Naja, da gehst du davon aus, dass die Sünder in der Hölle Teil einer „Armee“ werden. Ich glaube, dafür gibt es keine biblische Grundlage.
Ich meine, auch wenn man als Gläubiger die Idee wörtlich nimmt, dass die ganze Geschichte der Welt auf einen finalen Kampf zwischen dem Teufel und seinen Dämonen, und Gott und seinen Engeln rausläuft, die Menschen werden da nie als Fusssoldaten der beiden Seiten gesehen, sondern praktisch immer als… „Beistehende“.
Kennst du das Buch „Riss im Raum“?
Ist eine Art Fantasy-Roman, das ich damals als Kind mal gelesen habe. Erinnere mich nicht mehr genau, wie die Geschichte genau läuft, das einzige was mir geblieben war ist, dass dort ein Cherub als Charakter vorkommt, und dieser explizit als ein riesiges Wesen aus Flügeln und Augen beschrieben wurde.
Ist der erste Moment meines Lebens, an den ich mich erinnern kann, wo ich anfing zu realisieren, dass viele unserer Mainstream-Darstellungen von Biblischen Dingen nicht den Textuellen Beschreibungen entsprechen.
Kenne ich nicht, aber es sieht interessant aus.
Ich habe mich mal für den Historischen Aspekt der Bibel interessiert, aber irgendwann kamen diese unseriösen National Geographic Dokus und haben dieses Feld diskreditiert
Popkulturell ist der Teufel ganz schön übermalt worden und hat nur noch wenig mit dem zu tun, was in der Bibel über ihn drin steht.
Das hebräische Wort „Satan“ bedeutet erstmal so viel wie „Feind“ oder „Gegner“ und wird im Alten Testament auch z. B. für militärische Feinde verwendet. Eine weitere Bedeutung ist „Ankläger“ (oder „Staatsanwalt“, um mal eine etwas anachronistische Formulierung zu verwenden). Als solcher tritt er prominent im Hiobbuch auf, ist aber immer Gott untergeordnet, hat also seine feste Funktion als Engel, die er ausführt (weshalb der Satanismus auch die deutscheste Religion ist, die ich mir vorstellen kann, einen Staatsanwalt anbeten ist as alman as it gets). Und es wäre dem Judentum und dem Christentum fremd, Satan zu einer Art „Gegengott“ zu machen, wegen Monotheismus und so.
Im Neuen Testament ist die „Gegner“-Funktion stärker, hier tritt er als Verführer auf, der versucht, die Menschen vom rechten Weg abzubringen (ist auch ein Charakterzug, der im AT auch auftaucht, weil der Satan bemüht ist, den Menschen gottfernes Verhalten nachzuweisen).
In der Offenbarung des Johannes geht dann total weirder Shit ab mit Endkampf etc. Und ich bin ganz ehrlich: Ich habe oft keine Ahnung, wie die Offenbarung zu deuten ist (hängt alles ein bisschen am historischen Kontext, da es zur Zeit der Abfassung der Offenbarung mit Christenverfolgungen im römischen Reich losging und man da vorsichtig sein musste, was man da so verlautbarte). Im Endkampf wird der Satan halt besiegt und das steht für mich sinnbildlich dafür, dass die Macht der Sünde gebrochen ist (passt damit so auch ganz gut ins NT). Die Sünde ist nach wie vor da, sie steht aber nicht mehr als juristischer Gegenstand zwischen Gott und den Menschen. Das ist aber eher mein Take zu diesem total unverständlichen Kauderwelsch der Offenbarung. Von einer „Armee“ im Endkampf, zu der die Menschen in der Hölle rekrutiert werden, ist da nicht wirklich die Rede.
Wenn der Engel in der Weihnachtsgeschichte die Hirten erst mal mit den Worten „Fürchtet euch nicht!“ anspricht, wird’s wohl kaum ein sechsjähriges Mädchen mit Zöpfen und weißen Flügelchen gewesen sein.
Ich sehr schon das nächste Krippenspiel vor mir.
Im alten Testament hat Gott die Drecksarbeit noch selbst erledigt
Ich war als junger Stift, als ich noch selbst am Krippenspiel mitgewirkt habe, schon enttäuscht davon, dass es keinen echten Ochs und Esel dort gab. Und vor allem auch keine Kamele.
Vl irre ich mich auch, aber hat sich nicht die Rolle des Teufels v.a durch den zoroastrischen Einfluss (der sehr stark mit dem Dualismus aus Gut und Böse/ Hell und Dunkel etc. spielt) im 2./3.Jh so geformt, wie wir sie heute kennen?
War der so hoch? Hab ich bis jetzt noch gar nicht so gelesen.
Gerade im mittleren Osten war der ziemlich groß so weit ich weiß…
Ich war mal in Rom in den Katakomben unterwegs und da hat man schon einige zoroastrische Symbole und Bilder (christlich umgedeutet) gesehen
Ist ja an sich auch nichts ungewöhliches, wie bei uns ja auch Germanische Elemente.
Absolut, generell denk ich, dass früher die Religionen viel stärker miteinander verwoben, bzw offener für äußere Einflüsse waren. Ist nicht nur einmal passiert, dass Gottheiten und andere Figuren einer Mythologie in einer anderen übernommen wurden. War halt in polytheistischen Religionen oft leichter, aber selbst im frühen Christentum gabs das.
Der Teufel hatte im Antiken Christentum aber auch nicht so wirklich eine große Bedeutung, er ist innerhalb der Bibel auch eher eine Randfigur. Der Teufel wurde dann im Mittelalter der heiße Scheiß, als man gemerkt hat, dass man den mit Ablassbriefen super kapitalistisch ausschlachten kann. Im Spätmittelalter kamen auch viele apokalyptische Antichrist-Debatten auf, die alle nach dem Muster liefen: „Wenn so was wie DER an der Macht ist, ist das Ende der Welt nicht mehr weit!“ (Ok, Laschet ist der Antichrist…)
Na, das is eindeutig der Ohrwaschlkaktus. aber das mitm Ablasshandel und dem mittelalterlichen Fokus auf Teufel und das Böse hast schon Recht.
Wie wird er denn heute dogmatisch ausgelegt?
Ist heute in der Dogmatik auch ein ziemliches Randthema. Bin da jetzt nicht in der Diskussion drin.
Erzähl mir mehr.