Glass Onion
Ich hatte sehr viel Spaß mit dem Film. Knives Out hat mir insgesamt besser gefallen, aber Glass Onion war für mich auf eine gute Art überdreht bis auf die schlechten Effekte mit dem Feuer und der Lüftungsanlage am Ende. Einem meiner besten Freunde, war er zu ‚meta‘ - ich hingegen fand die ganzen Anspielungen, schon im Casting, wunderbar.
See how they run
Den habe ich sozusagen direkt nach Glass Onion geguckt. Der Film tut genau was er soll und fühlt sich wie ein klischeebehaftetes Theaterstück an. Unterhaltsam und sympathisch geführt von Sam Rockwell und Saoirse Ronan, doch es liegt in der Natur der Sache, dass es sich auch etwas gemütlich, altbacken und wenig überraschend anfühlt.
Im Westen Nichts Neues
Hatte den im Oktober mit Madame im Kino gesehen, aber noch gar nicht ausreichend gerantet. Nun. Netflix mal wieder. Mir tat es echt leid: um den Eintritt ins Kino und um den Abend. Vorher hatte ich gedacht: Den möchte ich sicher im Kino sehen. Madame wollte sogar mitkommen, obwohl so Kriegsdramen nicht ihr Genre sind. Könnte ein guter Abend mit ner spannenden Diskussion danach werden, dachte ich. Der Trailer verhieß ja einiges, von den Bildern natürlich, aber vor allem mit dem Zitat von Erich Maria Remarque: „Dies ist weder eine Anklage noch ein Bekenntnis. Es ist ein Bericht über eine Generation, die vom Krieg zerstört wurde, auch wenn sie seinen Granaten entkam.“
Meiner Meinung nach fängt der Film stark an und lässt dann stark nach. Über den Verlauf der Handlung hat er nicht nur elendige Längen, ich finde auch die Inszenierung und Technik stellenweise wirklich schlecht.
Das Effektgewitter ist schon beeindruckend und die Inszenierung am Anfang auch sehr stark mit dem Beginn bei den Tieren im Wald, dem entfernten Schlachtenlärm, der Schlacht, den Waggons voller Leichen und Bäumers unwissentlich „geerbter“ Uniform… insgesamt aber ist der Film einfach unaufgeräumt und inkohärent.
Woran liegt’s? Für mein Befinden waren da schon wieder zu viele Befindlichkeiten platziert und die Darstellung ist vielfach eindimensional überzeichnet. Das wäre auch noch okay, wenn Bäumer der „Erzähler“ wäre - aber man wollte dann doch alles wieder historisch-politisch gerahmt haben, also gibt es eine zweite Handlung mit Deutschen Politikern um Herzberger… Auch das zeitliche Verschieben der Handlung auf wortwörtlich die letzten vier Kriegstage fand ich sehr bedenklich - zumal das die ganze Pointe des Titels mit dem Heeresbericht völlig aushebelt. Da wird dann auch einfach Charakterentwicklung übersprungen („18 Monate später“) und obwohl Kat, Tjaden und Kropp gut gespielt werden, fehlte mir dann doch irgendwie die Anteilnahme. Bäumers regelmäßiges Heulen ist nicht unangebracht, aber zündet durch die völlig wirre Inszenierung einfach nicht und nervt dann, statt mitzureissen. Dann mäandert der Film auch einfach die gesamte Laufzeit zwischen sehr gewollt menschelnden Szenen und Effektgewitter vor sich hin und hört. Einfach. Nicht. Auf. Vielleicht wollte man die Gefühlslage der Figuren, dass dieses Leid nun endlich enden möge, auf den Zuschauer übertragen. Das jedenfalls ist ihnen bei mir gelungen. Eine Sache hat der Film aber für sich: Er sieht hübsch aus. Sowohl Ausstattung, als auch Farbstimmungen und Bildkomposition fand ich sehr schick, fast etwas zu ästhetisierend für den „Schrecken der Front“, aber noch im Rahmen. Insgesamt ist das Ding eher ne Gurke, in meinen Augen.
Detail-Gemecker im Spoiler: Am meisten genervt hat mich aber diese, für den Deutschen Film typische, moralisierende und völlig bekloppte Inszenierung. Die Handlung wurde so platziert, dass sie im wesentlichen zwischen dem 8. und 11. November 1918 spielt. Also an den letzten vier Kriegstagen. Das soll wohl dramatisch sein, dass da mit dem zeitlichen Holzhammer in jeder Minute Krieg noch Menschen sterben, aber meine Fresse lag mir das quer, dieses völlig hirnrissig überdrehte dramatisieren; als wäre die Wirklichkeit nicht drastisch genug, als gäbe der Roman nicht genug her. Natürlich befiehlt ein preußischer General auch noch den letzten Angriff, 15 Minuten vor Waffenstillstand - sonst versteht der Zuschauer vielleicht am Ende nicht, wie sinnlos der Krieg war!
So’n Quark hätte es nun wirklich nicht gebraucht. Die Deutschen Politiker, die auch den Frieden bereits bei der OHL angestoßen haben, reisen dann mit dem Zug nach Compiègne, wo die Franzosen aber kaltschnäuzig nichts von Frieden und Waffenstillstand hören wollen und generell sehr menschenfeindlich und unvernünftig dargestellt werden. Ähnlich auch die Poilus im Feld, die mit Flammenwerfern (in äußerst fragwürdiger Einsatzweise) ohne Sinn und Verstand Landser abfackeln und brennen lassen. Das soll sicher zeigen, wie schrecklich, brutal und erbarmungslos Krieg ist, da ähnliche Szenen von Deutscher Seite aber fehlen, bleibt das einfach so im Raum stehen: Die armen Deutschen Soldaten, gescheucht von menschenfeindlichen Offizieren auf der einen Seite, gegen unbarmherzige, „bösartige“ Franzosen auf der anderen Seite. WTF. Der dann geradezu mit Neon-Reklame angezeigte halbherzig nachgereichte „Vermenschlichungsmoment“ (Bäumer und Duval im Bombentrichter) funktioniert leider auch nicht. Er ist einfach nur lang und konfus. Alles Käse. Habe mich geärgert meinen Abend da verschwendet zu haben. Nach 15 Minuten hat man alles Wesentliche gesehen und dann läuft der Mist noch 2 Stunden.