht). Vor allem es macht Spaß. Kein Meister ist je vom Himmel gefallen. Ich habe noch viel vor mir. Aber meine Stimme fühlte sich das erste Mal seit ich denken kann, als meine Stimme an (noch immer eine Oktave zu tief, aber ich kann mich hören).