Grand Budapest Hotel
Zeit für einen Hot Take
Das ist hemmungsloser Style over Substance. Der Bildkompositions-, Schnitt- und Kameraeinstellungsporno ist zwar faszinierend und als jemand, der sich über reine Unterhaltung mit Filmen beschäftigt absolut sehenswert… ja ich würde sogar sagen: Muss man mal gesehen haben.
Aber die Story? Meh. Charaktere? Klar, skurril. Wie immer bei Anderson. Aber hier fühlt es sich tatsächlich so an, als wären die Charaktere schräg um des Schrägsein willens.
Und im Minutentakt mit Superstars vollgebombt zu werden, ist kein qualitativer Wert an sich. Auch, wenn es Lieblinge wie Bill Murray oder Jeff Goldblum sind.
Unterhaltsam ist das trotzdem irgendwie. Dafür sind Anderson-Filme dann doch zu eigen. Aber diese Stellung als ultimativer Kritikerliebling mit vielen hohen bis Höchstwertungen… hat er meiner Meinung nach nicht verdient.
3,5 von 5 Sternen.
Climax
Ja. Auch hier: Style over Substance. Die Tanz-Plansequenz am Anfang ist der Hammer und die Kamera allgemein - wenn auch ganz am Ende etwas übertrieben diffus - und das Zusammenspiel dieser mit der Musik ist der Wahnsinn. Ein Audiovisueller Orgasmus der besonderen Art.
Das Problem: Noé versucht die letzte Viertelstunde von „Requiem vor A Dream“ auf eine Stunde auszuweiten… allerdings mit Charakteren, die mir vollkommen egal sind. Das scheint er zu wissen und baut als billigen emotionalen Effekt ein Kind ein.
Laut seinen eigenen Aussagen wollte er zeigen „wie schlimm Drogen sind“. Nur unterläuft er diesen Anspruch selbst, denn in der Handlung des Films ist der kollektive Trip dieser Menschen unfreiwillig herbeigeführt. Wenn der Film ein Thema hat, dann sind es schlechte Freunde.
Ich habe persönlich keine Drogenerfahrung… zumindest mit härteren Drogen. Trotzdem möchte ich in Zweifel stellen, dass Menschen wegen LSD zu gewalttätigen Vollpsychopathen werden. Der Film ist so drüber in der Darstellung von Drogenmissbrauch, dass er sich von der Realität abhebt und der pädagogische Ansatz vollkommen zerstört wird.
Trotzdem bleibt es eine „Seherfahrung“.
3 von 5 Sternen
Goodfellas
Scrollt weiter hoch und schaut, was ich zu Casino geschrieben habe. Das sagt auch alles zu Goodfellas.
Darf ich auch mal den nächsten Hot Take abliefern? Ich finde Joe Pesci überschätzt… oh je, hat er das wirklich geschrieben? Ja, hat er. Joe Pesci kann EINE Rolle perfekt, aber auch eben nur diese. Und Scorsese setzt mir das in beiden Filmen zu inflationär ein. In Goodfellas gibt es gleich drei- oder viermal den Aufbau: „Joe Pesci sitzt in einer Bar oder einem Restaurant, redet und unterhält fast den ganzen Laden und explodiert dann aus dem Nichts und massakriert jemanden“. Das hat für mich vollkommen seine Wirkung verloren.
Ich hoffe in „The Irishmen“ denkt sich Scorsese mal was Neues aus.
4 von 5 Sternen.