Genau das ist ja mein Punkt und deswegen habe ich ja auch Beispiele gegeben, warum das bei weitem kein Novum ist. Wir schreiben sehr vielen Branchen vor unter welchen Bedingungen sie überhaupt Kunden ausschließen dürfen. Auch in einem Supermarkt darfst du nicht einfach so Hausverbot bekommen. Das muss schon sauber gerichtsfest begründet sein.
Bei Twitter ist das anders, siehe aktuell z. B. mit dem Account von Tino Hahn. Er postet eine Zeile aus einem Rapsong und wird wegen Gewaltverherrlichung gesperrt. Dauerhaft und ohne jede Möglichkeit diese Entscheidung irgendwie anzufechten. Da gibt es keine öffentliche Instanz die so eine Entscheidung revidieren oder bestätigen könnte.
Warum nicht? Wovor hast du Angst?
Was muss er denn tun, abseits von destruktiven Müll reden, dass die Forderung, ihm keine Sendezeit mehr zu geben, gerechtfertigt sei?
Also meiner Meinung nach kann der weg und ich kann auch argumentieren, warum ich das so sehe. Bin ich jetzt ein krasser Cancler oder direkt wieder mit einem Bein in irgendwelchen 1984 Dystopien?
Man findet sicherlich einen anderen konservativen Kabarettisten, der weniger scheiße ist.
Zumal ich den ÖRR auch eher konservativ als linksgrün sehe, aber nun ja, da sieht man eben auch wie verschoben die Wahrnehmungen mittlerweile sind
Ich finde übrigens auch nicht, dass man jeden destruktiven Hannepampel in Talkrunden einladen muss, nur um irgendein vermeintlich politisches Spektrum abzubilden. Die Runden kann man für mich auch ruhig besser kuratieren und Personen einladen, die an einem Diskurs interessiert sind, so mit Argumenten und Gegenargumenten und so. Dann muss man sich auch nicht mehr so gequält die hirnerweichenden populistischen Parolen solcher Lebenszyniker reinziehen, wenn sie bis dahin nicht eh schon eigenständig aus der Sendung gelaufen sind, bei zu vielem Nachgehake. Einfach ausladen und nicht mehr einladen. So fördert man viel effektiver einen besseren öffentlichen Diskurs, als zu behaupten, man gefährde den Diskurs, wenn man sie ausläd. Aber nun ja.
Und das laute Social Media Argument finde ich auch viel zu einseitig und unehrlich. Man kann es nämlich auch einfach umdrehen.
Früher hätte auch niemand seine populistischen Stammtischparolen in der örtlichen Tageszeitung mit Klarnamen abdrucken lassen. Die wären am Stammtisch geblieben, damit man keinen öffentlichen Ärger mit dem Chef oder den Nachbarn provoziert. Heute haut man seine uniformierte politische Meinung auf Twitter oder Facebook raus und wundert sich dann, wenn dafür Konsequenzen folgen, sobald der Chef davon erfährt.
Da wären wir wieder bei dem Thema Medienkompetenzen, aber nicht bei irgendeiner herbeifantasierten Cancel Culture.
Das ist aber nicht richtig, wenn du es so formulierst. Du hast das Recht und die Möglichkeit dagegen vorzugehen. Was Timo Hahn nun gemacht hat, ob er vorher schon verwarnt wurde und wie er dagegen vorgegangen ist, kann ich nun nicht sagen.
Einer der schlimmsten Hetz-Accounts kam bisher nach jeder vorübergehenden Sperre wieder, weil er dagegen angegangen ist seiner Meinung nach. Jetzt hatte ihn es zuletzt wieder erwischt und nun wohl endgültig.
Du kannst fordern was du möchtest, aber du solltest dir die Frage stellen ob du einfach nur Recht haben oder Erfolg haben willst?
Wenn ich in den letzten Jahren so darüber nachdenke, wie viele prominente Figuren erst dadurch zu großer Popularität gelangt sind, weil versucht wurde ihnen die Plattformen nehmen, dann denke ich eher, dass sich ein Dieter Nuhr sehr über diese Forderungen freuen wird.
Aktuellstes Beispiel dafür wäre Lisa Eckhart. Ich wusste nicht mal wer das ist, bis die mal irgendwo ausgeladen wurde. Ich wette, dass ist die einzige Kabarettistin, für die 2020 das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere war.
Da sind wir dann auch schnell bei diesem Punkt:
Die werden eingeladen eben weil es dann öffentliche Reaktionen auf Twitter und in den Medien am nächsten Tag gibt. Die Reaktionen sorgen für die Quote. Aufmerksamkeit ist hier die wichtigste Währung.
Die Talkrunden wie du sie dir vorstellst laufen Mittags auf 3Sat oder nachts in irgendeinem dritten Programm. Die sind vielleicht qualitativ besser, guckt aber leider niemand. Außer später bei YT, falls mal irgendeiner ausgeflippt ist oder eine Axt in den Tisch gehauen hat.
@jararaca Ich meinte nicht Twitter selbst, sondern eine dritte, unabhängige Stelle.
Dann stimmst du mir doch zu, dass die Existenz von Cancel Culture Quatsch ist und die vermeintlich „Gecancelten“ noch nie so viel Aufmerksamkeit und Gehör bekommen haben.
Weiß jetzt grad nicht warum du mit Quote kommst, wo ich das Argument schon selber gebracht habe. Wo willst du damit hin?
Ich frage lieber nach, bevor ich aufs Glatteis geführt werde, da es dann doch schnell sehr beliebig wird, gegen was man argumentiert. Gegen den Vorwurf der Zensur oder den Vorwurf überhaupt verantwortlich zu sein an allen Rechten dieser Welt?
Also ich gucke nur die Talkrunden auf 3Sat oder Nachts auf irgendeinem Dritten Programm.
Ich habe weiter oben schon einige Beiträge dazu geschrieben, dass ich nicht denke, dass bloß weil etwas nicht erfolgreich ist es nicht existiert. Etwas das nicht existiert kann nicht gleichzeitig erfolglos sein. Ich will das Thema aber auch nicht weiter im Kreis drehen.
Du hattest die Einladung der „Hannepampel“ damit begründet, dass sie ein vermeintliches politisches Spektrum abbilden sollen. Das ist aber aus meiner Sicht nicht der Grund. Aber keine Sorge, ich bin nicht hier um irgendwen aufs „Glatteis“ zu führen.
Ja gut, ich persönlich habe auch schon Leute gecancelt. Was für mich heißt, dass ich sie nicht mehr konsumiere. Vote with your wallet.
Ich argumentiere da auch eher gegen das Schreckgespenst der Cancel Culture, bei dem relativ schnell der Untergang der Meinungsfreiheit heraufbeschworen wird. Aber da müssen wir uns auch wirklich nicht mehr im Kreise drehen, da ich da zugegeben auch schnell angriffslustig und undifferenziert werde. Da suche ich mir auch schnell den falschen Diskussionspartner aus.
Apropose undifferenziert, da gebe ich dir natürlich recht, dass die Konstellationen auch vor allem aufgrund des Reibungspotentials eingeladen werden. Ich hätte es eigentlich auch noch in „…“ schreiben sollen, weil es natürlich eigentlich nur Knallen soll. Sind dadurch halt schlechte Talkrunden, die ich mir auch echt nicht geben kann und für mich eben auch ein Versäumnis darstellen, den öffentlichen Diskurs wieder konstruktiver zu gestalten.
Aber wie gesagt, ich bleibe sowohl diesen „Talkrunden“, als auch den Twitter Kommentaren danach fern.