Allgemeiner Thread zu Diskriminierung (Rassismus, Sexismus etc.)

Ich GLAUBE das geht auf das Pen & Paper “Was geschah auf Morriton Manor?” zurück - als Simon, Nils und Eddie (stein-) reiche und teils wirklich versnobbte Gentlemen des 19. Jahrhunderts verkörperten.
Am Esstisch bemerkten sie plötzlich Krach aus dem Gartenbereich, und in-charakter kommentierte Simon das mit “Ach das sind wieder die Armen”.
Schätze, das zieht sich jetzt als Running Gag durch.
Zumal keiner der Bohnen, denke ich, sich wirklich als wohlhabend versteht.

Nein, das hat damit nichts zu tun.

Was für Aussagen genau meinst du? Mir fällt spontan nichts in die richtung ein. Würde mich interessieren.

Ja, das kommt schon immer mal wieder vor. In der Art “Unsere Zuschauer haben ja zum Großteil Abitur, bei Monte sind das ja alles Hauptschüler”. Mit Armut hab ich da jetzt noch nicht wirklich was mitbekommen, aber bei Anekdoten wird immer mal wieder gesagt das Beruf XY ja quasi unter Beruf Z stehen würde, den kann ja jeder machen usw.

In einigen externen Podcasts (ich finde das schwer die RBTV-Person von der Podcast-Person zu trennen) war das teilweise sogar schon wirklich krass.

Aber Diskriminierung funktioniert immer nur in der Richtung, die einem selbst passt, oder einem gut zu Gesicht steht, so ist das in der Gesellschaft.

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Letzte Aussage war z.B. aus dem Stream-Chat auf Youtube, dass man in eine bestimmte Stadt nicht schön ist, weil da viele Hauptschüler wohnen, und man da besser nicht hin sollte. Wurde vor 2-3 Tagen geschrieben.

Ein Beispiel von Simon wäre, als er sich darüber mokiert, dass die teuren Dosen von Erasco noch im Regal stehen, als es mit Corona losging. Da hat er sinngemäß gesagt, dass die Menschen doch ziemlich dumm wären, weil sie sich die teuren Dosen nicht kaufen, da sie ja eh bald sterben. Zuletzt hat er dann noch Hauptschüler direkt beleidigt, aber den genauen Wortlaut kann ich grade nicht wiedergeben, und er macht das ständig, was einem wohl auch eher auffällt, wenn man selbst betroffen ist.

Ich könnte jetzt eine ewige Liste machen, aber das werde ich nicht tun, da ich mir auch nicht aufgeschrieben habe, was wer wann genau gesagt hat, und ich habe auch nicht vor zu recherchieren. Hoffe, die Antwort genügt dir.

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Bist du sicher dass das nicht in einem bestimmten Kontext gefallen ist?
Also wirklich als Witz, Spaß, künstlerische Übertreibung? Wir kenne doch alle den gängigen Humor hier.
Mir ist so etwas bisher noch nicht aufgefallen!

Gängige Interpretation hier (im Forum) ist eher, dass Witze nicht als Ausrede zählen. Sieht man ja schon am Thema dadrüber, wenn man die Tradition eines Witzes anführt um diesen komplett zu delegitimieren.

Ja, bin mir sicher. Beim Beispiel mit Morriton Manor verstehe ich ja auch den Humor dahinter, und dass es fiktive Charaktere sind, auch wenn ich mich da nicht gleich vor Lachen auf dem Boden kugel. Das würde ich auch nie kritisieren.

Auch wenn es witzig gemeint ist, kann es ja verletzend auf andere wirken. Und auch wenn die meisten das von einer Person im öffentlichen Leben als Witz erkennen und aufnehmen, gibt es ja auch welche, die das hören und nicht als Witz verstehen sondern vielleicht sogar vertreten. Also es gibt sicherlich Menschen, die so denken, dass Hauptschüler schlechtere Menschen seien. Da ist es natürlich fraglich, ob man darüber Witze macht, in dem Wissen es nicht ernst zu meinen, dennoch gibt man ja solchen diskriminierenden Meinungen damit Futter.

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Manchmal haben Leute halt ne sehr sehr seltsame Art von Humor. Ich zb. !

Man könnte das jetzt aufgreifen, erweitern und sagen dass es nicht verstanden hast weil du dumm bist. Und hätte deine Beschwerde mit eingewoben.
Hätte dich so mit reingezogen (wegen deiner Backstory) und kann nur hoffen das du n dickes Fell hat und das ab kannst und dich nicht beleidigt fühlst.
Kann man aber nicht erwarten daß jeder solchen Humor mag.
Was ich sagen will ist, vielleicht meinte derjenige die Aussagen überhaupt nicht beleidigend.
Ich weiß aber tatsächlich nicht um welche es geht. Vielleicht gibt es die bei YouTube?

für sog. klassismus, also diskriminierung aufgrund von sozialer zugehörigkeit, existiert auch nach meinem empfinden noch ein viel zu geringes bewusstsein.
das bildet sich sogar im grundgesetz ab, in dem es in artikel 3 heißt:

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

absatz 3 wurde zwar um den zusatz “behinderung” erweitert, aber benachteiligung aufgrund von sozialer herkunft, position und/oder bildung liest man leider vergebens.

da liegt noch viel arbeit vor uns als gesellschaft, damit auch das herabschauen und die diskriminierung auf menschen aufgrund ihrer sozialen herkunft, position und/oder bildung, was ja meist miteinander verquickt ist, mehr aufmerksamkeit und bewusstsein erfährt.

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Ja, weil “Soziale Herkunft” sehr schwammig ist. Du kannst Hauptschüler oder Gymnasiast sein, das bestimmt nicht deine soziale Herkunft. Was man im Kern darunter versteht (korrigiert mich, wenn ich irre) sind solche Klischee-Assis, Eté-Petete (bitte korrigiert dieses Wort!) und was weiß ich noch alles. Das sind aber von Handlungen abhängige Kriterien, dafür ist man selbst verantwortlich. Man soll nur vor Sachen geschützt werden, die man nicht beeinflussen kann.
Bedenkt dabei bitte, dass jede Einstellung im Kern eine Diskriminierung von allen abgelehnten Bewerbern ist. Wenn Schulabschluss o.Ä. jetzt als Diskriminierungsgrund anerkannt werden kann am sich Bewerbungenverfahren gleich schenken bzw das ganze Bildungssystem.

falsch.
da wird man hinein geboren. die verhältnisse, in die man hinein geboren wird, bestimmen zu einem hohen maß, welchen schulabschluss man erringt, welche arbeit man verrichtet und welche soziale position man erklimmen kann.
dass man die soziale position frei selbst bestimmen kann, ist neoliberale ideologie.

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Und weshalb passiert es dann, dass man genau aus diesen Gründen diskriminiert wird? Und nein, ich bin da nicht selbst verantwortlich für, und das hat nicht nur mit meiner Herkunft oder Krankheit zu tun, aber ich werde dir jetzt nicht meine komplette Lebensgeschichte erzählen, um dich zu überzeugen, gehört hier auch nicht hin, und ich möchte auch niemanden überzeugen. Möchte dir aber mitteilen, dass “selbst Schuld” nicht ganz so toll rüberkommt, jedenfalls nicht bei mir.

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Nein, das ist falsch. Ich bestreite nicht, das externen Faktoren große Einfluss haben. Aber du kannst dich da wissentlich rausarbeiten: Was du bei Geschlecht, Abstammung, Rasse, Muttersprache, Heimat und Herkunft nicht kannst. Religiöse und politische Freiheit sind die einzigen Punkte, wo man Einfluss drauf hat und sind nur deswegen frei, weil sie die Demokratie definieren.

Vorurteile? Schlichte Ablehnung des Lebensstils?

Du bist für deinen Benehmen selbst verantwortlich, immer (Ausnahme psychologische Krankheiten). Für deine Krankheit kannst du nichts, das ist wahr.
Das Problem bleibt aber: Was meinst du mit sozialer Herkunft? Was soll das sein? Wie soll eine Abschaffung der Diskriminierung dort aussehen?

Nur in einem relativ geringen Ausmaß. Nicht umsonst wird Bildung immer noch zu einem großen Teil „vererbt“. Und an der Bildung hängt extrem viel vom restlichen Leben dran. (btw meine ich hier mit Bildung nicht ausschließlich die schulische Bildung, sondern auch externe Bildung etwa im Bereich eines Instruments, einer Sportart, etc.).

Dieses gesamte Gebilde nennt sich im Fachjargon „sozioökonomischer Hintergrund“. Darunter fallen:

  • formale Bildung und Schulabschluss
  • Ausbildung und Studium
  • Beruf und Einkommen
  • Besitz von Kulturgütern (häufig erfasst über den Besitz von Büchern)
  • kulturelle Praxis: Besuche in Theatern und Museen
  • Wohnort und Eigentumsverhältnisse
  • Liquidität und Kreditwürdigkeit
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Was ist denn mit meinem Benehmen? Du verallgemeinerst vom allerfeinsten, und Vorurteile sind großer Teil des Problems, genau darum geht es doch. Liest du unsere Kommentare überhaupt richtig? Was Threepwood schreibt ist korrekt, also wieso bezeichnest du es als falsch? Es ist doch sogar bewiesen. Ich hoffe nicht, dass man jetzt diverse Statistiken aufgreifen muss, die die Aussagen von Threepwood faktisch belegen.

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hier findest du einige gute weiterführende literatur:

dasselbe argument könntest du für hautfarbe, geschlecht, behinderung etc anführen.
das mag zum teil ja sogar stimmen. aber eben nur zum teil und (sehr) eingeschränkt.
es existieren eben nicht gleiche bildungschancen für alle. es ist eben nicht jeder sein eigenes glückes schmied.

es gibt strukturelle diskriminierung hinsichtlich sozialer herkunft, position und/oder bildung. das beginnt schon bei der bildung / in der schule bei der empfehlung für die weiterführende schule. sog. arbeiterkinder werden seltener für das gymnasium empfohlen. an hochschulen sind akademikerkinder sehr viel häufiger anzutreffen als arbeiterkinder. oder such mal ne wohnung als hartz IV empfänger …
usw. usf.

zu bildungsbenachteiligung:

der formale chancengleichheit, gleichberechtigung und gleichbehandlung entspricht keiner tatsächlichen. ebenso wie bei sexismus, rassismus, ableismus o.ä.

der platt runtergebrochene spruch „wer arm ist, ist selber schuld“ ist menschenverachtende ideologie. eklig nachzulesen bei bspw. sarrazin.

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Ohne das jetzt näher auszuarbeiten, weil ich es ungerne erwähne, da es ausschließlich negative Reaktionen dazu gibt. Ich bin hochbegabt, aber ich wurde nicht gefördert, weil das Geld dafür nicht da war. Die Schule stand im Sozialviertel neben Hochhäusern. Die exakte Aussage der Direktorin: ,Dafür haben wir kein Geld". Weiß ich noch bis heute. Es gab diverse Leute, z.B. eben mein Musiklehrer Herr Wagner (absolute Legende der Mann, war allseits beliebt im gesamten Schulzentrum), die eine Förderung für mich beantragt haben, aber das waren eben leider immer die Personen die nicht die entsprechenden Verfügungen hatten, und Alles ist ins Leere gelaufen.

Die Musik die ich mache, habe ich mir komplett selbst beigebracht und umgesetzt, aber auch da bin ich eingeschränkt in der Gestaltung, weil mir schlichtweg das Equipment für eine gute bis perfekte Umsetzung fehlt.

Ich wollte ja eigentlich nichts über mich persönlich erzählen, aber es passt grade so gut zu deinem Kommentar, und ich möchte es hiermit bestätigen, da ich es aus eigener Erfahrung kenne, und das ist nur ein Beispiel.

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Habe ich nie behauptet. Aber du kannst, wenn du es weißt und willst, dafür sorgen dass dein sozioökonomischer Hintergrund an Bedeutung verliert. Sicher brauchst du dafür viel Einsatz (sofern du nach „oben“ willst)´und sicherlich auch etwas Glück, aber du kannst aufsteigen. Was du bei deiner Hautfarbe oder Sexualität eben nicht kannst.
Es gibt in Deutschland Hindernisse für Arbeiterkinder, das weiß ich. Und sie sollten nicht existieren, aber es ist in der Durchsetzung etwas völlig anderes als die anderen, im GG genannten, Diskriminierungsgründe, eben weil „Arbeiter“ eine deutlich schwammigere Klasse ist als das Geschlecht.

Und genau diese Anführungszeichen sind wichtig. Sie werden nur in der Art vererbt, dass sie sozial antrainiert werden. Dieses soziale Klischée kann man sich aber bewusst werden. Zum großen Teil ist es eben interne/externe Konditionierung und nicht „angeboren“.
Sicher kann man sich diesem Problem annehmen, und muss es auch, aber ich denke nicht dass es jetzt ins GG gehört, eben weil diese Problematik derart unscharf ist, dass es dort bedeutungslos ist.

Ansonsten gerne hieraus antworten: