Ausbildungsthread

Servus ihr Lieben,

seit kurzem bin ich damit beauftragt Azubis auszubilden und ich wollte fragen ob ihr Erfahrungen, Tipps oder Hinweise für mich habt. Bei uns in der Firma ist das leider noch nicht so organisiert und strukturiert wie ich es gerne hätte. Wir bauen das quasi gerade auf.
Zuerst sei gesagt, ich schätze das Ausbilden sehr. Meinen ersten Azubi habe ich auch recht erfolgreich die Basics vermitteln können, weswegen ich das jetzt wohl regelmäßig machen darf. Aber ich bin eben kein Lehrer und mache mit Sicherheit Fehler die vermeidbar wären.

Daher würde ich mich freuen wenn Ihr mir mit Erfahrungswerten oder Tipps helfen könntet.
Habt ihr eine Ausbildung gemacht oder macht ihr gerade eine?
Was ist euch wichtig, damit ihr euch auf Arbeit wohl fühlt?
Was läuft/lief besonders gut oder schlecht in eurer Ausbildung/Einarbeitung?
Was ist/war euch wichtig während der Ausbildung?
Was begeistert euch, bei eurer Arbeit/Ausbildung?
Fällt euch sonst noch was ein?

Ich freue mich auf eure Antworten! :slight_smile:

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Ist zwar schon ne Weile her, dass ich meine Ausbildung gemacht hab, immerhin war ich aber auch Azubi-Betreuer. Am wichtigsten fand ich immer, es ist alles neu, man möchte nichts falsch machen, hat aber 100 Fragen. Man muss den „Küken“ auf jeden Fall ganz deutlich vermitteln „hey wenn was ist - du darfst dich wirklich jederzeit und ohne schlechtes Gewissen bei mir melden und Fragen stellen“.

Wichtig wäre auch, einen konkreten Plan für die Azubis zu haben, wann genau was passiert, wann bist du bei welcher Abteilung und was lernst du da. Ich wünsche dir viel Spaß bei deiner Aufgabe :slight_smile:

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Was @Mush sagt, der Azubi muss immer das Gefühl haben jemanden für Fragen zu haben.

Ansonsten bin ich selbst auch Ausbilder und ich denke die Art der Ausbildung hängt halt sehr stark von der Art des Berufs ab.
In der IT bei uns zum Beispiel lassen wir den Azubi zu Beginn meistens mit den Ausgelernten mitlaufen, damit er sieht was die so machen. Wenn das dann drin ist wird versucht ihn selbst Dinge machen zu lassen.
Fachausbildung machen wir an sich meistens mit der Schule gemeinsam, also sagt der Azubi „Wir haben gerade Thema XY und ich komme da nicht wirklich mit“, dann nehme ich mir das Thema vor und versuche es dem Azubi beizubringen.

Ich habe in der Abendschule zum Techniker auch einen Ausbilderschein gemacht, der kostet zwar etwas, aber man bekommt einen Zettel und viele Infos. Zettel sind in Deutschland sehr wichtig.

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Bei uns gab es immer einen offiziellen Ausbilder, der fachspezifisch aber nicht viel gemacht hat und wir sollten als Gesamtheit die Azubis mit Aufgaben füttern und ihnen dann auch Sachen erklären.
Hat dazu geführt, dass man die Azubis meist die ersten beiden Jahre nur einfache, aber zeitaufwendige Sachen gegeben hat, weil keiner Zeit und Muße hatte ihnen alles im Detail zu erklären. Was so ein kleiner Teufelskreis war.
Ansonsten so allgemeine Dinge wie Azubis nie zusammen in einen Raum stecken, sondern mit erfahrenen Leuten durchmischen, die ihnen helfen können.
Deine Lehrmethoden auf den Charakter des Azubis anpassen. Manche haben vor jedem Schatten Angst und sind daher viel zu schüchtern, um von sich aus Fragen zu stellen, da feste Zeiten ausmachen, wo du dann zur Kontrolle und Hilfe der Aufgabe vorbei kommst.
Bei Unmotivierten Deadlines für die Abgabe der Aufgabe festlegen, damit sie ungefähr auch weiß, wie lange sie dafür brauchen darf (auch wenn das Ergebnis an sich erst später benötigt wird).
Wir hatten ja Zeichnerazubis, aber zeigt denen die Praxis. Lasst die irgendwo „mitlaufen“, damit sie überhaupt sehen, wofür sie was machen und wie das in der Realität aussieht. Vielleicht auch wenn sie was selbst gezeichnet haben und es dann eingebaut/ gebaut wird, mit auf die Baustelle nehmen. Gerade wenn es recht trockene theoretische Arbeit ist, hilft das meist für Verständnis und zur Motivation.

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Würde auch ergänzen, dass die Aufgaben nach Möglichkeit auch sinnvoll sind.
Und falls nicht, sich einmal gemeinsam mit den entsprechenden Azubis hinsetzen und das zusammen machen, damit man nicht das Gefühl bekommt der Azubi ist nur ein Datenpfleger ohne Relevanz.
Genauso auch - sofern möglich & der Azubi dazu bereit ist, also eher Richtung letztes Ausbildungsjahr - bei externen als offiziellen Ansprechpartner vorstellen & darauf bestehen, dass das so gehandhabt wird.
Haben bei uns die Situation, dass wir in einer Abteilung den Plan haben die Person fest zu übernehmen und es ist unfassbar frustrierend, für alle Beteiligten, dass die Gegenpartei das nicht ernst nimmt und Absprachen die diese Person & ihre Arbeit betreffen mit wem anders getroffen werden.
Dazu fallen dann auch, dass Meetings bspw. immer nur zu Berufsschultagen geplant werden.

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Ich hab mal die AEVO-Ausbildung gemacht und bisher 4 Azubis durch ihre Ausbildung begleitet. Leider stellen wir in meinem aktuellen Betrieb keine Azubis ein, was ich sehr schade finde. Mir hat die Arbeit mit jungen Menschen immer richtig viel Spaß gemacht, wenngleich es manchmal sehr anstrengend ist, gemeinsam mit denen gegen die Ausbildungs- und Arbeitspraktiken vieler älterer Semester anzukämpfen.

Interessantes und vielseitiges Thema auf jeden Fall!

Um mal zu deinen Fragen zu kommen:

Ich habe zwei Ausbildungen gemacht. Einmal Bürokaufmann in einer Schreinerei und einmal Kaufmann für audiovisuelle Medien in einem privaten Kino

Gutes Verhältnis zu Kolleg/innen und Vorgesetzten. Angemessene Bezahlung. Kurze Betriebswege und eine Stelle, an der ich nicht für jeden Mist betteln gehen muss.

Meine erste Ausbildung war bei der HWK. Da muss ich sagen lief die Prüfungsvorbereitung bedeutend besser und fürsorglicher seitens der Kammer ab, als später bei der IHK. Bei IHK und Berufsschulen habe ich immer das Gefühl, dass man sich gern gegenseitig die Verantwortlichkeiten zuschiebt. Bei der HWK hatten wir nochmal extra Lehrgänge, das war echt gut!

Ansonsten muss ich bei beiden Ausbildungsbetrieben leider schon sagen: man hatte einfach das Gefühl, ne billige Arbeitskraft zu sein. Vor allem als der Mindestlohn eingeführt wurde, wurden halt gerne Azubis genommen um Kosten zu sparen.
Während meiner ersten Ausbildung war ich menschlich und argumentativ noch bei Weitem nicht so weit als dass ich mich beschwert hätte.
In meiner zweiten Ausbildung musste ich mir dann viel einfordern. Ich wollte bspw. unbedingt wissen wie ein Projektor bedient wird, musste dafür aber echt kämpfen. Für die Einarbeitung hätte man schließlich 2 Stunden an der Süßwarentheke wen anders einsetzen müssen :smiley:

Die Vergütung war natürlich auch ein absoluter Witz. Im ersten Lehrjahr 320 € brutto für nen ganzen Monat arbeiten. Immerhin gab es aber Urlaubs- und Weihnachtsgeld, was ich heute bspw. leider nicht habe.

Positiv fand ich vor allem in der zweiten Ausbildung, dass ich vieles einfach mal ausprobieren durfte. Eigene Events veranstalten, eigene Flyer erstellen, eigene Systeme überlegen und einführen. Das war schon cool und hat echt motiviert.

Besonders schlimm war in der Kino-Ausbildung allerdings die Berufsschule und die Fahrt da hin. Ich musste sehr weit fahren und hatte keinen Blockunterricht, musste also um 5 Uhr los um um 8 Uhr in der Schule zu sein.

Viel zu lernen, vor allem praktisch. Mich ausprobieren zu dürfen und damit einhergehend auch Fehler machen zu dürfen (!). Ich finde es unmöglich dass oft immer noch eine „man muss doch wissen wie das geht“-Mentalität herrscht.

Ich mag tatsächlich an meinem Job die Flexibilität sehr gerne, kann kurzfristig Urlaub nehmen oder im Home Office wechseln, falls was mit der Tochter ist beispielsweise.

In meiner Ausbildung mochte ich sehr, dass man mit vielen jungen Leuten zusammengearbeitet hatte und sofort einen gemeinsamen Nenner hatte. Ich habe gut gelernt, im Team zu arbeiten und andere zu unterstützen, bzw. mich von anderen unterstützen zu lassen.
Meiner Meinung nach etwas, das im Studium oft flöten geht. Klar gibt es ab und zu mal Gruppenarbeiten, aber dieses große gesamte „wir schaffen jetzt etwas, damit wir Ziel XY im Betrieb erreichen“ war schon auch schön. Vor allem nach Eventabschluss haben wir oft noch zusammen in der Kino eigenen Bar gesessen und zusammen etwas getrunken.

Ich hätte gern wieder einen Azubi :smiley: muss da mal mit meiner Chefin drüber sprechen.

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Wir nehmen jedes Jahr einen neuen Azubi auf und haben so jetzt vom ersten Lehrjahr bis abgeschlossen alles dabei.
Auf jeden Fall muss man sich Zeit dafür nehmen. Dass man weiter so an seinen Projekten arbeiten kann wie bisher, kann man vergessen. Das muss einem bewusst sein, vor allem auch dem Chef. Zumindest, wenn man dem Azubi auch eine gute Ausbildung geben möchte :simonhahaa:

Das meiste Organisatorische übernimmt bei uns zum Glück eine andere Abteilung. Für das ganze Fachliche bin ich verantwortlich, im Grunde helfen aber schon mehr Kollegen mit. Eben gerade damit wirklich bei jeder Frage geholfen werden kann und je nachdem wie eingespannt man ist, auch jederzeit Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Nachdem die Grundlagen einigermaßen sitzen (was bei manchen quasi schon ab Ausbildungsstart der Fall ist, andere erst paar Monate geduldig angelernt werden müssen), bekommen sie auch gleich ein erstes kleines Projekt, das sie erst mit mehr Anleitung und dann immer selbstständiger bearbeiten dürfen.
Hier muss man schauen, dass sie nach einiger Zeit auch wirklich weiterkommen und sich nicht in unnötigen Kram verfransen. Ein gewisses Gefühl für die Balance, wie viel sie selbst recherchieren und rumprobieren sollen, bis man selbst dann einen Tipp gibt oder sich bei größeren Problemen auch mal gemeinsam hinsetzt, sollte man dabei schon haben, entwickelt sich aber auch mit der Zeit und ist eh bei jedem unterschiedlich.
Wenn man mehrere aus verschiedenen Jahrgängen hat, kann man je nach Wissenstand auch mal Aufgaben an „Mentoren“ delegieren, also dass Azubis im 3. Jahr denen aus dem 1. bei ihren Projekten bei Fragen helfen. Wobei man dafür natürlich auch ein Auge drauf haben muss, damit es für beide gewinnbringend bleibt und nicht der „alte“ Azubi den eigenen Job übernimmt. Letztendlich muss er ja trotzdem noch selbst ausgebildet werden^^

So gern ich die Arbeit auch mach, bin ich froh, dass wir bald keine neuen Azubis mehr einstellen (einfach aus Platz- und Ressourcenmangel).
Ist auf Dauer schon anstrengend und würde schon gern auch wieder intensiver an eigenen Projekten arbeiten :beanlurk:

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Moin, erstmal danke für die Antwort. Super das sich hier noch jemand hinverirrt :smiley:

Das find ich prima. Gerade eigenständiges Recherchieren kommt bei unseren Azubis gerne zu kurz.
Und eine kurze Produktpräsentation ist auch nicht so mega Umfangreich auszuarbeiten und lässt sich gut in die Ausbildung einbauen, gefällt mir. Danke!

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