Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Ok.
Nein, in dem Zitierten Abschnitt redet er natürlich nicht vom Blackfacing. Aber ich glaube, man muss hier auch den Kontext (in diesem Fall die Diskussion um dieses Zitat herum) mit einbeziehen.
Ja, hier ging ich tatsächlich davon aus, dass der Kommentar im Kontext des Rests der Diskussion stand. Ich bin nochmals zurück gegangen und habe die ganze Stelle nochmals durchgelesen und bin eigentlich der Meinung, dass dies eine verständliche Interpretation ist. Meine Antwort macht natürlich nur in dem Kontext Sinn und war in dem Fall natürlich unangebracht.

Zwei schöne Stücke von Slavoj Zizek über Identitätspolitik und Rassismus in Beziehung zu „white liberals“

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strukturelle probleme werden weiterhin - trotz offenbar notwendiger sensibilisierungskampagne, oder ist es am ende etwa doch nur ein PR-stunt? - bestritten, alles einzelfälle.
hat natürlich den bequemen vorteil, dass die verantwortung immer bei den individuellen verfehlungen bleibt.

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Bestätigt ja dass „race facing“ nicht rassistisch ist. Eine Sonderregel für gewisse „Rassen“ aufzustellen ist wiederum rassistisch. Die „Historie“ ist dabei egal. Menschen aufgrund der Historie ihrer Rasse anders zu behandeln ist historisch gesehen auch extrem problematisch, da dass oft als Vorwand für Rassismus angewendet wurde. Ist es eine Kleinigkeit die kaum einen Weißen in seinem Leben beschränkt? Ja. Dennoch rassistisch.

Das ist nu vollkommener Quatsch. Solche Dinge sind gerade wegen ihres historischen Kontextes rassistisch. Das hat nix mit Sonderregeln zu tun.

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Rassismus ist ein historisch gewachsenes Problem, da die Historie herauszunehmen und zu ignorieren, ist daher fatal. Das ist, als würdest du bei mathematischen Gleichungen die Vorzeichen ignorieren. Du kommst zwar auf ne Lösung, aber sie ist falsch. Außerdem ignorierst du einen entscheidenden Faktor: verletzt die Aktion oder nicht. Beim Blackfacing kann ich dir garantieren, dass sicher wer verletzt wird. Beim Whitefacing bin ich mir da nicht so sicher.

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Ich kann mich an eine Situation aus „Scrubs“ erinnern, in der Turk in einer „Gedankenwelt“ von JD als weißer (ich glaube Banker) agiert und dabei sehr klischeebehaftet, bieder und selbstverliebt auftritt.
Ich glaube da gibt es genug Weiße die sich davon auf den Schlips getreten fühlen.

Allerdings sehe ich da trotzdem kein Problem drin.

Absolut richtig, Scrubs spielt aber (nicht nur in dieser Szene) bewusst mit rassistischen Klischees und stellt sie auf den Kopf, eben um aufzuzeigen, wie schwachsinnig rassistische Konzepte überhaupt sind.

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Genau das.
Da wird einfach alles durcheinander geworfen, überzeichnet, bewusst unkorrekt dargestellt.
Und dann auch mal „ernsthaft“ z. B. Rassismus und Sexismus angerissen und genau dieser Mix macht es unkritisch und in meinen Augen sogar wertvoll.

Nichts desto trotz glaube ich, dass sich manche davon auf den Schlips getreten fühlen.

Es sollte also eigentlich auch eher ein Beispiel in die Richtung sein:
Natürlich kann es passieren, dass Humor verletzt. Das heißt dann aber nicht, dass er schlecht war.
Die Nuancen und der Gesamtkontext machen die Musik.

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Ich weiß auch nicht, ob die Frage nach einer möglichen Verletzung unbedingt die richtige ist.
Es ist ja nicht nur rassistisch und sexistisch, was verletzt.
Hinter diesen Ismen stecken ja viel tiefgreifendere Mechanismen.
Rassistische und sexistische Gesten sind ja auch bisweilen derart in einer Normalität verankert, dass sie vielleicht erstmal garnicht als direkt verletztend wahrgenommen werden.

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Meint ihr, es wäre nicht eine ganz gute Idee, den Startpost als kleines Wörterverzeichnis zu gestalten? Dann hätte man für bestimmte Begriffe hier eine ausklappbare Ausgangsdefinition, auf die man sich beziehen könnte.

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Es gibt immer einen Spielraum zwischen Gesagtem und Gemeintem, aber besonders hier gibt es immer wieder viel Empörung, wenn (inhärent mehrdeutige) Begriffe nicht von allen auf Anhieb exakt wie gemeint verstanden werden. Je weniger man (öffentlich) rätseln muss wie etwas gemeint ist, desto mehr kann man sich inhaltlich dazu positionieren.

Zu weiß (das kursiv geschrieben ein anderes Bündel an Eigenschaften vermitteln soll als sonst) gab es da mal so eine Diskussion, glaube ich, genauso wie zum Unterschied zwischen dem englischen race und „Rasse“. Aber auch im Bereich Genderforschung gibt es ja einige Begriffe die mehrdeutig sind bzw. inhaltliche Erweiterung durch ihre Schriftform erfahren.
Ebenso gibt es einige „alte“ Wörter, die nicht mehr verwendet werden sollen (neulich tauchte hier „farbig“ auf). „Rassismus“ wurde mir gegenüber (andernorts) schon einmal als „weiße Erfindung“ definiert, mit sehr eng gestecktem Rahmen, was Rassismus bedeutet (da wäre dann white face z.B. nicht eingeschlossen). Es geht mir dabei nicht um „richtiges“ Vokabular, sondern um den gemeinsamen Bezugspunkt.

Das könnte man jeweils wenn es auftaucht oben ergänzen und so im Laufe der Zeit sammeln und ggf. auch anpassen. Man müsste also nicht alles auf einmal machen und die Leute, die sich hier z.B. durch ihr Studium mehr mit so etwas auseinandersetzen (und gerne ihre schlauen Wörter einbringen wollen, damit auch andere davon profitieren können), könnten anderen Diskussionsteilnehmern damit Zugriff auf präzisere sprachliche Mittel geben. Vielleicht gibt es auch bereits eine spezialisierte Definitionssammlung zum Thema irgendwo als wiki online, die stattdessen/in Ergänzung dazu verlinkt werden könnte. Wobei ich so eine organisch wachsende, selbstgestaltete Liste sympathischer fände.

Mit so einem gemeinsamen Bezugspunkt könnten einzelne Posts entlastet werden à la: „Ich verwende die Definition für [BEGRIFF] wie im Startpost angegeben“ oder „ich gehe von dem o.g. Begriff aus, würde aber hinzufügen…“ oder „ich erkläre jetzt, warum ich den Begriff blöd finde und ich folgende Definition verwende“.


In meiner Vorstellung würde das dazu führen, dass Diskussionen nicht so häufig im Begriffsmatsch stecken blieben.

Ist vielleicht aber auch nur ein Fiebertraum. :beanjoy:

An sich ne gute Idee, nur denk ich, dass das schwer umzusetzen ist, nicht nur, weil sich die Definitionen der Begrifflichkeiten je nach Situation auch ändern können, sondern auch, weil ich vermute, dass das viele ignorieren würden.

Und man sich überhaupt auf eine „richtige“ Definition einigen müsste.

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Eine richtige Definition ist idR auch nicht möglich, was generell in den Geistes-/Sozialwissenschaften ein Problem darstellt. Deswegen hat man auch oft ein ganzes Kapitel, in welchem nur die Begriffe für das entsprechende Werk definiert werden.

Vielleicht gehts bei dem Gedanken auch garnicht um eine allgemeingültige, „richtige“ Definition, sondern eine, auf die man sich „einigt“, damit jeder weiß wovon gesprochen wird und man nicht aneinander vorbei redet.

Eben ähnlich wie es godbrakka schon in seinem Beispiel der Geisteswissenschaftlichen Literatur erklärt.

Aber ich halte das in einer Dialogform, wie die Gespräche und Diskussionen hier stattfinden, für weitaus schwieriger und vielleicht auch nicht ganz so erstrebenswert, wie in einer in sich geschlossen Arbeit.

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Und wo ist das eine andere Aussage, als die ich getätigt habe? Das Problem bleibt ja weiterhin das sich einigen.

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True that.

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Definitiv ein Punkt den ich offensichtlich und mit Blick auf andere Erfahrungen fälschlicherweise für überbrückbar hielt.

Jein. Das ganze würde Diskussionen nicht ersetzen, soll es ja auch gar nicht. Nur ein Ausgangspunkt wäre angedacht. Aber auch der müsste festgelegt werden und schon darüber könnte es wieder viel Gezeter geben. In meinem Kopf bräuchte es nur einen Turm, einen weit sichtbaren Fixpunkt zu dem sich jeder verorten kann. Es wäre gar nicht so wichtig wo der stünde, nur, dass es ihn gäbe. Aber wir würden trotzdem streiten, wo er aufzustellen wäre. Ist also alles hinfällig.

Wie gesagt, ein Fiebertraum.

Ich find auf jeden Fall, dass das grundsätzlich kein blöder Gedanke ist!

Ganz gut passend zu den letzten Posts hier ein ein paar Tage alter Beitrag von John McWorther im Atlantic, wo es darum geht wie unterschiedlich Begriffe wie eben „racism“ benutzt werden.
Interessiert hier ja vielleicht auch jemanden

Er hatte vor ein paar Wochen übrigens auch ein ganz starkes Interview im Spiegel zu Identitätspolitik. Leider online aber nur als Plus-Artikel verfügbar

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