Der dritte Mann - The Third Man (1949)
Regie: Carol Reed
Joseph Cotten, Orson Welles, Paul Hörbiger, Trevor Howard, Erich Ponto, Ernst Deutsch, Alida Valli, Hedwig Bleibtreu, Bernard Lee
Inhalt:
Der amerikanische Western-Schriftsteller Holly Martins will im geteilten Nachkriegs-Wien des Jahres 1948 seinen Freund Harry Lime besuchen. Zunächst glaubt Martins, dieser sei tot, doch dann erfährt er vom Chef der britischen Militärpolizei, dass Lime in dunkle Geschäfte verwickelt war…
Fazit:
Das BFI (British Film Institute) wählte Der dritte Mann 1999 zum besten britischen Film aller Zeiten.
Der Film entstand nach einem Drehbuch von Graham Greene.
Dieser Film ist ein absoluter „Film noir“- Klassiker, und versteht es, konsequent die Spannung bis zuletzt zu halten, und die Düsternis der Atmosphäre der von Unsicherheit, Korruption und Schiebereien gezeichneten Stadt jener Zeit des Ausnahmezustands gekonnt widerzugeben.
Die Kamera liefert dabei hervorragend gefilmte Bilder ab, im Stile des deutschen Expressionismus, atmosphärisch dicht wie auch düster gehalten sind. Die außergewöhnlichen Perspektiven und die expressionistische Lichtsetzung mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten setzen das zerstörte Wien brilliant in Szene. Diese Arbeit wurde mit dem Oscar für die beste Kamera an Robert Krasker gewürdigt.
Der Star des Films, auch wenn er nur für etwa 15 Minuten im letzten Drittel zu sehen ist, ist fraglos Orson Welles. Sein Charakter ist verachtenswert. Harry Lime handelt mit verdünntem Penicillin und ist so für den Tod mehrerer Kinder verantwortlich. Und dann kommt Welles und spielt diesen Widerling mit so viel Verve und Extravaganz.
Und er hält eine dieser Reden, die in die Filmgeschichte eingegangen sind (und die von Welles improvisiert wurde):
„In den dreißig Jahren unter den Borgias hat es nur Krieg gegeben, Terror Mord und Blut, aber es gab Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance. In der Schweiz herrschte brüderliche Liebe, fünfhundert Jahre Demokratie und Frieden. Und was haben wir davon? Die Kuckucksuhr!“
Dieses Plädoyer für Chaos in der Welt fühlt sich auf unheimliche Weise modern an. Es klingt wie etwas, dass der Joker aus „The Dark Knight“ von sich geben würde. Und natürlich ist es hier völlig eigennützig, dient Lime nur der Rechtfertigung seiner monströsen Taten.
Wer diesen Film nicht kennt, sollte das dringendst nachholen.
Ein weiterer Star des Films ist die Musik von Anton Karas.