US-Politik (Teil 1)

Du musst bedenken, dass die Diskussion um die deutsche Wahlrechtsreform unter anderem darüber geführt wird, ob Überhangmandate gut sind, oder ob sie ausgeglichen werden müssen oder ähnliches.
In den USA ist die Diskussion mit “It’s in the constitution! Our infallible founding fathers wanted it that way!” meist schon beendet.

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Das stimmt natürlich. Und das Problem wurde hier sogar vom Bundesverfassungsgericht angemahnt. Man könnte also sagen das System bereinigt es auch von innen. Dennoch gibt es Probleme in Wahlsystemen auch durchaus mal vor der eigenen Haustür, da sollte man nicht nur süffisant auf die USA schauen. Darauf wollte ich nur hinweisen.

Aber der Umgang und die Diskussion damit sind sicher anders, da hast Du vollkommen Recht.

Ich denke, das ist wohl ein Sargnagel für Trumps Präsidentschaft.

Das ist doch schon immer so, dass die Republikaner einen leichten Vorteil haben, weil sie in den ländlichen Gebiebten mehr Stimmen bekommen. Ich dachte, wir hätten das ganze hier schon mal diskutiert. Das Problem wird auch sehr schön in dem Buch "Amerika - Eine gescheiterte Demokratie?’ beschrieben.

Der Föderalismus in den USA wurde so angelegt, dass die kleinen Staaten nicht regelmäßig übergangen werden. Hätten sie nicht das gleiche Stimmgewicht bekommen, dann wären sie bei der Gründung den USA nicht beigetreten.

Das wurde schon ein Paarmal diskutiert und ich bleibe dabei: repräsentative Demokratie ist schwierig zu balancieren. Und du wirst nie 100% „fair“ sein.

ABER wenn du die Bevölkerung DIREKT fragst welche EINE Person man in der EINEN wichtigen Position haben will, dann ist in meinen Augen nur direkte Wahl durch das Volk sinnvoll. Der Präsident in der USA ist nicht wirklich äquivalent zu anderen Staatsoberhäupter, oder Parlamentskammern.
Aber auch wenn es so wäre: warum der Popular Vote nichtmal bei einem Unentschieden gelten soll halte ich für nicht mehr entschuldbar.

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Ursprünglich sollte der Präsident das Repräsentanthaus kontrollieren, damit es nicht zu mächtig wird. Die Gründerväter haben das Representatntenhaus als höchste Konzentration der Macht gesehen und nicht den Presidenten. Das ist wohl Ironie der Geschichte, dass die Rollen jetzt umgekehrt sind. Die USA sollten wieder zum ursprünglichen Konzept zurückkehren.

Den kostet gar nichts mehr Stimmen. Je lauter er poltert und pöbelt, desto mehr lieben ihn seine Anhänger. Die USA befinde sich gerade in einer richtigen Sunken Cost Fallacy (um mal in der Sprache der Kapitalisten zu bleiben). Die haben so viel Energie, Hass und Bekenntnis für ihn aufgebracht, jetzt umzudrehen und zuzugeben einen Fehler gemacht zu haben, kommt für ihn und die nicht mehr in Frage.

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Ich bin da auch eher auf deiner Seite. Ist nur erschreckend dass es immernoch so viele Wähler sind die Trump nicht von der Seite weichen.

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„Demokratie“

Egal wer gewinnt, die US-Wahlen werden die reinste Farce. Keine Seite hat mehr Vertrauen in eine korrekt ablaufende Wahl und zwar vollkommen zurecht. Was für eine Shitshow…

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Ist tatsächlich nur Werbung.
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Ist auf jedenfall ein guter Staat aus Sicht von Biden, um für den Wahlkampf dort eine große Spende zu erhalten. Bidens Rückhalt dort schwindet, wie @Truchsess schon richtig erkannt hat.

Wenn man sich den derzeitigen Stand für Biden ansieht, so hat er nach den derzeitigen Umfragen 201 Wahlmänner sehr sicher (in 17 Staaten bzw Gebieten mit einer komfortablen Führung). Sprich selbst wenn er die Kandidatur verliert, wird er diese Staaten holen.

Biden dürfte auch die restlichen Hillary Clinton Staaten holen. (Nevada, Maine, NH…). Und ja, auch wenn selbst den Demokraten die Führung in Michigan nie zu sicher sein kann, wird sich Biden den Staat zurückholen. Dafür steckt er auch sehr viel Energie und Geld rein. Mit Michigan fehlen ihm also noch 22 Stimmen für die berühmten „270 to win“

Bei den Demokraten war ja vor Beginn der Wahlkampagne die Frage ob man sich auf den „rust Belt“ oder den „sun belt“ konzentrieren will. Man entschied sich für beides. Und so scheint es sich im rust belt auszuzahlen. Wisconsin und Pennsylvania führt Biden je nach Umfrage mit 4-6 Prozentpunkten. Das ist nicht viel, aber dennoch eine gute Aussicht. Die Wiederherstellung der Blue Wahl würde Biden für den Sieg schon ausreichen, da er damit knapp über 270 Stimmen wäre.

Im sun belt sieht es dagegen viel, viel knapper aus. Es wäre nicht verkehrt mindestens einen Staat zu gewinnen, um bei unerwartetem Verlust von z.B. Nevada, Minnesota, Pennsylvania Sicherheit zu haben.
In Arizona und Florida wird es auf die Hispanic Wähler ankommen. Und gerade da hat Biden doch mehr Probleme als gedacht. Während Clinton sich auf die Latinos verlassen konnte, kann Biden sie vor allem in Florida bisher nicht derart überzeugen. Viele vor allen jüngere Hispanics sind eher konservativ und wählen sogar (wenn auch) widerwillig Trump.
Aber unmöglich sind Arizona und Florida nicht, mit den beiden könnte Biden sogar wieder Michigan, Wisconsin und Pennsylvania an Trump velieren und trotzdem Präsident werden.

Für Texas und Georgia kommt Biden als Demokrat noch zu früh. das wird er nicht flippen, daher nehme ich die beiden Staaten aus Bidens Rechnung.

Bliebe noch zwei Staaten die Biden statt den rust belt Staaten holen könnte:
North Carolina und Ohio. Beide Staaten sind derzeit vollkommen unentschieden. Mit 15 bzw 18 Wahlmännern könnte man auch den Verlust von Pennsylvania kompensieren.

Mein Tipp also derzeit:
Biden gewinnt, aber nicht erdrutschartig. Er holt die rust belt Staaten die Hillary Clinton verlor und dazu noch Arizona.
Florida, Oho und NH gewinnt wieder Trump. So dass am Ende ähnliche Ergebnisse wie Bush gegen Kerry 2004 geben wird, 286 zu 251.

Wenn ich die map durchgehe komme ich auf

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Kurze Frage, welche Staaten gehören zum Sun Belt? Ich hab den Begriff noch nie gehört. Sonst Stimme ich dir in deiner Analyse zu.

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Ja wie auf dem Bild von YYZJay zu sehen sind damit geographisch die Staaten an der Südgrenzen der USA gemeint.

Wobei im Zusammenhang mit den Wahlen meist die swing states des sunbelt gemeint sind (also Staaten die weder stark demokratisch noch republikanisch ausschlagen)

At the other end of the spectrum are Sun Belt states that were already quite close (Florida and North Carolina) or that have recently been trending Democratic (Arizona, Georgia, and Texas) at varying rates.

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Wie ist da „sicher“ definiert? Was für einen Vorsprung muss ein Kandidat haben, damit er als „sicher“ gesehen wird?

Was da etwas nervös machen dürfte:
Clinton war zu diesem Zeitpunkt (ca. 2 Monate vor der Wahl) in den meisten Staaten da zum Teil weiter vorne als Biden. Sie brach dann einfach beim Endspurt sehr ein. Darum gut im Auge behalten, was da in den nächsten Wochen noch passiert, ob die Zahlen näher zusammen kommen.
Was Biden, im Gegensatz zu Clinton, jedoch hat ist eine Führung, welche stabiler ist. Clinton ging permanent rauf und runter, Biden ist relativ flach, kaum wirkliche dips rauf oder runter.

Nicht zu vergessen:
Biden MUSS einen klaren Sieg holen. Ein 272 Sieg würde nicht nur zu massiven Problemen und vermutlich versuchten Manipulationen in den Monaten zwischen Wahl und Innaguration führen, sondern es würde auch dafür sorgen, dass der Trumpismus bei den Republikanern absolut am Leben bleibt, und die Partei über die nächsten Jahre weiterhin kontrollieren wird.
Biden braucht Florida. Nicht unbedingt für einen Sieg, aber für den klaren Sieg, der nötig ist.
Ich glaube jedoch, dass Biden Florida tatsächlich holen kann. Er ist dort beliebt, weil er halt einfach ein alter, eher konservativer (ja, klar, „Demokrat“, aber ein sehr konservativer demokratischer) Politiker der alten Schule ist. Ich glaube, dieses Jahr könnte es reichen.

Ohio wird an Trump gehen. North Carolina an Biden. Das ist zumindest meine Vermutung. Biden ist in North Carolina zwar nur eng vorne, aber es ist ein Staat, wo er vermutlich mehr Enthusiasmus für sich haben wird als in anderen Staaten. UND so klein sein Vorsprung dort auch ist, er scheint relativ konstant zu sein.

Ohio hingegen kann auf beide Seiten kippen, aber ich denke im Zweifelsfall werden solche rennen die hin- und her gehen können dann leider doch eher an Trump gehen.

Meintest du hier NC? Denn New Hamphshire ging doch an Clinton, und Trump scheint da im Moment grade gar keine Chance zu haben.

Etwas könnte noch interessant werden:
Texas.
Ich weiss, ich weiss. Da ist man vermutlich zu optimistisch, wenn man auf Texas setzen würde, ABER:
Trump hat dort im Moment EXTREM Mühe! Seit Mitte Juni sind die beiden dort eigentlich gleich auf… ABER statistisch gesehen ist Texas einer der Staaten, wo die Demokraten eher UNTERSCHÄTZT werden in den Polls. Die Republikaner gewinnen dort zwar immer, aber immer mit einem kleineren Abstand als es die Polls hätten erwarten lassen. Mit anderen Worten: Sollte Biden in dem 2%-Band bleiben, wo er seit Mitte Juni ist KÖNNTE es dort zu einer Überraschung kommen.

(Und ja, ich sage KÖNNTE, und ich sage ÜBERRASCHUNG, denn das wäre es nach wie vor… aber die Trends machen es wahrscheinlicher als man auf den ersten Blick denken könnte)

Ganz interessant, man kann in 80% der Staaten per Briefwahl Wählen und fast alle Staaten öffnen ihre Wahlokale schon ein bis zwei Tage früher. Es gibt keine Überschneidungen, entweder man kann per Post Wählen oder die Wahlokale öffnen früher in den meisten Staaten sogar beides.

Wie ist da „sicher“ definiert?

Sehr Sicher ist da einerseits ein zweistelliger Prozentwertunterschied für Biden gegenüber Trump und zudem auch noch dass alle diese Staaten sowohl von Obama als auch Cliton gewonnen wurden. Sprich wenn es da eine größere Umwälzung gegeben hätte zur Vergangenheit würde man das in den polls sehen.

Derzeit ist Biden in den Umfragen besser als Clinton, Obama, Kerry zu diesem Zeitpunkt 50 Tage vor der Wahl. Und nur Obama hat 2008 das ganze noch drehen können (die dynamik war damals natürlich eine andere)
https://nymag.com/intelligencer/2020/09/biden-polls-better-than-clinton-obama-50-days-from-election.html#comments
Auch bei Realclearpolitics führt Biden besser als Clinton in allen Wählergruppen, außer non-white. da ist er etwas schlechter.

Trump hat wohl auch manche Staaten aufgegeben bzw will da kein Geld mehr verschwenden
https://nymag.com/intelligencer/2020/09/trump-pulls-tv-ads-in-key-swing-states.html

„Angesichts einer anscheinend erheblichen Geldknappheit ist die Trump-Kampagne in Michigan und Pennsylvania, zwei der Kern swing states, die der Präsident den Demokraten vor vier Jahren knapp entriss - und in Staaten, in denen Trump in den Umfragen im Jahr 2020 stets hinter Biden zurück blieb - vorerst vollständig vom Fernsehsender verschwunden.“

Biden MUSS einen klaren Sieg holen.

Naja, erstmal soll Biden überhaupt gewinnen. Halte ich auch für nicht ganz so selbstverständlich.

Meintest du hier NC?

ja genau

Ich denke immer noch dass die Duelle ab Ende September für Trump der letzte Trumpf sein können. Ab da könnte sich eine Dynamik entwickeln. Ansonsten ist Biden derzeit klarer Favorit.

https://www.zeit.de/politik/2020-09/donald-trump-wahlkampf-budget-usa-spenden-praesidentschaftswahl

Biden hat aufjedenfall die besseren finanziellen Mittel zur Zeit.

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