Soeben das Ende von Yomawari: Night Alone auf der Vita gesehen.
Horror-Games sind eine Leidenschaft von mir, die leider allzu selten lichterloh entfacht wird, da die meisten Games lieber mit dem Jumpscare-Knüppel zulangen, anstatt mich mit nervenaufreibender Atmosphäre zu bearbeiten.
Yomawari vereint beide Punkte auf einem ansprechendem Level. Es gibt einige Jumpscares, die meist aber gut pointieren, was die dichte, unangenehme Atmosphäre vorher aufgebaut hat.
Als 10-12 Jähriges (?) Mädchen läuft man Nachts kreuz und quer durch das kleine japanische Heimatörtchen der niedlichen, unbenannten Protaginistin, auf der Suche nach der grossen Schwester.
Dabei wird man an fast jeder Kreuzung von Geistern u.ä. Dämonengewürm der japanischen Mythologie attackiert, vor denen man sich nur in Sicherheit bringen kann, indem man seine Beine in die Hand nimmt und sich gegebenfalls mal, mit zugehaltenen Augen, in einem Busch oder hinter einem Werbeschild versteckt.
Angedeutet durch einen immer lauter werdenden Herzschlag der Kleinen, wenn sich die Ungetüme in der Nähe befinden, klappert man so also verschiedene Örtlichkeiten der Kleinstadt ab. Vom Schulgelände, mit dem Pool in dem mal ein Mädchen verunglückt ist, zur Fabrik am Waldrand, zur Einkaufsmeile, bis hin zu den Reisfeldern und dem dahinter liegendem Gebirge.
Überall sucht man nach Spuren der vermissten Schwester und trifft dabei unfreiwillig auf aggressive Geister, die z.B. nicht darüber erfreut sind ermordet worden zu sein oder kein vernünftiges Begräbnis bekommen zu haben.
Das spielt sich meist sehr solide und simpel, krankt im späteren Spielverlauf aber leider an einigen Stellen mit fiesem Trial and Error-Passagen, die für viele unverschuldete Tode sorgen kann, da die Lösungsansätze auch sehr hakelig daherkommen können.
Womit das absolute No-Go eines Horrror-Games auftritt: den Spieler für die Gefahr zu desensibilisieren, indem man die Angst durch Frust ersetzt.
Das bleibt aber eher eine abschnittweise Ausnahme.
Auditiv hört man, soweit ich weiss, nur in den Credits überhaupt mal Musik. Sonst ist immer alles still, bis auf das Herzklopfen von der kleinen Miss Namenlos, ihrem Laufgeräusch, Umgebungsgeräuschen der Locations (Wind im Gebirge z.B.), den widerwärtigen Lauten der fiesen Schurkenmonster und vor allem sehr stimmig untermalendem Brummen von Strassenlaternen oder Getränkeautomaten.
Auch wenn die Ereignisse zunächst zusammengewürfelt und wirr wirken, enfaltet sich auch eine interessante Geschichte, rund um das kleine Mädchen, das etwas über Sterblichkeit lernt und eine, in die japanische Mythologie eingewobene Lektion in Sachen Moral entfaltet sich, die ich recht ansprechend fand.
Zudem findet man, im Verlaufe des Spieles und des Erkundens, etliche Items. Die haben keinen grösseren Zweck, als viel mehr kleine Geschichten zu erzählen. Ähnlich wie z.B. bei den Souls Games haben die Items immer Beschreibungstexte, die darauf schliessen lassen, was dem ehemaligen Besitzer passiert ist oder warum sich die Gegebenheiten in gegenwärtigen Umgebung so darstellen, wie sie es nun mal tun.
Der Punkt der dem Spiel aber endgültig einen kleines Plätzchen in meinem Herzen sichert, ist die kleine Protagonistin, mit ihrem kleinen Hässchen Rucksack und der grossen, roten Schleife im Haar.
Die ist nämlich wirklich zum Verlieben. So sind ihre kleinen Tagebuch Einträge im Verlaufe der Geschichte oder die vielen kleinen Kommentare, zu allem was man so findet, einfach zuckersüss.
Nicht auf eine übertrieben aufdringliche Art & Weise, sondern authentisch und wirklich liebenswürdig. Zu sehen wie sie sich nur halb verdeckt hinter einen Busch hockt und energisch die Augen zuhält oder sich fragt, ob die Geister vielleicht netter zu ihr sind, wenn sie ganz lieb zu ihnen ist, hat mir mit der Zeit das Herz erweicht.
Gerade deswegen ist auch der Horror so einschlagend, da das Spiel einen starken Kontrast zwischen der Protagonistin und dem was in ihrer Umgebung geschieht aufweist. Ihr dabei teilweise wirklich furchtbare Dinge anzutun ist dann für jeden der sie, so wie ich, ins Herz geschlossen hat, gern mal ein Tritt in die Nieren.
Alles in allem ist es ist nicht herrausragend. “7 von 10. Fans greifen zu, der Rest spielt Probe”, wie Simon sagen würde.
Es ist durchweg solide und hat, durch seinen eigenen Stil, ein paar grosse Pluspunkte. Werde mir bald den zweiten Teil zulegen.