Anlässig Ians 30. Folge von Lost in Fiction (Hier) will ich mal ein Thema ansprechen, was ich nun einfach in den Film-Bereich positioniere.
- Warum mich der Zeitraffer immer kriegt -
Weiter unten liste ich noch einige Beispiele auf. Aber jeder wird so etwas bereits mal gesehen haben: Zusammenschnitte einzelner Szenen aus dem Leben von Personen, sich über einen langen Zeitraum erstreckend. Diese Art von Montagen beschafft mir mit ziemlicher Sicherheit immer feuchte Augen.
Warum?
Innerhalb weniger Minuten bekommen wir Jahre oder Jahrzehnte im Zeitraffer gezeigt. Dadurch wird einem das Altern und die Vergänglichkeit vor Augen geführt wie sonst im echten Leben nicht möglich. Es ist wie mit dem Düsenjet über die Lebenslinie zu heizen. Auf 5 Minuten konnte ich das bisherige Leben pressen - der finale Cut endet bei 10:24.
Alte Fotos haben einen ähnlichen Effekt, doch in Videoform bekommt man derartig schnell Informationen vorgeführt, dass sich aus einzelnen Schnipseln ein scheinbar flüssiger Zeitstrom ergibt - wir sehen die Personen vor unseren Augen in Sekunden altern. Ganze Leben ziehen an uns vorbei. Eine Illusion, denn wir sehen ja nur Momentaufnahmen aus Leben die um ein tausendfaches länger sind.
Ähnlich irritierend ist auch der Zeitsprung. Wenn man eine Person lange nicht gesehen hat, oder ein Schauspieler, den man von früheren Rollen kennt, aber dann 30 Jahre Filmographie überspringt. Der kleine Junge aus dem Film den ich vor 5 Minuten gesehen habe, stellt sich bei der Wikipedia-Recherche als bereits betagter Senior heraus. In meiner Wahrnehmung überspringe ich 60 Jahre Lebenszeit. Entgegen der Person selbst kann ich seine Lebensjahre nicht nachempfinden. Es erscheint als wäre er spontan gealtert. Und wieder erkennen wir die Vergänglichkeit und das Altern.
Die Zeit selbst ist so elementar im Leben, trotzdem betrachtet man sie selten. Wenn man erst einmal hinschaut ist sie die groteske Allmacht unseres Lebens. Dadurch birgt das Zeitreise-Genre im Film auch so viel emotionales Potenzial. Ich kann die Sehnsucht befriedigen, dem Zeitstrom entgegenzuwirken. Zurück zu gehen - alles besser zu machen oder einfach noch mal zu erleben. Verpasstes nachzuholen.
Der Zeitraffer ist quasi genau das Gegenteil dieser Sehnsucht. Hier verliere ich scheinbar die Kontrolle über die Zeit, kann nicht mehr Einfluss nehmen und kann nur zuschauen, wie die Zeit verschwindet.
Interessante Lebenschnitte:
Ein ganzes Leben rückwärts: https://www.youtube.com/watch?v=K2xTBHyfOks
Leben von 0 bis 16: https://www.youtube.com/watch?v=aDMT0TXl-Is
Wenn ihr was interessantes habt, was in die Kategorie fällt, dann gerne her damit.