Captain Marvel:
Ein bisschen enttäuscht.
Nicht, weil der Film schlecht ist. Der Film ist eigentlich… ganz in Ordnung. Wirklich nichts bahnbrechendes, nichts spektakuläres, aber ganz in Ordnung.
Gefallen hat mir der Plot, die Story und die Charaktere. Der Plot macht Spass und ist kurzweilig, und enthält einige nette Überraschungen. Die Story baut auf ein ganz bestimmtes Finale hin, welches ich mir ab ca. der Mitte des Filmes wünschte, und das dann genau so kam (das “Ich muss mich dir nicht beweisen” war so ziemlich DAS Ende, der Character-Ark der Protagonistin, den ich sehen wollte, weil er einfach sinn macht und gut darauf hinbaut). Das ist immer ein gutes Zeichen, wenn du das Ende einer Entwicklung voraussagen kannst, nicht weil es Klischee ist (was es in dem Fall wirklich nicht ist), sondern weil es perfekt zur Geschichte passt. Und die Charaktere, wenn auch etwas zu “lustig-lustig” die ganze Zeit, sind unterhaltsam und sympatisch und wie man Nick Fury jung gemacht hat ist einfach brilliant! Man überkompensiert nicht, man versucht ihn nicht zum VÖLLIGEN naiven Anfänger zu machen, er hat nach wie vor die Badass-Seite und kalkulierte Intelligenz des Nick Furys den man kennt, aber halt doch mit einer Menge Kleinigkeiten und spassigen Dingen, welche ihn deutlich “jünger” und “unerfahrener” machte. Das finde ich wichtig, denn so ruiniert man den Charakter nicht, zeigt aber trotzdem, wo er seine Anfänge hatte. Und wow, wie es gelungen ist die Charaktere (die man aus den anderen Filmen kennt) so viel jünger zu machen, ohne dass es nach Uncany-Valley aussieht… das ist ganz grosse Klasse! Zu keinem Momente sah ich den älteren Sam Jackson durchscheinen, wirklich hervorragend!
Warum also ist der Film nur “gut” und warum bin ich trotzdem etwas enttäuscht?
Nun, zum einen ist der Film spektakulär unspektakulär! Artistisch scheint er auf Autopilot zu laufen. Die Regie ist langweilig und uninspiriert, und ich vermute dass so ein Film aussehen würde, der von einem Roboter oder einem Programm geschnitten und gemacht wurde… Die Schauspieler machen solide Arbeit, und Sam Jackson und Brie Larson sind einfach für sich gesehen Hammer Schauspieler mit Charisma, aber es wirkt nicht so, als hätten sie spezifische Anweisungen des Regisseurs gehabt um etwas spezielles zu machen mit den Charaktere. Sie scheinen einfach das zu machen, was ihnen gerade einfällt.
Und die zweite Enttäuschung ist, dass der Film das Marvel-Universum kein bisschen weiterbringt.
Hierfür muss ich etwas in Spoiler für “Infinity Wars” und “Captain Marvel” rein, seid also gewarnt:
Dieser Film ist der zweitletzte dieser Marvel-Ark. Ein riesiger Behemoth einer epischen Story! Der Film direkt vor dem grossen Finale und knapp nach einem der grössten Tiefpunkte den unsere Helden je erleben mussten! Und zum Schluss von “Infinity Wars” sieht man Nick Fury, als letzte Aktion, noch etwas zu aktivieren… eine letzte Fail-Safe Funktion offenbar!
Und das iiiiiiiiiiiiiiiist…!?
Eine Superstarke Person mit Superkräften, welche bisher einfach noch nicht erwähnt wurde.
Echt jetzt? Das ist alles?
Ich meine, wer “Captain Marvel” kennt und ihr Symbol zum Schluss von “Infinity Wars” erkannt hatte, der mag jetzt vielleicht denken: “Ja, das wusste man doch!”
Und ja… aber auch nein.
Ich dachte, dass diese Story uns zeigen wird, warum SIE die letzte Hoffnung der Helden ist. Und warum Fury sie bisher nicht gerufen hat! War sie in einer Art Kryostase oder so? Ist sie instabil und Fury ruft sie nur, wenn es wirklich keinen anderen Ausweg mehr gibt? Hat sie Kräfte, welche das Universum auslöschen könnten?
Nope. Nicht wirklich. Ja, sie ist super stark, aber die Kräfte der Marvel-Helden sind oft so vage definiert und unklar in ihren Limitationen, dass einfach eine weitere “mega starke Person” das Universum nicht wirklich verändert, und Fury hat sie bisher nur nicht gerufen weil… sie halt weit weg war und sich die Menschheit selber schützen muss?
Ich weiss nicht, ich denke dieser Kritikpunkt ist etwas gar vage und spezifisch und es würde mich nicht überraschen, wenn hier niemand versteht, worauf ich hinaus will. Ich hatte einfach gedacht, dass man nach diesem Film aus dem Kino kommt und sagt: “WOW! Damit hatte ich nicht gerechnet! Was für ein geniales Ass, welches Fury noch im Ärmel hatte! Dieser Film hat das Marvel-Universum nochmals richtig vertieft und die Karten für “End Game” völlig neu gemischt!”
Stattdessen kommt man aus dem Kino und sagt sich: “Oh, cool. “End Game” hat jetzt also einen weiteren Super-starken Superhelden”.
Und das war nicht das, was ich erwartet hatte, als ich Furys letzte Aktion in “Infinity Wars” gesehen hatte.
Aber ok.
Abgesehen von einer sehr uninispirierten Regie (was dem Film aber doch etwas schadet, da die Regie wohl eines der wichtigsten Elemente eines Filmes ist) und einer für meinen Geschmack nicht erfüllten Erwartung ist der Film spassig und gut.
Ist für mich ganz klar einer der Mittelfeld-Filme des Marvel-Universums. Keinen, den ich umbedingt sofort nochmals sehen will, weil er mich so geflasht hat, aber auch keiner, der jetzt gewisse Elemente des Universums ruiniert oder runterzieht. Dieser Film ändert absolut nichts an der Durchschnittsqualität der Reihe.
Fazit: Guter, unterhaltsamer Streifen und vollkommen durchschnittliche Marvel-Kost.