Guten Tag, liebe Mitbohnen
Habe mir gedacht, da Battlefield 1 ja nun lang genug am Markt ist, um sich eine ausgeprägte Meinung erlauben zu können, und ich mittels Suchfunktion keinen anderen Thread gefunden habe, der das explizit behandelt (Bitte um Verschiebung falls ich falsch liege) dachte ich mir ich eröffne hier einmal eine kleine Runde, in der ein jeder gerne reinschreiben kann was ihm gut gefällt und was weniger.
Dann mach ich mal den Anfang:
Single-Player
Die Missionen sind sehr spannend und dauern auch gut an. Dass es nicht, wie bei den Vorgängern ein zusammenhängender Strang ist, stört mich nicht, denn bei dieser Komplexität an Schauplätzen, Truppen und Schlachten ist es umso interessanter mehrere Aspekte des Krieges zu erleben.
Teils sind die Geschichten doch sehr ergreifen und übermitteln mehr denn je das Gefühl des Krieges.
Diese Missionen sind ein guter Start um vor dem Multiplayer-Gewusel ein bisschen Fahrzeuge, Waffen, Klassen und auch Maps kennenzulernen.
Zudem sind sie sehr vielseitig: Von reinem Infanterie-Scharmützeln über die Panzerdivision und sogar auch eine umfangreiche und besonders atmosphärische Stealth-Mission sind enthalten. Stets bleibt aber auch eine nachdenkliche und melancholische Stimmung, da, obwohl es im Spiel Spaß macht, es deutlich wird, dass es sich genau so grausam zugetragen hat.
Großer Minuspunkt in meinen Augen ist die stark erkennbare polarisierte Sichtweise: Das Sprichwort „Die Gewinner schreiben die Geschichte“ ist nur all zu klar erkennbar. Während die Briten, Amerikaner, Italiener, T.E.Lawrence und seinen Nomaden heroisiert werden, werden die Mittelmächte als „die Bösen“ abgestraft, denn sie sind nie Mittelpunkt einer Mission, sondern stets die bitterbösen Feinde. Nun, die Diskussion über die Kriegsschuld ist freilich schwierig, wer aber Österreich-Ungarn oder generell den Mittelmächten die alleinige Schuld zuschiebt, übersieht einiges. Nahezu alle Beteiligten dieses Krieges haben schon im Vorhinein Kriegsbestrebungen wie Aufrüstungen und Präventivpläne entwickelt gehabt.
Multi-Player
Steuerung
Als „Battlefield-Veteran“ findet man schnell wieder hinein. Steuerungstechnische Änderungen gab es kaum. Fahrzeuge lassen sich auch wie gewohnt lenken, nur eben - der Epoche entsprechend - wesentlich schwerfälliger als im Vorgänger. Die Klassen entsprechen auch im großen und ganzen den Altbekannten. Nur Motorräder, die sind irgendwie kaum kontrolliert fahrbar…
Maps
Die Maps sind meines Erachtens gut aufgebaut und sehen super aus. Ob dichter Wald, sengende Wüsten oder französische Vorstadt, alles wirkt organisch und nicht irgendwie künstlich zusammengebastelt.
Generell aber finde ich, dass zu viele Maps zu viel Anwendungsraum für Scharfschützen bieten, sodass man kaum einen sicheren Schritt wagen kann und fast dazu genötigt wird selbst diese Klasse zu wählen. Vor allem in den Wüsten-Maps und ganz besonders „Festung Faw“ ist es sehr stark zu erkennen.
Waffen und Klassen
Ich finde es gut, dass wieder bestimmte Waffen nur bestimmten Klassen zu geschrieben wurde. Nur finde ich dass die Modifikationan ala „Graben“ „Werk“ usw. für mich kaum Unterschiede bieten und somit die Auswahl schon recht beschränkt ist. Ich spiele gerne mit einem optischen Visier, damit habe ich (Hausnummer) pro Klasse trotz 5 verschiedenen Waffen mit jeweils 3 Modifikationen nur 5 zur Auswahl.
Schrotflinten finde ich noch übertrieben stark. Sie verursachen kritischen Schaden und das auch schon auf sehr hohe Distanz, was sie sehr schnell sehr tödlich macht.
Generell finde ich alle Waffen zu zielgenau. Zielsicherheit auf weite Distanz ist selten ein Problem, sogar mit einer LMG ist man noch recht gut im Rennen. Ich dachte, da die Technologie jener Zeit noch nicht so ausgereift war, dass die Waffen generell etwas ungenau sein würden, aber eher das Gegenteil ist der Fall.
Die Sturmsoldaten als „Panzerabwehr“ finde ich noch etwas zu schwach. Alleine hat man eigentlich - es sei denn man legt die Mienen - keine Chance einen schweren Panzer oder ein Landship in Bedrängnis zu bringen oder gar auszuschalten. Vor allem da die Panzerfahrer Klasse über (Schnell-) Reparatur verfügt. Istman also nicht mit anderen in verabredeter Weise unterwegs, kann ein Panzer schnell zum Problem werden, und trotz ambitionierter Versuche wird man immer wieder geschnetzelt.
Abwechslung
Noch fehlt es mir ein bisschen an Abwechslung. Die paar Maps, die zwar in der Regel sehr gut sind, sind schnell verinnerlicht und ich sehne mich schon sehr nach Neuerung. Auch die Modi die es gibt, sind noch etwas abwechslungsarm. Gerade der Modus „Waffenmeister“ hat mir immer ganz gut gefallen, auf den nun aber gänzlich verzichtet wurde.
Auch wurden noch keine neuen Emblem-Bauteile hinzugefügt, das ich als leidenschaftlicher Emblembastler etwas schade finde.
Kleinigkeiten
Ein volles Rätsel ist mir nach wie vor, wie man die Franzosen und Russen vorerst außenvor ließen konnte, aber Amerikaner reingestopft hat… Aber es sollen ja - ganz nach EA-Manier - DLCs dazu kommen…
Und bei den Ansagern wie etwa bei „Wir haben Einsatzziel Albert verloren“ hätte ich mir, anstatt diese reine, ruhige, fast schon steril wirkende Stimme, einen rüstigen Sergant oder eben eine andere rauchig-grobe Offiziersstimme gewünscht, die ihren kleinen Trupp in knackigen Armee-Tonus den Überblick übers Schlachtfeld bietet.
Die Italiener reden italienisch, die Türken türkisch, dir Preußen deutsch. Dass auch die österreichischen Truppen deutsch reden ist verkraftbar, auch wenn ich mir hier einen Dialekt gewünscht hätte. Aber warum in aller Welt reden denn auch die Briten und Amerikaner deutsch?
Die Uniformen der k.u.k. Truppen sind die preußischen, nur minimal abgeändert und in „hechtgrau“. Vor allem die Egalisierung (System mittels Farbmarkierungen an Kragen und Ärmel die Zugehörigkeit zur jeweiligen Truppe erkennbar zu machen) ist etwas ungenau. Die Egalisierung kennt über 15 verschiedene Rottöne, jedoch waren die Truppen, die spezialisiert für Alpines und Hochalpinesgelände waren - die Kaiserjäger und Feldjäger - durch die Farbe grün erkennbar. Auch fehlen an der Uniform weitere Feinheiten zum Beispiel die Taschenklappen an der Feldbluse. Das ist für den Durschnitts-Spieler zwar sicherlich verkraftbar, aber da ich mich schon lange vor BF1 ausgiebig für die Uniformierung jener Zeit interessiere, ist mir das gleich aufgefallen.
Fazit von mir:
Alles in allem finde ich das Spiel gut gelungen. Es gibt noch ein paar Macken die ausgebügelt werden müssen, aber das kommt sicher noch mit der Zeit. Es freut mich, dass diesem sowohl interessanten, als auch abgöttisch grausamen Krieg eine würdige und auch zum Nachdenken anregende Bühne geboten wurde, auch wenn es an historischer Genauheit an ein paar Stellen noch hackt.
So das wäre jetzt alles was mir so darüber durch den Kopf ging. Was meint ihr zu dem Spiel?