Der deutsche Genre-Film... das unbeliebte Stiefkind der dt. Filmförderung! 🇩🇪

Die deutsche Filmlandschaft! Man kennt sie und man hasst sie… und anders ausgedrückt, es ist so was wie eine Hassliebe. Zum einen wünscht man sich eine bunte Vielfalt an Genres, zum anderen bekommt man dann meistens aber immer die gleichen üblichen Verdächtigen bestehend aus Komödien (erweitert durch RomComs), Milieustudien und alles rund um die Weltkriege und die Nachkriegszeit. Da bleiben Genres wie Action, SciFi und Horror weitestgehend auf der Strecke, aber es gibt sie. Man muss nur suchen

Welchen deutschen Genrebeiträge kennt ihr?

Und irgendwie vermisse ich ein wenig die 00er, wo die Privaten eine Zeit lang Sachen wie „Hai-Alarm auf Mallorca“ oder „Das Blut der Templer“ raus gehauen haben. Qualitativ zwar nicht immer das Gelbe vom Ei, aber immerhin eine Abwechslung. So was gibt es aber inzwischen auch nicht mehr und wen, dann wurde es auf die VoD-Dienste verlegt.

Aber wer kennt noch Sachen wie:

  • Adrenalin (1996)
  • Apokalypse Eis - Der Tag, an dem die Welt erfriert (2003)
  • Das Biest im Bodensee (1998)
  • Ratten 1+2 (2001/2004)
  • Die Farbe (2010)
  • Flashback - Mörderische Ferien (2000)
  • Hell (2011)
  • Schneeflöckchen (2017)
  • School’s Out 1+2 (1999/2001)
  • Der Puma - Kämpfer mit Herz (1999) (Co-Regie & Choereo Donnie Yen)
  • Wir sind die Nacht (2010)

Gerade „Wir sind die Nacht“ ist so ein Beispiel, dass von der dt. Filmförderung nur finanziert wurde, weil man sich durch den damaligen „Twilight“-Hype noch ein paar Euros erhofft hat.

Viel zu viel, um das hier alles aufzulisten.

Ich würde den expressionistischen Film und alles andere vor dem zweiten Weltkrieg erstmal ausklammern und ungefähr ab den 1950ern loslegen. Da lässt sich dann auch eine Entwicklung ausmachen, die deutlich zeigt, warum der „Deutsche Film“ heutzutage so ist, wie er ist.

Eine grobe Auflistung diverser Genrefilme und Filmreihen (da werde ich keine einzelnen Titel nennen, sondern einfach zusammenfassen und ggf. Beispiele nennen).

  • Der Verlorene
  • Alraune
  • Der Tiger von Eschnapur
  • Das Indische Grabmahl
  • Die 1000 Augen des Dr. Mabuse
  • Die Halbstarken
  • Karl May/Western-Filme
  • Edgar Wallace-Filme (eine absolute Empfehlung ist „Die Blaue Hand“)
  • Jerry Cotton-Reihe
  • Komissar X-Reihe
  • Die 60er/70er Sexfilme/-klamotten (Schulmädchenreport, Oswalt Kolle-Filme)
  • Schul-/Paukerfilme
  • Der Neue Deutsche Film (Oberhauser Manifest)
  • Rocker
  • Blutiger Freitag
  • Welt am Draht
  • Hexen bis aufs Blut gequält
  • Nosferatu (Werner Herzog)
  • Das Millionenspiel
  • Theo gegen den Rest der Welt
  • Die Blechtrommel
  • Paris, Texas
  • Aguirre, der Zorn Gottes
  • Die Katze
  • Das Boot
  • Jagdszenen in Niederbayern
  • Schimanski-Tatorte
  • Abwärts

Und abwärts ging es ab da in Deutschland auch mit dem Genre. Ich glaube das ist vielleicht auch der Hintergrund deines Threads. Denn bis Mitte der 80er gab es größere, beachtenswertere Genrefilme durchaus auch aus Deutschland. Ab 1990 ist da dann quasi ein Loch, aus dem gefühlt nur alle paar Jubeljahre mal was rausgekrochen kommt (Knocking On Heavens Door, Kondom des Grauens, Der Eisbär, Lola Rennt, Gegen die Wand, Tschick, Der Goldene Handschuh, Unna-Trilogie, Rammbock, Hell, Abgeschnitten, Der Nachtmahr, die Shawn Bu/Julien Bam-Produktionen, Thilo Gosejohanns Produktionen, Ach du Scheiße, Plan B: Scheiß suf Plan A, Antikörper, Trunked, Hagen, etc.). Eigentlich noch viel mehr, aber unser Gefühl sagt uns, dass da nichts kommt. Die Frage ist, was erwarten wir. Die Herangehensweise von Till Schweiger, der seine Produktionen amerikanisch aussehen lassen will, einfach nur die Kopie amerikanischer Produktionen (wie es die Amerikaner mit ihren Remakes erfolgreicher Filme handhaben) oder eine eigene, deutsche Filmidentität, wie es sie vor 1939 gab? Ich weiß darauf keine Antwort, aber ich würde heute zu dem Schluss kommen, dass sich da was tut. Deutsche Filmemacher*innen sind auf dem richtigen Weg und Dank Streamingdiensten bekommen sie jetzt auch mal Chancen abseits des Bürokratiemonsters Deutsche Filmförderung Filme zu produzieren. Eine Person, die meiner Meinung nach herausragt ist Christian Alvart, der beständig Genre produziert und vielleicht viel zu wenig Beachtung bekommt. Ich freue mich immer, wenn etwas Neues von ihm angekündigt wird.

Ich bin gespannt, was da noch kommt. Ein „deutscher“ Terrifier, „deutscher“ Drive oder „deutscher“ Mission Impossible wird vielleicht bald Realität. Ich möchte das jedenfalls glauben.

Edit: Kleine Änderungen.
Edit²: Amateur und Untergrund habe ich bewusst ausgelassen (Schnaas, Bethmann, Ittenbach, Dora, Buttgereit, uvm.).

Schulmädchen-Report… hab ich nie gesehen. Ich frage mich, ob der gut gealtert ist :smiley:

Hauptsächlich ging es mir jetzt eher um die letzten 30-40 Jahre.

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Deutsches Kino ist seit drn 90ern einfach zu 99% unglaublich bieder und wohlfeil. Bemüht halt. Oder anders gesagt: scheißekotzelangweilig.

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Man kann ja viel über Til Schweiger sagen, aber hat mit „Schutzengel“, „Tatort: Off Duty“ und „Far Cry“ immerhin versucht deutsches Actionkino zu machen. Aber die Leute wollten halt lieber weiter seine Aufbackbrötchenfilme sehen.

@Funksoulbrother

Ja, das wirkt auf mich auch oft irgendwie hölzern und verkrampft. Oft wirken die auch so als müssten sie irgend einen Lehrauftrag erfüllen statt zu unterhalten.

… und dabei auch noch scheitern, wenn es um die politische Bildung der Konsumenten geht.

„Im Schatten“ und „Verbrannte Erde“ von Thomas Arslan. Zwei Thriller, keine Ahnung, ob das auch unter Milieu fällt. Es sind aber eher entschleunigte Thriller.

Stehen davon nicht sogar ein paar auf dem Index Liste B wegen Verdachts der Jugendpornografie?

Auf dem Index sollte noch fast die gesamte Reihe stehen, da dort regelmäßig Gewaltsex/Vergewaltigung/Inzest verharmlost dargestellt werden.

Nach den Novellierungen des gesamten Paragraphen 184 StGB von Jahr 2015 bis 2021 könnten einige Teile ganz sicher den Tatbestand der JP bzw. KP erfüllen. Müsste eigentlich auch im BAnz. mitgeteilt worden sein.

Ich hab zum Ersten das bei Wiki gefunden:

2018 stellte der Rechteinhaber einen Antrag auf Listenstreichung, die Bundesprüfstelle trug den Film allerdings in Teil B der Liste jugendgefährdenden Medien um. Nach Ansicht des Prüfgremiums sei das Kapitel der masturbierenden Elisabeth, die im Film als 15-jähriges Mädchen vorgestellt wird, als jugendpornografisch nach § 184c StGB anzusehen. Das tatsächliche Alter der Darstellerin spiele für diese Entscheidung keine Rolle, da es sich bei objektiver Betrachtung tatsächlich um eine jugendliche Person handeln könne

Hat man sich sicher anders vorgestellt… man geht zur Prüfstelle für eine Listenstreichung und kommt dann auf die noch härtere Liste :grin:

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