Wehrdienst und Zivildienst - eure Meinungen, Geschichten, Erfahrungen

Das nicht. Rechte Spacken hatte ich auch zu meiner Dienstzeit 2007. Aber der Wehrdienst gab der Bevölkerung eine Verbindung und Einblick in die Bundeswehr und es hatte, wenn auch wenig, ein bisschen Kontrollwirkung von außen eingebracht. Heute ist es so abgekapselt und kümmert den meisten kaum.

Für mich war immer klar, dass ich niemals zur Bundeswehr gehen würde. Auf den Zivildienst hatte ich aber auch keinen Bock, sodass eine Ausmusterung eigentlich mein Ziel war. Darauf hab ich aber nicht hingearbeitet und wurde dann schließlich als T2 gemustert.

Hab dann verweigert und meinen Zivildienst in einem Altenheim + Einrichtung für junge Menschen mit Behinderung als Hausmeister gemacht. Während der Zeit hab ich mir meinen Ellbogen gebrochen, sodass ich acht Wochen nicht als Hausmeister arbeiten konnte und in der Betreuung eingesetzt wurde. Die neun Monate haben mich unglaublich weiter gebracht und mich viele Dinge mit anderen Augen sehen lassen.

Ich würde jedem jungen Menschen empfehlen, ein FSJ oder Bundesfreiwilligendienst zu machen, kann aber auch verstehen, dass es nicht besonders attraktiv erscheint.

Ich kenn aber niemanden, der seinen Zivildienst, FSJ, BFD hinterher bereut hat.

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Was heisst bereuen? Mir hat der Job zb auch spass gemacht aber die 12 bis 13tage am stuck zu arbeiten misse ich absolut null.
War immer wieder ein schönes gefühl montags zur arbeit zu gehen und zu wissen, dass man bis übernächsten freitag durcharbeiten muss.

Also ich habe 12 Jahre gedient. Mir fällt im Laufe der Zeit bestimmt die ein oder andere Story ein.

Da mein Opa in der Wehrmacht war, sowie 2 seiner Brüder im Krieg gestorben sind, hab ich eben die Schiene genommen und da was runtergelabert.
Natürlich alles völliger Bullshit gewesen, was ich da geschrieben habe, von wegen Gewissen und co, aber wenn man das Spiel eben Spielen muss, ist es eben so.

Am Ende dann 9 verschwendete Monate beim Roten Kreuz (nicht rettungsrotkreuz sondern Essen auf Rädern, behinderte, Alte, Kinder Fahren etc) abgeleistet

Grundsätzlich hätte ich nichts gegen den Wehrdienst gehabt, wenn man mir garantiert hätte, das AGA und Kaserne danach in BW gewesen wären, aber ich hatte keinen Bock worst case in der Uckermark zu sein, wo man am Wochenende quasi nichtmal heimkommt hier in den Süden.

Naja, im Zivildienst war dann eben bescheissen und beschissen werden.
Solange das rotkreuz uns wie Sklaven behandelt hat (den 6 zivis die Autos waschen den halben Freitag nachmittag, seien günstiger als kurz 9 autos durch die waschanlage zuschicken), haben wir eben auch beschissen was ging, gerade beim Thema Stundenkonten.

Was ging haben wir Stunden geschrieben, so dass ich am Ende zumindest 6 Wochen Überstunden hatte und 6 wochen Überstundenabbau hatte plus 2 Wochen resturlaub.

Also wenn man das nur überstehen kann, in dem man jeden zweiten Abend säuft, klingt für mich wieder noch so einem Punkt wo ich mich frage: Welchen Zweck hat Wehrdienst genau? :smiley: ist ja dann doch wohl eher bezahltes Besäufnis mit der ein oder anderen Wehrübung. Das spricht ja dafür, dass der Zivildienst doch einen höheren Mehrwert für die Gesellschaft bietet als der Wehrdienst.

Ich habe bei mir keine großen Besäufnisse gesehen. Den einzigen mit Kater, war der eine Unteroffizier nach deren Einstandsfeier oder wie das heißt, wo die sich auch zum Horst machen. Der hatte sogar verpennt, bissel unangenehm, wenn du bei dem Klopfen musstest. :sweat_smile:

Einmal hatten welche auf meiner Stube am Sonntag getrunken. Als ich spätabends von zu Hause kam, lag noch alles rum. Hat keiner weggeräumt… Das gab am Montagmorgen aber ein Donnerwetter als der Oberfeldwebel reinschaute. Wie man auch so schlau sein kann. :man_facepalming:

Am Ende waren manche Positionen im Wehrdienst auch wie ein Zivi. Da gab es dann auch jemand, der den Kasernenkommandeur von Kaserne zu Kaserne und Truppenübungsplatz gefahren hatte. :smiley:

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Naja, kann man nicht vergleichen.

Der Wehrdienst ist eben dann sinnvoll wenn man ihn mal bräuchte.

Es liegt im Grundwesen der Armee das manche Leute sie nicht wollen, biss sie sie brauchen.

Genau. Der Wehrdienst bringt erst dann etwas wenn die Armee gebraucht wird. Und auch erst dann wenn der Bedarf nicht durch Brufssoldaten gedeckt werden kann. Kurz gesagt: Wehrdienst hat erst dann wirklich einen Zweck, wenn wir z.B. angegriffen werden. Niemand der Wehrdienst gemacht hat, ist ja schon bereit für z.B. Ausbildungseinsätze in Afghanistan oder so (korrigiert micht wenn ich da falsch liege). Und natürlich hat der Wehrdienst auch eine Werbewirkung auf den Beruf als Soldat.

Der Zivildienst jedoch hat schon von sich aus einen Wert für die Gesellschaft. Unabhängig davon ob der Zivildienstleistende danach z.B. einen Pflegeberuf ausübt.

Deshalb halte ich an meiner ursprünglichen Aussage fest: Der Zivildienst hat einen höheren gesellschaftlichen Wert als der Wehrdienst.

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Das THW? :beanthinking:

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Das THW hat bei weitem auch nicht mehr die Ressourcen und Mannstärke wie früher, um solche Dinge schnell und flächendeckend auf die Reihe zu bekommen. Zudem sind ja viele Soldaten medizinisch ausgebildet.

Früher konnte man seinen Wehrersatzdienst auch beim THW verrichten, ich kenne bestimmt 10 Leute die das gemacht haben, aber denen gehen dadurch natürlich auch Leute flöten.

THW und feuerwehr statt Zivi, ist eben in unserer heutigen Mobilen Welt immer schwieriger dann geworden, da viele sich nicht auf X jahre binden wollten.

Denn im Gegensatz dazu, wenn du aus freien Stücken dort bist, kannst eben wenn die Firma sagt „wir könnten sie uns für 1 Jahr in der Niederlassung in Vancouver vorstellen zur Einrichtung der neuen Fertigung“ nicht einfach dort hin gehen und THW austreten.

Oder genauso wenn man sich für 7 Jahre an die Feuerwehr gebunden hat, dann nach der Ausbildung doch studieren will und dann merkt, dass die Stundenzahl die man brauchte, neben dem Studium so nicht machbar ist.

Kumpel wollte Feuerwehr statt Zivi/Bund machen, aber da war dann auf dem Land das Problem, dass die freiwillige Feuerwehr einfach nicht genug Stunden im Monat hatte in denen etwas passierte, damit das gereicht hätte.

Häää klar kann man einfach aus dem THW austreten.

Das hab ich auch noch nie gehört, Freiwillige Feuerwehr ist ein Ehrenamt, Pflichtfeuerwehr darf nicht länger als 5 Jahre gehen und Berufsfeuerwehr haben eben normale Berufsverträge.

Aber nicht wenn du damals dich für X jahre verpflichtet hast, um keinen wehrdienst/zivi machen zu müssen.

Bei der Feuerwehr, können auch 5 Jahre gewesen sein, ist schon lange her.

Okay wenn man THW als Ersatz zum Wehrdienst gemacht hat, dann musste man die Zeit machen die auch Zivis zu der Zeit machen mussten. Das war aber keine X Jahre und galt/gilt eben auch nicht für Leute die das Freiwillig neben ihren Beruf machen.

Nein, das war damals anders, wenn ich so nachlese

Und klar war das neben dem Beruf, sprich man hat nicht de facto 1 Jahr verloren, aber dafür musste man eben sich für mehrere Jahre im THW verpflichten zb

Statt Grundwehrdienst zu leisten, möchte ich zum THW, wie lange muss ich mich verpflichten?

Zur Freistellung vom Grundwehrdienst können Sie sich bei Ihrer Aufnahme in das THW auf gesondertem Formblatt (Freistellungsantrag) zum Dienst im Katastrophenschutz verpflichten. Nur eine Verpflichtung auf mindestens sechs Jahre, die rechtzeitig vor Vollendung des dreiundzwanzigsten Lebensjahres eingegangen wird, kann zur Freistellung vom Grundwehrdienst führen. Der Freistellungsantrag bedarf der Zustimmung des THW-Ortsbeauftragten und der Zustimmung der zuständigen Geschäftsstelle. Die Laufzeit der sechsjährigen Verpflichtungszeit beginnt frühestens mit der Abgabe des Freistellungsantrages im Ortsverband, jedoch nicht, bevor Sie 18 Jahre alt sind.

Unter welchen Voraussetzungen kann ich vom Wehrdienst freigestellt werden?

Vom Wehrdienst können Sie nur freigestellt werden, wenn

•Sie der Wehrpflicht unterliegen,
•die zugewiesene Höchstzahl an Helfern für den Geburtsjahrgang noch nicht ausgeschöpft ist,
•Sie noch nicht in der Bundeswehr gedient haben (Ausnahme nur unter besonderen Voraussetzungen),
•Sie keinen Beruf ausüben, der zu einer Berufsgruppe gehört, bei der die Belange der Bundeswehr vorgehen,
•aufgrund Ihrer Ausbildung oder beruflichen Tätigkeit nicht mit einem häufigen Ortswechsel zu rechnen ist,
•bei der Einheit/Einrichtung ein Helferplatz zur Verfügung steht.

Okay jetzt hab ich es verstanden, das war kein Zivis, Sonderdienst statt des Wehrdienstes. Wer das aber nicht gemacht hat, der musste sich nicht Verpflichten, sondern konnte einfach so zum THW.

Heute ist das aber hinfällig, weil es keine Wehrpflicht mehr gibt, also kann jeder der zum THW geht, das auch jederzeit wieder verlassen wenn er das möchte.

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Als die Wehrpflicht ein Ende hatte, konnte man auch seinen Einsatz beim THW vorzeitig beenden. War bei einem Kollegen so der Fall.

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Ja ich sagte ja XY statt Zivi/Wehrdienst

Wer einfach so zum THW ging, ging zum THW, das ist was komplett getrenntes, klar.

Ich kann auch über den Zivildienst abrotzen.

Ich habe in einer Einrichtung für behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Zivi gemacht (Behinderungen körperlich und geistig quasi alles querbeet durch von bettlägerig bis Behinderung für den Laien wie mich nur beim Blick in die Akte nachvollziehbar). Einerseits waren die Erfahrungen für mich sehr wertvoll, weil ich vorher noch nie näher etwas mit behinderten zu tun hatte, andererseits…

Diese Einrichtung hatte noch eine Außenwohngruppe für Jugendliche und junge Erwachsene, die weitgehend selbständig waren (eigene Bankkonten, eigene Handys usw.) und die man in dieser Form nochmal besser fördern konnte. In dieser Gruppe bin ich hauptsächlich eingesetzt worden. Aber eine Woche vor meinem Dienstantritt war die Gruppe auf einer Freizeit, wo einer der Jugendlichen ein vierjähriges Mädchen sexuell missbraucht hat. Gesellschaftlich hat sich in der Wahrnehmung dieses Themas in der Zwischenzeit Gott sei Dank einiges getan, aber der Heimleiter hat die ganze Zeit so getan, als wäre das ein läppisches Kavaliersdelikt. „Dummerweise“ wurde der Typ dann aber ausgeschult und ich wurde auserkoren, ihn zu betreuen. Der Großteil meines Zivildiensts sah also so aus, dass ich ihn morgens aus der Wohngruppe abholen, in die Haupteinrichtung bringen und dort sechs Stunden beaufsichtigen musste (das fiel saisonal dann immer mit solchen Dingen wie Laub zusammenrächen oder Schnee schippen zusammen). Nochmal zur Erinnerung: In dieser Haupteinrichtung lebten auch kleine Kinder, die teilweise aufgrund ihrer Behinderung auch nicht in der Lage waren, sich in irgend einer Form zu äußern. Ich war nie der stärkste und der Jugendliche war zu diesem Zeitpunkt gut und gerne 150kg schwer und einen Kopf größer als ich. Von den anderen Erzieher:innen habe ich erzählt bekommen (selbst war ich zum Glück nie dabei), wie er durchaus schon mal ausrasten und Stühle durch die Gegend schmeißen konnte, wenn ihm etwas nicht gepasst hat. Meine ständige Angst war, dass er mich jetzt ausknockt und sich wieder an irgendwelchen kleinen Mädchen vergreift. Ist zum Glück nicht dazu gekommen.

Und diese „Kavaliersdelikt“-Einstellung der Heimleitung war damals auch leider die vorherrschende in meinem damaligen Umfeld. Irgendwie schien mich in der Hinsicht niemand ernst zu nehmen, weshalb ich auch sehr froh war, von da weg zu sein. Und meine Entscheidung, Pfarrer zu werden, beruht unter anderem auch auf diesen Erfahrungen. Damals war für mich klar: Wenn jemand in eine vergleichbare Situation gerät, will ich dieser Person aufmerksam zuhören. Das hat damals bei mir niemand getan.

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