Die Frage ist: Bedeutet der Anstieg der Rate bei weniger Tests, dass wir jetzt mehr Fälle haben? Oder ist es einfach so, dass die Tests, die wegfallen, vorher schon relativ sinnlos waren?
Es war nicht sinnlos, da man damit einen Teil der Dunkelziffer auffangen/aufdecken konnte. Jetzt (bzw. seit dem 11.) werden Leute getestet, wo es sicher ist, dass sie es haben könnten. Man verliert aber dafür einen allgemeinen Überblick der Lage.
Zu Testen ist niemals sinnlos.
Man müsste jetzt wissen, wie hoch die Positivrate bei Personen ohne Symptome war, um besser zu beurteilen wie viele wir jetzt nicht entdecken.
Also quasi Schrödingers Testpatient
Das meine ich ja. Wenn man 200.000 Tests weniger macht, aber davon 199.000 eh nichts hatten, ist die Dunkelziffer eher gering. Das wäre eben die spannende Frage.
Man kann sich als Vergleich die Zahlen aus der Zeit ansehen, wo man Reiserückkehrer getestet hat, unabhängig einer Symptomatik. Da hatten rund 30% der Infizierten keinerlei Symptome, wie man anhand der RKI Berichte entnehmen kann.
Edit: Man müsste nun gucken, wie hoch die Anzahl an Tests in den KW war (Ich hasse KW Angaben so sehr, lol)
Edit2:
Aus dem Lagerbericht vom 7.Oktober
Edit 3:
Vllt. auch interessant:
1,8 Prozent der Münchner haben während der ersten Corona-Welle Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus entwickelt, wie eine Studie des Tropeninstituts am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München ergab. Damit lag der Anteil der Menschen mit nachgewiesenen Antikörpern etwa viermal so hoch wie der Anteil der bis dahin offiziell registrierten Coronavirus-Fälle in der Landeshauptstadt von Bayern.
Am Nachweis von Antikörpern lässt sich erkennen, ob jemand bereits eine Corona-Infektion durchgemacht hat. Die Studie sollte daher unter anderem die Dunkelziffer ausleuchten. Ein erheblicher Teil der Corona-Infizierten entwickelt nur milde Symptome oder zeigt gar keine Anzeichen.
In den USA gehts jetzt los mit der Zulassung
Ist es nicht so, dass je länger man wartet, desto ineffektiver würden die Maßnahmen?
Vielleicht sollte man einfach jetzt die Schulen 2-4 Wochen dicht machen, anstatt später.
Sehe ich genauso. Ich denke ein paar Wochen harter Lockdown bringt den Schülern und auch der Wirtschaft mehr als 3 Monate Lockdown light.
Hier die aktuellen Zahlen aus Frankreich (harter Lockdown mit nächtlicher Ausgangssperre soweit ich weiß). Seit längerer Zeit jetzt stark fallende Zahlen und man geht davon aus, dass der Zenit auch bei der Krankenhaus- bzw. Intensivbettenbelegung jetzt erstmal überstanden ist.
Eigentlich muss man sich doch nur die aktuellen Todeszahlen anschauen. Wenn man davon ausgeht, dass diese das Infektionsgeschehen von vor 3-4 Wochen abbilden, muss man nur noch den Anstieg 3-4 Wochen weiter interpolieren (oder die Wachstumsrate der Infizierten auf die der Todeszahlen legen), und dann hat man ungefähr das aktuelle Infektionsgeschehen. So kann man die Zahlen dann auch ganz gut mit der ersten Welle vergleichen und alle Variablen die mit Testen zu tun haben ignorieren. Oder?!
Ja und nein. Das funktioniert nur, wenn jederzeit im Verhältnis die unterschiedlichen Personengruppen jeden Tag identisch betroffen sind. Wenn es z.B. jetzt vornehmlich gesunde, junge Menschen sind, die sich anstecken, statt vorerkrankter älterer Menschen, dann sind die Todeszahlen nicht vergleichbar.
Außerdem ist das - zum Glück! - noch Statistik relativ kleiner Zahlen und damit nicht ausreichend belastbar.
Stimmt, wenn die Zahlen zu niedrig sind fallen diese Faktoren stark ins Gewicht. Aber bei hohen Zahlen müsste die Methode rein technisch doch immer zuverlässiger werden ? (Hoffen wir natürlich dass es nicht soweit kommt, finde diese Herangehensweise nur aus dem methodischen Blickwinkel interessant)
Sie wird nur dann immer zuverlässiger, wenn die Stichproben (d.h. die Todesfälle einerseits und die Infizierten andererseits) einen jeweils mehr oder weniger identischen Querschnitt der Bevölkerung darstellen, sonst vergleicht man da prinzipiell Äpfel mit Birnen.
Es sind genau diese Grundannahmen in der Statistik, die immer gerne von allen übersehen oder ohne zu prüfen als wahr angenommen werden. Mathematische Sätze haben aus einem bestimmten Grund immer alle Voraussetzungen, auf denen sie beruhen.
Klar, aber ist es in der Praxis nicht so, dass es bei hohen Todeszahlen eine relativ stabile Verteilung auf die entsprechenden Altersklassen gibt?
Habe selbst noch nie Daten gefunden, die die einzelnen Todeszahlen/Tag auf das Alter aufschlüsseln.
Ich habe das Gefühl, wir reden aneinander vorbei. Die getesteten Personen verlagern sich mittlerweile mehr und mehr auf die kritischen Fälle, weil die Teststrategie sich ja seit dem 11.11. geändert hat, um die Labore und den Bestand an Reagenzien zu entlasten. Darum gibt es eine hohe Dunkelziffer, die nicht über alle Altersgruppen und Ähnliches gleichermaßen verteilt ist.
Bei den Todeszahlen gibt es praktisch keine Dunkelziffer, trotzdem sind das vornehmlich Menschen mit Vorerkrankungen oder Zugehörigkeit einer anderen Risikogruppe.
Diese beiden Gruppen müssten im Verhältnis identisch zusammengesetzt sein, damit dein gewünschter Rückschluss valide ist. Das trifft aber meines Erachtens für die Getesteten nicht zu. Das gilt insbesondere, wenn es mittlerweile deutlich mehr Menschen mit nur leichten Symptomen oder gar asymptomatische Fälle gibt, die entsprechend gar nicht erst getestet werden.
Ich habe geschrieben, dass „vieles“ nicht möglich ist. Ich habe nicht behauptet, dass keine Maßnahme übernommen werden kann. Aber die Positivbeispiele sind meistens kleine Staaten oder Länder, wie Japan, Neuseeland, die aus Inseln bestehen oder dünn besiedelt sind. Da spielt dieser „Elfenbeinturmeffekt“ natürlich schon eine sehr wichtige Rolle.
Es gibt aber auch andere Effekte die dieser eventuell großen Dunkelziffer entgegen sprechen. Zum Beispiel gibt es jetzt verfügbare Schnelltests die nicht erst im Labor ausgewertet werden müssen.
So können Fälle gefunden werden die vorher komplett unter dem Radar liefen und man macht die PCR Tests nur noch zur Bestätigung.
Das stimmt zwar, es ändert aber nichts daran, dass die beiden Gruppen in ihrer Zusammensetzung nicht vergleichbar sind und damit die Schlussfolgerung nicht zulässig ist.
Welche Schlussfolgerung? Meine Meinung ist, dass wir keine valide Aussage über die Dunkelziffer treffen können, weder ob die jetzt größer oder kleiner ist.
Deine war auch nicht gemeint, sondern die von PantherRay.