Ich habe heute eine neue „Behind the Scenes“-Serie gestartet, in der ich euch den gesamten Prozess zeige, wie ich den Soundtrack für ein Indie-Videospiel komponiere. Wenn euch Musik, Games oder kreatives Arbeiten interessiert, schaut gerne mal rein und begleitet mich auf dieser Reise!
Vor allem in dieser Episode sieht der Prozess des Komponierens bei dir sehr technisch aus. Es sieht so aus, als wenn du eine Idee im Kopf hast, wie es klingen soll, du dann die Noten in die Partitur aufschreibst und schlussendlich an den einzelnen Noten herumfeilst, bis es passt.
Ist das in etwa korrekt so?
Ich kenne das von anderen Musikern eher so, dass sie hauptsächlich vor sich hin klimpern/zupfen und das Komponieren viel spielerischer geschieht. Die Notenblätter fallen dann praktisch am Schluss von selbst heraus, wenn sie die Stücke über ein Midi-Interface einspielen.
Oder ist das evt. auch einfach dem Umstand geschuldet, dass dein Musikstück zu 99% aus Pausen besteht, was natürlich das Einspielen einzelner Stimmen sehr schwierig macht?
So viel anders als das was du beschreibst ist es tatsächlich nicht. Aber spielerisch passiert da auch ganz viel.
Das Video ist natürlich auch extrem vor gespult, deswegen sieht man weniger gut wie ich auf dem klavier herumspiele unten am screen.
Also der Prozess bei mir ist so:
Ich habe eine Idee im Kopf, spiele sie auf dem Klavier und dann notiere ich es und weise die Noten den Instrumenten zu.
Bei dem Beispiel was ich da zeige wusste ich, dass ich mit der rhythmischen Idee von dem Track aus der Episode davor anfangen wollte. Das ist für die Kontinuität wichtig und sorgt dafür, dass die Musik vom von beiden Tracks sich so anfühlen als würden sie zusammengehören (was sie faktisch auch tun, da sie zur selben Geschichte gehören).
Also habe ich mit dem Rhythmus angefangen und wollte für den Stinger etwas „aufsteigendes“ haben, weil es meiner Meinung nach zur Szene passt .
Und der Rest ist durchs spielen am Klavier entstanden. Dabei habe ich aber die Themes im Hinterkopf. Bei dem Video sieht man auch, dass ich an verschiedene stellen schreibe „Hint at Wonder Theme“ z.B. Das sind dann auch wieder bewusste Entscheidungen das mit einzubringen. Wie das Theme es aber in das stück schafft ist nicht durch copy and paste sondern durch das spielen am Klavier, also durchaus spielerischer als es sich anhört.
Die meisten media composer heutzutage arbeiten mit einem DAW, das ist das was du denke ich da auch beschreibst. Das Prinzip ist recht ähnlich, bis auf, dass ich die midi Noten beim notieren einsetze (die ich vorher aber auf klavier für mich selbst gespielt habe um einen Eindruck zu bekommen was es ist). In einem DAW spielt man jede Note meist ein und bestimmt so über die Dynamiken jeder Note selbst. Bei dem Notationsprogramm das ich benutze interpretiert ein Programm die Notation und bestimmt dann die Dynamiken.
Mir persönlich gefällt der Prozess von einem Notationsprogramm besser als ein DAW auch weil es für mich schneller geht als das einspielen, aber das ist Geschmacks- und Gewöhnungssache.
Das Musikstück was am ende dabei rauskommt besteht nicht wirklich aus 99% Pausen, aber ich glaube ich verstehe warum du das gesagt hast.
Alle Instrumente aus dem Orchester sind auf dem Notenblatt von oben bis unten angeordnet und Initial haben alle Takte erstmal eine pause notiert.
Dann komme ich und notiere Takt für Takt die Noten in die jeweiligen Instrumente, die ich möchte. Selten braucht man alle Instrumente aus dem Orchester gleichzeitig.
Ich hoffe das ist alles einigermaßen verständlich… Wenn nicht, oder du noch andere Fragen hast, immer her damit!