Und der 2. Film heute Abend:
Ghost Dog
Hatte ihn lang auf meiner Liste, vor kurzem günstig auf Ebay auf Bluray gesehen und geholt.
Großer Fehler.
Hätte ihn schon viel, viel früher holen sollen.
Ein wirklich großartiger Film, wie ich finde.
Konnte ihn leider nich in “OV” sehen, sondern “nur” auf deutsch. Das heißt, die englische Version wird noch downgehuntet.
Der Film funktioniert einfach, obwohl er das wegen seiner Komponenten nicht dürfen sollte, möchte man im vorhinein meinen.
Ghost Dog, der große, schwarze, leicht übergewichtige moderne Samurai, der in einer Hütte auf nem Hausdach wohnt und mit Brieftauben kommuniziert. Die Italo-Amerikanischen Gangster, die ihr Hauptquartier in einem China-Restaurant haben und dubiose Machenschaften betreiben. Ihre Handlanger, die alle Namen haben wie “Snake”, “Boomer”, etc. aber alle Herren gesetzteren Alters sind.
Man weiß nicht so ganz, ob/wann/wie ernst sich der Film nimmt, da zwischendrin Szenen eingesprenkelt sind, bei denen man nicht weiß, ob man lachen oder es ernst nehmen soll. Man möchte sagen “etwas schlecht pseudo-philosophisch”.
Das trift aber nicht wirklich zu. Klar sind oft philosophische Seiten eingeblendet und es werden Theorien vorgelebt, aber meist wird das vorgestellte gleich in der nächsten Szene gekontert (z.B. die Verbindung zwischen Ghost Dog und Louie. Ghost Dog leistet ihm Gefolgschaft, aber Louie erkennt diese Beziehung gar nicht an, wodurch sie keinen Sinn macht und objektiv gesehen hinfällig ist).
Dennoch wird aber an diesen “Guidelines” festgehalten. Sowohl von Ghost Dog, als auch von den Mafiosi.
Das lässt eigentlich alle Charaktere etwas verrückt erscheinen, da sie einfach nicht in die Welt passen.
Vor allem Ghost Dog ist da fehl am Platz (ich denke beim 2. durchschauen wird es noch offensichtlicher, wie “verrückt” Ghost Dog, objektiv gesehen, eigentlich ist). Ich finde aber gut, dass der Film da recht “objektiv” geblieben ist und, obwohl Ghost Dog, wie schon gesagt, “verrückt” ist, ihn dennoch relativ “nüchtern” wiedergibt.
Wie schon gesagt, es wird sich viel mit der japanischen Philosophie beschäftigt, aber wenn dann einmal Gewalt gefordert wird, bzw. es eben auf Gewalt hinausläuft, zögert der Film nicht, sondern bringt die Eskalation schnell und teilweise auch recht realistisch/unspektakulär über die Bühne. Man merkt, der Film legt mehr den Fokus auf die Charaktere, ihre Motivationen und die Handlungsstränge, und weniger auf “angenehme Unterhaltung” durch Action und dergleichen.
Hat mir außerordentlich gut gefallen, da er einfach trotz seiner wirren, jarmusch-typischen Komponenten wahnsinnig gut funktioniert.
Einer im Internet hat’s gut zusammengefasst, finde ich:
[quote]Jarmusch seems to have directed with his tongue in his cheek, his hand over his heart, and his head in the clouds.
The result is weirdly intriguing.[/quote]
Freu mich definitiv schon drauf, den Film nochmal öfter anzuschauen.