Ich hab mal die AEVO-Ausbildung gemacht und bisher 4 Azubis durch ihre Ausbildung begleitet. Leider stellen wir in meinem aktuellen Betrieb keine Azubis ein, was ich sehr schade finde. Mir hat die Arbeit mit jungen Menschen immer richtig viel Spaß gemacht, wenngleich es manchmal sehr anstrengend ist, gemeinsam mit denen gegen die Ausbildungs- und Arbeitspraktiken vieler älterer Semester anzukämpfen.
Interessantes und vielseitiges Thema auf jeden Fall!
Um mal zu deinen Fragen zu kommen:
Ich habe zwei Ausbildungen gemacht. Einmal Bürokaufmann in einer Schreinerei und einmal Kaufmann für audiovisuelle Medien in einem privaten Kino
Gutes Verhältnis zu Kolleg/innen und Vorgesetzten. Angemessene Bezahlung. Kurze Betriebswege und eine Stelle, an der ich nicht für jeden Mist betteln gehen muss.
Meine erste Ausbildung war bei der HWK. Da muss ich sagen lief die Prüfungsvorbereitung bedeutend besser und fürsorglicher seitens der Kammer ab, als später bei der IHK. Bei IHK und Berufsschulen habe ich immer das Gefühl, dass man sich gern gegenseitig die Verantwortlichkeiten zuschiebt. Bei der HWK hatten wir nochmal extra Lehrgänge, das war echt gut!
Ansonsten muss ich bei beiden Ausbildungsbetrieben leider schon sagen: man hatte einfach das Gefühl, ne billige Arbeitskraft zu sein. Vor allem als der Mindestlohn eingeführt wurde, wurden halt gerne Azubis genommen um Kosten zu sparen.
Während meiner ersten Ausbildung war ich menschlich und argumentativ noch bei Weitem nicht so weit als dass ich mich beschwert hätte.
In meiner zweiten Ausbildung musste ich mir dann viel einfordern. Ich wollte bspw. unbedingt wissen wie ein Projektor bedient wird, musste dafür aber echt kämpfen. Für die Einarbeitung hätte man schließlich 2 Stunden an der Süßwarentheke wen anders einsetzen müssen
Die Vergütung war natürlich auch ein absoluter Witz. Im ersten Lehrjahr 320 € brutto für nen ganzen Monat arbeiten. Immerhin gab es aber Urlaubs- und Weihnachtsgeld, was ich heute bspw. leider nicht habe.
Positiv fand ich vor allem in der zweiten Ausbildung, dass ich vieles einfach mal ausprobieren durfte. Eigene Events veranstalten, eigene Flyer erstellen, eigene Systeme überlegen und einführen. Das war schon cool und hat echt motiviert.
Besonders schlimm war in der Kino-Ausbildung allerdings die Berufsschule und die Fahrt da hin. Ich musste sehr weit fahren und hatte keinen Blockunterricht, musste also um 5 Uhr los um um 8 Uhr in der Schule zu sein.
Viel zu lernen, vor allem praktisch. Mich ausprobieren zu dürfen und damit einhergehend auch Fehler machen zu dürfen (!). Ich finde es unmöglich dass oft immer noch eine „man muss doch wissen wie das geht“-Mentalität herrscht.
Ich mag tatsächlich an meinem Job die Flexibilität sehr gerne, kann kurzfristig Urlaub nehmen oder im Home Office wechseln, falls was mit der Tochter ist beispielsweise.
In meiner Ausbildung mochte ich sehr, dass man mit vielen jungen Leuten zusammengearbeitet hatte und sofort einen gemeinsamen Nenner hatte. Ich habe gut gelernt, im Team zu arbeiten und andere zu unterstützen, bzw. mich von anderen unterstützen zu lassen.
Meiner Meinung nach etwas, das im Studium oft flöten geht. Klar gibt es ab und zu mal Gruppenarbeiten, aber dieses große gesamte „wir schaffen jetzt etwas, damit wir Ziel XY im Betrieb erreichen“ war schon auch schön. Vor allem nach Eventabschluss haben wir oft noch zusammen in der Kino eigenen Bar gesessen und zusammen etwas getrunken.
Ich hätte gern wieder einen Azubi muss da mal mit meiner Chefin drüber sprechen.