This…
Wenn man zu ehrlich ist…
Er wird bestimmt bald ne eigene Talkrunde bekommen, wie Kachelmann. Bei der Rehabilitation von weißen Männern mach ich mir gar keine Sorgen, egal wie zweifelhaft sie sich verhalten haben.
Ja das der irgendwo unterkommt ist mir schon klar. Man sieht ja auch wer in den kommentaren mit und supportet. Da krieg ich direkt das kalte kotzen.
Mir ging es eher darum ob er glaubt, dass das Ding irgendwann „durch“ ist? Eine Gulia Becker, Sophie Passmann, Hazel Brugger etc. die werden doch (zu recht) niemals vergessen was für ein ekelhafter Typ er ist. Auch Firmen wie Viva Con Aqua haben die Zusammenarbeit beendet. Und die werden auch nicht in absehbarer Zeit die Branche verlassen.
Und das waren ja alles eher Gefilde in denen er sich umgeben hat. Neue progressive Leute und Firmen. Der wird sicher nächstes Jahr mit ner Pseudo deepen Comedy tour um die Ecke kommen und Richtung Dieter Nuhr gehen.
Wie gesagt vielleicht schätze ich das auch falsch ein aber von ihm wurde ja nicht unmögliches verlangt. Das Ego ist wahrscheinlich einfach zu groß, dass man mit der ganzen Situation irgendwie angemessen hätte umgehen können.
Okay, habe das nochmal im Detail nachgelesen, da @Sam_Jones den Fall ja nochmal erwähnt hatte. Ich hatte das so im Kopf, dass der Klägerin nachgewiesen werden konnte, dass sie widerrechtlich die Unwahrheit gesagt hatte. Das Verfahren wurde laut Wiki allerdings in dubio pro reo eingestellt, dementsprechend ziehe ich den Einwand zurück
Aber nichts tun und es so lassen hilft auch nicht.
Und ich glaube eins müssen wir hier mal richtig stellen:
Niemand verlangt, dass jemand ohne Beweise einfach verurteilt wird. Gerade dieser Sprech unterstellt jedem Opfer dieses Anschuldigung-Rache Muster. Hier funktioniert einfach etwas nicht richtig und da muss gleichermaßen was in der Gesellschaft und im Rechtssystem passieren.
Und wenn wir jetzt schon alle wissen, es ist auf diese Weise aussichtslos sich an jemanden zu „rächen“, braucht man sich sowas erst recht nicht ausdenken.
Das sich da etwas gesellschaftlich ändern muss da gebe ich dir absolut Recht.
Aber welche Änderungen sollen im Rechtsystem erfolgen?
Das Grundproblem das es in 90% dieser Fälle Aussage gegen Aussage und ohne konkrete Beweise oder Zeugen stehen wird, worauf ein Freispruch erfolgen muss. Wird man schlicht nicht lösen können.
Ist es jetzt schlimm, dass Kachelmann irgendwie nach Jahren wieder zurück gefunden hat?
Man könnte aber weg von dem System bzw. der Wahrnehmung in unserer Gesellschaft, dass ein Freispruch bedeutet „diese Person ist zu 100000000% nicht schuldig und hat nichts problematisches gemacht“.
So wiederholt es sich nämlich immer wieder jemand wird angezeigt und es wird aufgrund von fehlenden Beweisen oder fehlendem Vorsatz gesagt ok wir können dich nicht verurteilen.
In der Öffentlichkeit ist die angezeigte Person dann unschuldig und im Recht und die anzeigende Person lügt etc.
Ja.
Da gebe ich dir auch absolut Recht. Nur ist das halt etwas was man in der Geselschaft ändern müsste und nicht im Rechtsystem. Gleichzeitig muss man natürlich aber auch dafür sorgen das jemand der so freigesprochen wurde, nicht trotzdem weiterhin als Vergewaltiger oder ähnliches gilt.
Und das scheint leider eine Balance zu sein welche vielen Menschen sehr schwer fällt.
Genau das ist ein Problem. Sieht man doch bei Kachelmann. Da weiß man (inkl. Gericht) einfach nicht ob nun was dran war oder nicht. Wie auch immer sollte es eigentlich nicht sein, dass nun -überspitzt gesagt- ein Teil sagt „Er ist und war immer der beste Mensch der Welt“ und der andere Teil „Dieses Vergewaltigerschwein ist nur frei, weil man es ihm nicht nachweisen konnte und zum Lohn bekommt er noch ne Talkshow“. Passiert aber beides und wird sich auch nicht ändern lassen (davon abgesehen, dass er zumindest öffentlich nicht straffrei als Vergewaltiger bezeichnet werden darf, soweit ich weiß).
Wie in Curb:
Es ist ein schwieriges Thema wofür es keine perfekte Lösung gibt. Aber ganz wichtig finde ich das Prinzip „Unschuldig bis zum Beweis der Schuld“. Denn es ist viel schlimmer eine unschuldige Person zu bestrafen als eine schuldige Person ungestraft zu lassen.
Aber man kann trotzdem viel tun um die Lage zu verbessern. Den Opfern Mut zusprechen, die Angeschuldigten im Auge behalten, Beweise sammeln, etc… Es ist ja schonmal Fortschritt dass sich die Opfer vermehrt zu Wort melden denn nur so kann überhaupt was passieren. Ist zwar frustrierend dass es nicht schneller geht aber mit biegen und brechen würde man unweigerlich auch viel kaputt machen.
Da machst du dir glaub ich ein zu einfaches Bild der Gesellschaft. Die Gesellschaft flip flopped da heftig. Wird eine Person beschuldigt, gilt sie erstmal für viele als schuldig und deren Ruf hat bereits Schaden genommen. Gibt es Freispruch aufgrund von Beweismangel, ist die Gesellschaft gespalten. Gibt es Freispruch da bewiesen wurde dass der Beschuldigte unschuldig ist, kriegt der Kläger natürlich eine menge Hass ab, aber der Angeklagte wird auch keine reine Weste mehr haben.
Wenn es wirklich nur Aussage gegen Aussage gibt, sollte man vielleicht keine starke Meinung bilden. Sich auf keine der beiden Seiten schlagen. Ich sehe es weder als gut dem Kläger blind zu glauben noch als gut bei Beweismangel den Kläger sofort der Lüge zu bezeichnen.
Außerdem ist es eh nur ein kleiner Teil der Fälle die an die Öffentlichkeit geraten. Von den allermeisten Fällen erfährt die Gesellschaft eh nichts. Jeder Fall der zur Rechenschaft gezogen wird ist gut aber die Promi-Fälle sind nunmal nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Nur mal ganz allgemein und generell, ich finds halt sehr wichtig, dass man die Opfer erstmal zumindest ernst nimmt und nicht gleich vorwurfsvoll mit den Armen wedelt und Kalkül unterstellt, auch wenn das sicher schon mal vorgekommen ist und gerade bei so reinen Aussagen, die sich gegenüberstehen natürlich gerade als aussenstehender nicht einfach zu bewerten ist.
Nicht, dass das hier irgendjemand gemacht hat.
Dann müssten wir aber die Menschenrechte ändern oder aufweichen, denn nicht umsonst steht in Artikel 11:
Artikel 11 (Unschuldsvermutung) 1. Jeder, der wegen einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, hat das Recht, als unschuldig zu gelten, solange seine Schuld nicht in einem öffentlichen Verfahren, in dem er alle für seine Verteidigung notwendigen Garantien gehabt hat, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.
Rechtlich ist es bei Fällen, wo reine Aussage gegen Aussage steht natürlich quasi unmöglich, die Schuld des Angeklagten zu beweisen.
Was dementsprechend geändert und aufgebrochen werden muss sind die guten alten institutionalisierten Geschlechterrollen. Ich würde mal behaupten, dass viele Vergewaltigungen bzw. sexuelle Übergriffe von Seiten des Mannes tatsächlich in der Überzeugung stattfinden, nichts grundlegend falsch zu machen.
Das hängt eben von vielen Einflussfaktoren zusammen und geht schon los mit so dämlichen Stereotypen wie „wenn eine Frau nein sagt meint sie eigentlich ja“. Der Mann muss immer den ersten Schritt machen, Frauen zieren sich, um nicht als Schlampe zu gelten und dieser ganze Schwachsinn eben, der noch viel viel weitreichender ist.
Das macht es nicht besser und soll keine Entschuldigung, aber ein Erklärungsansatz sein. Die klischeehafte Vergewaltigung im dunklen Parkhaus von einem Fremden, ist das woran viele Denken, wenn es um Vergewaltigungsanschuldigungen geht, dabei passiert das Allermeiste mit einem bekannten Menschen.
Am Ende des Tages sind es leider immer die Frauen die doppelt darunter leiden müssen. Auf der einen Seite, weil sie sexuelle Gewalt erleben, auf der anderen Seite, weil ihnen im Anschluss nicht nur niemand glaubt, sondern ihnen auch noch der Hass der Masse entgegenschlägt.
Als ob wirklich irgendeine Klägerin auf diesem angeblichen „Fame“ eine Karriere aufbauen konnte.
Wie gesagt du kannst freigesprochen werden und trotzdem eine Frau wie Scheiße behandelt haben.
Hat dann auch wenig mit der Unschuldsvermutung per Gesetzt zu tun.
Was allerdings nichts mit der rechtlichen Schuldfrage zu tun hat, so lange du das nicht öffentlich behauptest, denn dann wird es relevant.
Du persönlich kannst das ja anders sehen, aber eben nicht behaupten.
100% deswegen bin ich auch der Meinung, dass auch ein Luke mit der ganzen Situation anders umgehen hätte können. So wie es jetzt ist hat es niemandem geholfen (ich glaube nicht mal ihm selbst).
Sich selbst einzugestehen, dass man nun mal teil dieses patriarchalen systems ist und dadurch auch fürchterliche Dinge tut/getan hat, ist natürlich nicht leicht aber auch nicht unmöglich. Gerade weil Ines (soweit ich weiß) es ja auch genau so beschriebt, dass Luke offensichtlich nicht bewusst war was er in diesem Moment wirklich mit ihr macht. Mit seinen aktionen Hinter den Kulissen und seinem Statement hat er aber ja eindeutig gezeigt wie er zu der ganzen Sache steht.
Natürlich ist das dann mit einem Lippenbekenntnis nicht getan und man muss Leute danach an ihren Taten messen aber es gibt meiner Meinung nach Möglichkeiten mit so einer Situation so umzugehen, dass man respektvoll mit dem betroffenen umgeht ohne sich selbst komplett fertig zu machen.
Hier kommt es natürlich sehr stark drauf an was die „Tat“ ist. Bill Cosby oder R. Kelly können natürlich so viel sie wollen von Besserung und Patriarchat erzählen, den glaubt niemand mehr.
Ich wiederhole mich (und andere hier zwar), aber das ist tatsächlich glaub ich auch ein ganz wichtiger Punkt, den man durchaus mitdenken muss.
Unwissenheit schützt aber eben vor Strafe nicht oder so.
Aber ich glaube auch, das auch viel Fehlverhalten eben nicht in dem Bewusstsein geschieht, überhaupt als Fehlverhalten wahrgenommen zu werden, bzw gar bewusst ein sexueller Übergriff oder eine Vergewaltigung angestrebt wird.
Wie gesagt, keine Entschuldigung. Und ist natürlich auch nicht immer so.
Der mitte 20 Jährige Yuppie findet sich in der Machtposition bestimmt schon ganz geil (und kann diese Machtposition auch bewerten, schließlich ist er ein (vermeintlich) mündiger und erwachsener Mensch) wenn er im Club einem Mädel auf den Hintern fasst und redet sich wahrscheinlich auch noch ein, dass es ihr gefällt und sie das will.
Sozialisierung in dieser Gesellschaft spielt natürlich eine große Rolle und auch die Fähigkeit zur Reflexion und zur Empathie ebenso.
Was auch noch hinzukommt und was man auch nicht vergessen darf, dass es auch bei Opfern vorkommen kann, dass ein Übergriff zuerst garnicht als das realisiert wird, was er ist.
Eine Freundin von mir hat mir mal erzählt, sie ist erst Jahre später draufgekommen, dass sie ihr Freund eigentlich einmal vergewaltigt hat.
Sie hätte das erst realisiert, als sie nicht mehr zusammen waren und eben nicht mehr in dieser „emotionale Abhängigkeit“ befindet und sie mal in Ruhe drüber nachgedacht hat.
Gewalt, auch sexuelle Gewalt kann auf so vielen verschieden ebenen ausgespielt werden und dieses Machtverhältnis auch lange in einem selbst arbeitet und gärt.
Sowohl im Aggressor, als auch im Opfer.
Das Problem ist hier ganz klar ein systematisches, welches aufgebrochen werden muss.
Dinkel wurde später von Kachelmann in einem Zivilprozess verklagt und zu 7000 € Schadensersatz verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Dinkel Kachelmann „vorsätzlich, wahrheitswidrig der Vergewaltigung bezichtigte“.