Ich habe gerade festgestellt, dass mein Post irgendwie nicht im Forum gelandet ist. Falls es noch jemanden interessiert – hier meine Meinung zu den restlichen Beiträgen.
ACHTUNG SPOILER!!!
La Luce Sulla Parete
Ein sehr schöner Beitrag. Er ist etwas schwierig zu lesen, gerade am Anfang. Doch wenn man erst einmal in der Geschichte drin ist, entfaltet sich schnell seine literarische Qualität. Hier und da muss vielleicht die ein oder andere Kante abgeschliffen werden, aber das ist meckern auf hohem Niveau.
Unweigerlich fragt man sich, worum es in der Geschichte eigentlich geht. Ich war sehr angenehm überrascht, dass im Kern der Handlung die Klassische Themen Verlust und Schuld behandelt wurden und der Autor/Autorin auf unnötige Dramatik oder Effekte verzichtet hat. Ich weiß nicht, ob ich das gekonnt hätte.
Es gibt für mich eigentlich nur einen Kritikpunkt und das ist der Titel. La Luce Sulla Parete – zu deutsch – Das Licht an der Wand. Ich habe leider nicht verstanden, warum der Autor/Autorin einen italienischen Titel für einen deutschen Text gewählt hat. Trotzdem für mich der beste Beitrag in diesem Wettbewerb.
I did not see that coming
Ehrlich gesagt, habe ich mich sehr über diesen Beitrag geärgert. Alles was man bei schreiben einer Geschichte falsch machen kann, hat der Autor/Autorin auch konsequent falsch gemacht. Bewusst oder unabsichtlich kann ich leider nicht sagen. Das beginnt mit ausgelutschten Anfangssätzen „Der Wecker klingelt (-) als Steffi aufwacht - Martin blickte abwesend aus dem Fenster.“ um seine Charakter einzuführen, geht weiter mit einer völlig konfusen Handlung und endet mit einer sinnfreien Auflösung der Geschichte.
Kein Scherz – ich saß vor Monitor und dachte: Was war das denn gerade? Okay, ich gebe es zu, der Twist kurz vor Ende, hat mich wirklich schmunzelt lassen und dem Autor/Autorin einen fetten Sympathiepunkt eingebracht. Aber wirklich gerettet hat es die Geschichte nicht.
Allein durch die Nacht
Ein recht kurzer Beitrag.
Die neue Ordnung
Wieder ein Beitrag bei dem man den Eindruck hat, dass der Autor/Autorin noch vielmehr erzählen wollte, jedoch keine Zeit und keinen Platz mehr dafür hatte. Aber ob das die Geschichte wirklich verbessert hätte, weiß ich nicht. Es beginnt mit ganz typischen Fehlern am Anfang der Geschichte, die einem das Weiterlesen gründlich vermiesen.
„Eine angenehme Stille waberte durch den Raum.“
Stille wabert nicht. Stille macht Garnichts, darum ist es ja still.
„Nur die flachen, erschöpft-zufriedenen Atemstöße der beiden Liebenden waren zu vernehmen.“
Eigentlich ein Widerspruch zu dem vorangegangenen Satz, aber das wirkliche Problem sind die vielen erklärenden Adjektive, die eigentlich mehr verwirren als erklären. Die meisten Leser haben schon Probleme sich etwas unter „flach atmen“ vorzustellen, erschöpft – okay, aber was zum Teufel sind „zufriedene Atemstöße“?
Weniger wäre auch in diesem Fall mehr gewesen, etwa: „Nur die erschöpften Atemstöße der beiden Liebenden waren in dem stillen Raum zu vernehmen.“
Nach diesem holprigen Start wird der Text deutlich besser, allerdings verliert sich der Autor/Autorin wieder in unnötigen Erklärungen, die wiederum weniger erklären, dafür aber den Raum für Logikmücken öffnen. Die Auflösung der Geschichte ist leider sehr unbefriedigend und wirkt gezwungen.
Lichterlos
Das Essay ist die vielleicht einfachste literarische Form, da die üblichen Regeln beim Schreiben weitgehend vernachlässigt werden können. Das gibt dem Autor/Autorin große Freiheiten beim gestalten seiner Arbeit. Einige der besten literarischen Text, die ich gelesen habe waren Essays, allerding auch einige der Schlechtesten. Dieser Beitrag liegt irgendwo dazwischen. Er ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Das mag sicherlich an dem schwermütigen, fast schon deprimierenden Grundtenor des Textes liegen, der mir persönlich überhaupt nicht zusagt. Allerdings fällt es mir schwer über dieser deprimierenden Stimmung hinaus, andere Betrachtungsweise zu entdecken.
Ein gutes Essay sollte immer Fragen aufwerfen und seinen Leser, zu einem Punkt führen, an dem er vielleicht selbst zu einer Antwort kommt. Das gelingt dem Autor/Autorin dieses Beitrages leider nicht.
Kind des Lichts
Weltuntergang die Zweite. Dieser Beitrag hat mich doch sehr an Endzeitszenarien wie Metro oder Fallout erinnert, was ja nicht schlimm ist. Allerdings führt das natürlich dazu, dass man den Beitrag unweigerlich mit den ziemlich bekannten Vorbildern vergleicht und gerade am Anfang, bei der Einführung in das Szenario, kann die Geschichte leider nicht mithalten. Ich sage nur: „Krieg. Krieg bleibt immer gleich…“.
Ansonsten ist die Geschichte stimmig und gutgeschrieben. Dem Autor/Autorin ist es gelungen Sympathien für den Protagonisten zu erzeugen (Naja schon mit der Holzhammermethode, aber bei mir hat es jedenfalls funktioniert.) und seine Beweggründe nachvollziehbar darzulegen. Am besten fand ich das Ende, zwar erreicht der Held sein Ziel, nur um dann an der unweigerlichen Wahrheit zu scheitern, dass Niemand einen Atomkrieg überleben kann. Das ist weitaus realistischer als bei den großen Vorbildern.
Über Nacht nichts Neues
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich etwas zu diesem Beitrag schreiben soll oder nicht. Fangen wir mal so an – Wenn mir jemand in einer Kneipe so eine Geschichte erzählen würde, würde ich ihm auf die Schulter klopfen, ihm ein Bier ausgeben und ein Gespräch über Fußball anfangen – und ich habe von Fußball keine Ahnung. Niemand, wirklich niemand will so eine Geschichte hören! Das Problem des Beitrags ist nicht sein Schreibstil, nicht sein Alltag-Szenario und auch nicht der Grundkonflikt der Geschichte, dass der Protagonist Paul (der eigentlich Peter heißt) nen`scheiß Job hat. Ganz im Gegenteil, die meisten Menschen hatten schon mal in ihrem Leben eine Arbeit, die sie gehasst haben und können deshalb mit dem Helden der Geschichte gut mitfühlen. Es wäre durchaus interessant gewesen, zu erfahren wie Paul seinen Konflikt löst. Wie er sich aufrafft und seinen Job hinschmeißt, wie er seinen Frieden mit der monotonen Maloche macht, wie alle die aufgestapelten Pakete über ihm einstürzen. Aber es passiert einfach nichts! Niemand will die Geschichte eines Drachentöters hören, der ständig an der Drachenhölle vorbeiläuft und schließlich Feierabend macht – es sei denn, die Geschichte ist gutgeschrieben und witzig, und das ist dieser Beitrag leider nicht.
Man hat schon den Eindruck, dass der Autor/Autorin hier etwas Frust loswerden wollte, was okay ist. Seine Probleme zu formulieren und aufzuschreiben ist eine sehr gute Methode sich ihrer bewusst zu werden, und das ist der erste Schritt, um sie zu lösen. Aber so etwas gehört in ein Tagebuch und nicht in ein öffentlichen Schreibwettbewerb.
Nachtrag zu Endstation
Trump ist jetzt zwei Wochen im Amt und er ist der schlechteste US-Präsident aller Zeiten.