Habe heute dieses interessante Video gefunden, und wollte es mal hier teilen.
Ein wirklich cooles Video, mit einigen sehr interessanten Punkten.
Hier ein Paar meiner eigenen Gedanken dazu:
Ich glaube, das „Experiment“, das hier beschrieben wird, haben viele von uns schonmal erlebt. Wir wollten jemandem der absolut null Ahnung vom Gamen hat ein Spiel zeigen… und dann schaut man zu, wie diese Person nur schon Mühe damit hat, sich überhaupt in einem Raum zu orientieren.
Das letzte Mal, als ich sowas gemacht habe fiel mir sofort wieder auf, wie selbstverständlich für mich inzwischen die Two-Stick-Steuerung an einem Konsolencontroller ist. Ich überlege gar nicht mehr, meine Daumen gehen zu den zwei Analog-Sticks, und dann bewege ich mich einfach. Ist wie, wenn ich am Morgen aufstehen aus dem Bett steige und ein Fuss vor den anderen setze um mich fortszubewegen. Es wirkt praktisch null bewusste Konzentration dafür aufgewendet.
Aber für jemanden, der noch nie so einen Controller in der Hand hatte… meine Güte, ist das in der Regel ein Kampf! Ich glaube, das Phänomen, dass neue Spieler in der Regel nur entweder rumlaufen oder rumschauen ist etwas, was sicher auch schon der eine oder andere hier beobachtet hat. Völlige Neulinge können in der Regel kaum beide Knüppel gleichzeitig gebrauchen, denn schon nur den einen zu brauchen verlangt Bewegungen mit dem Daumen und eine Synchronisationen mit dem, was der Spieler machen WILL, welche absolut anstrengend ist, wenn man sich das nicht gewöhnt ist.
Oder auch Tutoriel welche dir sagen: „Press X to pick up Item“…
Als ein solches Kommando auf dem Schirm erschien dachte ich, jetzt wird meine Bekannte das Item sicher gleich aufnehmen… und dann tat sich nichts. Als ich vom Bildschirm zu ihr rüber blickte sah ich, wie sie den Kontroller anstarrte… weil sie natürlich den X-Knopf erst suchen musste (und da wir in einem fast dunklen Raum spielten war das gar nicht mal so einfach). Auch hier wieder, diese bizarre Realisation, dass ich weder auf den Kontroller schauen musste, noch überhaupt bewusst nachdenken muss… mein Daumen würde einfach sofort zum richtigen Knopf rutschen, und dann hat es sich.
Das sind jetzt mehr Beispiele, welche sich auf das Input Gerät und die Finger-Koordination konzentrieren, das Video geht mehr darauf ein, was wir als Spieler alle unbewusst auf dem Bildschirm wahrnehmen und lesen, ohne wirklich gross darüber nachzudenkenDenn Videospiele haben halt trotz all ihrer Unterschiede zwischen den einzelnen Games durchaus eine ziemlich einheitliche „Sprache“. Dinge welche wir einfach verinnerlicht haben und uns gar nicht mehr auffällt… bis wir jemanden beobachten, der wirklich gar keine Erfahrung damit hat.
Was unser Hirn leistet, während wir spielen, was es alles für Informationen aufnimmt und verarbeitet, ohne das wir es merken ist bemerkenswert. Und das wir in „Dark Souls“ in Sekundenbruchteilen reagieren und Entscheidungen treffen, ob wir jetzt blocken, parrieren, ausweichen oder zuschlagen sollen, während ein Videospiel-untrainiertes Hirn erstmal einige Sekunden braucht und Aufwand betreiben muss, um überhaupt den richtigen Knopf auf dem Kontroller zu finden… das finde ich schon sehr extrem.
Hierbei ist mir aber etwas interessantes aufgefallen:
Ich glaube, wir kennen alle diese Spiele, welche dir als erste Tutorial-Nachricht sagen: „Ok, bewege erstmal den rechten Stick, um die Kamera zu bewegen. Sehr gut. Und jetzt den Linken um dich zu bewegen…“
Meine Frage hierzu war immer: Wie nötig und wie sinnvoll sind diese Dinge?
Ja, der obere Abschnitt würde sicher auf die Aussage hindeuten: „Sehr sinnvoll, man kann ja nicht einfach verlangen, dass jeder Spieler diese Dinge schon kann“.
Auf der anderen Seite… nun, man muss sich mal überlegen, wie diese Spiele in der Regel für den völligen Neuling ablaufen. Oft ist dieses Neustarter-Tutorial so kurz und oft so geskriptet, dass ein ganz, ganz neuer Spieler kaum wirklich Zeit hätte, die Steuerung ins Blut übergehen zu lassen, bis das Spiel schon die nächsten Elemente verlangt und dann ist der Spieler meistens bereits schon wieder völlig überfordert. Das Spiel hat ihm nämlich zwar gesagt, wie er die absolut grundlegendsten Dinge machen muss, aber danach springen die meisten Spiele extrem schnell in ein Tutorial, welches bereits verlangt, dass all diese Dinge schon völlig zweite Natur sind.
Darum finde ich halt in der Regel diese absolut über-erklärenden Tutorials, welche dir sagen, was der rechte und der linke Stick machen meistens alles andere als sinnvoll. Denn meistens ist es so: Falls du schonmal ein Game gezockt hast, dann weisst du diese grundlegenden Dinge schon und es ist verschwendete Zeit. Falls du diese Dinge aber noch nicht weisst, dann sind diese kurzen Abschnitte in der Regel alles andere als ausreichend, um dich für die nächsten Schritte vorzubereiten…
Keine Ahnung, das ganze wirkt irgendwie nicht so ganz durchdacht.
Ein interessanter Aspekt, welcher im Video noch angesprochen wird ist die Tatsache, dass Leute enttäuscht sein können, weil Dinge die sie versucht haben nicht funktionieren, weil es halt nicht so „geplant“ war.
Ich verstehe, wie das gerade in modernen Games passieren kann, denn diese sind oft visuell so realistisch und detailiert gestaltet, dass eine Person (welche null Ahnung hat, was Spiele vom Spieler „wollen“) durchaus den Eindruck erwecken können, dass man halt ALLES probieren können sollte… und dann enttäuscht es halt irgendwie, wenn das Spiel permanent die Notbremse zieht und sagt: „Nein. Das kann man nicht machen. Geh da rüber und drücke X, wie wir es dir gesagt haben“.
Ein Auslöser für dieses Problem ist auf jeden Fall halt die Tatsache, dass viele Spiele halt doch gewisse Grundkenntnisse vom Spieler verlangt, und die „eigentliche“ Vorgehensweise für den gelernten Spieler durchaus klar sein könnte. Und daran kann man nicht viel ändern und das ist auch ok so.
ABER: Ein Aspekt den man sicher verändern könnte wäre, wenn man Spiele einfach eine Spur weniger geskriptet machen würde. Nur ein bisschen. Und auch nicht in allen Fällen, aber wenigstens überlegen, wann und wo das Skript nötig ist…
Z.B.: Müssen die Kletterpassagen in einem „Uncharted“-Spiel (vor allem im Intro) derart geskriptet sein?
Nun… vermutlich ja. Ist ein extrem cineastisches Game, welches die Grenzen zwischen Spiel und Zwischensequenz gerne verschwimmen lässt. Da muss der Charakter halt zu Zeitpunkt X auf Position Y sein, damit alles klappt. Ok. Geskripptetes Element nötig. Verstanden.
Braucht ein schneller, organischer Ego-Shooter einen Kontextuellen Knopfdruck, damit eine Handanimation etwas zerstört? Oder wäre es nicht besser, wenn das Teil einfach zerstörbar wäre, sodass der Spieler seine Optionen frei hat? Nun… eventuell so, eventuell so. Kommt halt ganz darauf an.
Es gibt viele gute Beispiele, wo das Skripten und die kontextuellen Elemente nötig und vertretbar sind… aber ich glaube gerade in Spielen des letzten Jahrzehntes gibt es viele Spiele, wo WENIGER Skripting und mehr organisches Gameplay vermutlich ratsamer gewesen wäre. Ich glaube, da hat das Medium noch immer eine Menge Raum sich zu verbessern, wenn es zur Frage kommt, wie organisch aus dem Gameplay heraus eine Aktion jetzt sein sollte, und wann Skripting wirklich notwendig ist.
Zu guter Letzt will ich noch einen Punkt ansprechen, den das Video ganz zum Schluss macht:
Ich glaube die Philosophie vieler Gamer ist, wenn es darum geht neuen Leuten ihr Hobby näher zu bringen, den neuen Spieler „einfach mal machen zu lassen“.
Interessanterweise macht dieses Video aber genau das Gegenargument… und das sehr vernünftig. Helft neuen Spielern, lasst sie nicht einfach gegen das System kämpfen, bis sie zu frustriert sind. Helft ihnen.
Ich glaube, die Parallele zum Lesen ist hier extrem gut! Viele Spieler sehen Leute, welche sie neu in das Hobby reinführen wollen als Leute an, welche bereits lesen können, welche aber Lesen noch nicht als Hobby entdeckt haben, und nur das richtige „Buch“ brauchen, um ihnen zu zeigen wie toll es ist…
Dabei ist es beim Videospielen eher so, dass wir es bei neuen Gamern mit Leuten zu tun haben, die oft halt noch gar nicht „Lesen“ können… wir ihnen aber gleich einen Roman vorsetzen und einfach sagen: „Ich lass dich einfach mal machen.“
Das sowas dann frustrierend sein kann ist irgendwie logisch und dass das in gewissen Fällen mehr Schaden als Erfolg haben kann macht auch Sinn.
Mir ist einfach oft beim Nachgehen meines Hobbies nicht bewusst, wie viele Automatismen ich mir schon angeeignet habe, und wie viele grundlegende Schritte mein Gehirn einfach ganz von sich aus macht. Und dass ich in einem Spiel den Radar, meine HP-Leiste, mein Inventar und die richtigen Knöpfe auf dem Kontroller gleich auf Anhieb finde (auch wenn es sich um ein Spiel handelt, dass ich noch NIE gesehen habe), auf genau die gleiche Art wie mein Gehirn automatisch den richtigen Ton für einen bestimmten Buchstaben beim Lesen findet ist etwas, wo ich mir sicher etwas mehr bewusst sein könnte.
Schaut euch das Video an, ist wirklich ganz gut gemacht