Borat Subsequent Moviefilm:
Ein etwas verwirrender aber auch verwirrter Film.
Ich bin nicht ganz sicher, was der Film genau will, und ich weiss nicht ob es der Film selber weiss.
Das Konzept einer „Fake Documentary“ wurde völlig über den Haufen geworden, und der Film ist jetzt viel eher ein tatsächlicher Film mit einem Plot und Charakteren und einem dramaturgischen roten Faden… oder zumindest ist das ein Teil des Filmes. Und das ist auch der Teil, der wohl am besten funktioniert.
Maria Bakalova welche Borats Tochter spielt, wird überall extrem gelobt und hat sogar eine Oskarnomination erhalten. Und auch wenn ich finde, dass sie sehr gut spielt, so halte ich diese drartigen Lorbeeren dann doch für etwas übertrieben. Mein Eindruck ist, dass sie deswegen so positiv angesehen wird, weil ihre Rolle im Film und ihre Story mit Abstand der stärkste Aspekt des Filmes ist. Die Story dieser jungen Frau, welche so völlig einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, und die sich selber findet ist durchaus gewinnend und funktioniert ganz gut, auch wenn die ganze Darstellung natürlich etwas oberflächlich ist… aber ist auch eine bescheuerte Komödie.
Sie ist dem Zuschauer sympatisch, man will sie erfolgreich sehen, und die Schauspielerin macht eine gute Arbeit mit der Rolle, weswegen das dann übersetzt wird zu: Die Schauspielerin ist einfach grossartig und oskarwürdig.
Aber hey: Ich gönne es ihr. Maria Bakalove ist eine interessante, junge Schauspielerin, hat Charisma und Charm, und ich wünsche ihr viel Erfolg.
Der zweitbeste Aspekt des Filmes ist dann natürlich das Blossstellen gewisser Politischer Figuren, was aber relativ kurz kommt. Mike Pence kriegt ein bisschen was reingedrückt, und dann gibt es natürlich die berühmte Giulliani-Szene, wo er wirklich, wirklich schlecht aussieht.
Der Grund warum diese Momente aber gut funktionieren ist aber auch der Grund warum der Rest des Filmes nicht so gut funktioniert.
Politische Figuren wie Pence oder Giulliani hätten nie freiwilig bei einem solchen Film mitgemacht und so mitgespielt. Es ist nicht wie beim ersten Film, wo für eine kurze Zeit diskutiert wurde, ob Pamela Anderson jetzt wissentlich bei der Szene mitgemacht hat oder nicht… Pence und Rudy wurden ganz klar einfach überrascht in ihren Szenen und hätten da nicht mitgemacht. Und darum sind diese Szenen lustig und gut… und im Fall von Giulliani lassen ihn auch so schlecht dastehen. Denn auch wenn dieser Moment sehr gegen seinen Gunsten zusammen geschnitten wurde, so ist die POSITIVSTE Interpretation der Situation für ihn, dass er einfach so saublöde war, sich überhaupt in diese Situation zu bringen, obwohl er keine fragwürdigen Absichten hatte. Das ist die BESTE Auslegung welche die Szene zulässt.
Und darum funktionieren diese Szenen… und die meisten anderen Szenen nicht.
Denn die meisten anderen Szenen sind oft so derart künstlich in ihrem Aufbau, dass man sich fragen muss, wie Viel hier im Schnitt nachgeholfen werden musste und wie viel man den Betroffenen in der Szene im Voraus hatte sagen müssen.
Die Qanon-Typen zum Beispiel: Wahrscheinlich glauben die eine Menge dieses Quatsches und so… aber es ist offensichtlich, dass die Story des Filmes (sie liessen Borat bei sich einziehen für ein Paar Tage, weil er sie einfach nett fragt) nicht der Wahrheit entspricht.
Die Typen wissen auf jeden Fall, dass sie für einen Film aufgenommen werden, sie wissen vermutlich dass Borat ein Schauspieler ist, etc, etc…
Und das für sich ist kein Problem… aber es wird ein Problem wenn man sich dann fragen muss, wozu das ganze.
Wenn diese Szenen nicht organisch so entstanden sind, während Cohen die Interviews führte, sondern so viel künstliche Struktur darum ist, wie viel kommt dann wirklich von den Personen in den Szenen und was kommt vom Skript, welches ihnen vermutlich zu einem gewissen Grade präsentiert wurde?
Und dann muss man sich fragen: Warum dann überhaupt noch diese Struktur? Warum eine Struktur kreieren, wo man im Nachhinein nachschauen muss, welche Charaktere Schauspieler waren und welche Charaktere organischer in den Film einfliessen? Warum nicht einfach ein normales Drehbuch schreiben, wenn man diese Geschichte erzählen will?
Nun… weil dann die Momente mit Rudy und so nicht reinpassen würden… oder?
Aber passen sie jetzt wirklich rein? Denn ehrlich, die „echten“ Momente werden jetzt wieder dadurch geschwächt, dass immer wieder der „Plot“ reinplatzt und den Moment unterbricht. Die Rudy-Szene verliert mehrmals ihr ganzes Momentum, weil der Schnitt dann rausgeht und Borat zeigt, wie er in der Gegend rumrennt um seine „Tochter zu retten“, was ein Plotpunkt ist, der mich in dem Moment nicht interessiert, weil ich den ECHTEN Rudy sehen will, und wie er sich halt in dieser Situation verhält.
Darum meine ich: Der Film ist verwirrt. Er ist keine Fake-Doku, aber auch kein Spielfilm. Er ist nicht ganz das eine und nicht ganz das andere. Er verbringt eine Menge Zeit mit Szenen, welche nicht sonderlich viel Inhalt haben, weil sie als „Doku“ mit „echten“ Personen unglaubwürdig sind, und erzählt dann eine Plot, der dann für die wenigen guten Realen Momente im Weg sind.
Dennoch muss ich sagen, dass mir dieser Film wesentlich besser gefallen hat als der erste Teil.
Dieser Film hat immerhin einen Plot mit einem Charakter, mit dem man mitfiebern kann (und ich rede hier nicht von Borat, sondern von seiner Tochter). Und die Momente in denen die Realität in den Film reinbluten sind auch stärker als im ersten Teil, weil sie gezielt auf bestimmte Personen und Ereignisse abziehen, anstatt einfach dieses vage Fingerzeigen auf irgendwelche Fremden.
Deswegen also durchaus ein gelungenerer Film als der erste Teil und ein Film aus dem ich mehr rausholen konnte.
Fazit: Nicht uninteressant und mit guten Elementen, aber dennoch etwas verwirrt.