So.
jetzt mal
The Sisters Brothers
gesehen.
Schauspieler sind ja Joaquin Phoenix und John C. Reilly.
Den Joaquin kennt man ja schon aus Gladiator, We own the night or You were never really here.
John C. Reilly kennt man vl. als Dr. Steve Brule, den geistigen Vorvater von Jonathan Koscielanelenelny
Der trailer war schon echt nicht schlecht, aber John C. Reilly als ernster Charakter?
Da dachte ich mir erstmal so
Mensch.
Was wurde ich überrascht.
ich bin ohne großes vorwissen und ohne erwartungen reingegangen, und wurde trotzdem überrascht.
Kurzgesagt:
Es ist ein Western, ja. Aber eher eine Art Charakterstudie in einem Westernsetting.
Bei der Story, bei dem, was passiert, hätte man viel anders machen können. Man hätte es viel action-lastiger inszenieren können, viel „lustiger“, auch langsamer oder schneller.
Aber der Regisseur ist trotzdem seine Schiene gefahren, und das finde ich toll.
Denn im Mittelpunkt stehen ganz klar die Sisters Brothers, aber von beiden ist nochmal mehr der charakter vom John C. Reilly im Fokus.
Ganz kurz, die story: Die Sisters Brothers sind Hired guns, auftragskiller. Sie sollen einen Wissenschaftler namens Herman Kermit Warm (Riz Ahmed) töten. Dazu heuern sie einen Scout an (gespielt von Jake Gyllenhaal), der Herman finden, mit ihm reisen und ihn aufhalten soll, sodass die Sisters Brothers aufholen und ihn erledigen können.
Und daraus entwickelt sich dann eben ganz viel.
Was mir gefallen hat, war, dass der Film kein typischer Western ist. Es werden keine langen shots von weiten landschaften gezeigt, und auch keine langen ruhigen close-ups von gesichtern, wie mans sonst vor allem vom Sergio Leone gewohnt ist.
Der Plot wird auch nicht langsam abgewickelt wie in einigen Western, tagelange Ritte dauern nur kurz, und wenn man 1-2 Tage vergehen, wird einfach ein CUT gemacht, und zack, man ist am übermorgigen Tag.
Das lässt viel Luft, um bestimmte Szenen sehr ausführlich, genau und detailliert zu zeigen. Und das macht der Regisseur. Er leicht das Tempo aus Versehen anders machen können, hat es aber nicht. So sieht man, wie der eine der Brüder aussteigen will, während der andere eher nachdenkt und schaut, wie er wo weitermachen kann.
Der Regisseur hätte das Tempo und den Film ganz anders erzählen können. Andere Geschichte um die Welt darzustellen, mehr Prügelei, mehr Sauferei, mehr langsamere Ritte durch die Landschaft. Mehr standard-Wize, und so weiter und sofort.
Aber hat er nicht. Da, wo es Sinn macht, erzählt er die Geschichte kurz und knackig. Um dann, wenn es sinnvoll ist, gewisse Sinnabschnitte präzise und genau zu beschreiben.
So wird der aus Trailern, etc. bekannte Plot schon nach einer gewissen Weile abgehandelt, woraus sich dann wieder andere Handlungsstränge ergeben, die ebenso genau und detailliert weitererzählt werden. Das mochte ich sehr.
Und wenn dann mal die Sisters Brothers auf den Scout und den Wissenschaftler treffen, entstehen auch Gespräche und Situationen, in denen die Charaktere indirekt einfach sehr gut charakterisiert werden. Top!
Auch ist der Film relativ schön realistisch. Mündungsfeuer der Schusswaffen ist echt ansehnlich gemacht, genau wie der Ton.
Da klingen die Pistolen nicht wie Pistolen in den meisten Filmen, sondern wie Kanonen. Da fetzt der Bass.
Und auch Verletzungen behindern wirklich. Beispielsweise wird ein Tier im ersten Drittel angefallen, was dann den ganzen Film hindurch noch zu sehen ist, und sei es auch nur im Hintergrund. Da haben die Filmemacher einfach Liebe zum Detail bewiesen, und das mag ich auch sehr.
Ich will nicht zu viel schreiben, da in der Geschichte des Films doch viel passiert, aber ich sage so viel:
Untypischer Western, mit klaren Western-aspekten, aber eher ein Charakterstudie, die aus Western, Action und Drama-anteilen besteht.
Klare Schau- (und gegebenenfalls auch Kauf-empfehlung, wenn man den Film günstig erwischen kann).
Wenn er wo im Kino läuft: Den kann man gut mitnehmen!