Deutsche Sprache im 15 Jh. - Lektorat?

Hallo ihr Lieben Bohnen,

ich hab schon auf social media Kanälen und google gesucht, aber keinen Erfolg gehabt. Deswegen wende ich mich an Mit-Nerds, bei der ich hoffe, die Massenintelligenz spukt jemanden aus, der mir helfen kann.

Es geht, wie schon im Titel zu sehen, um die deutsche Sprache um 1480 herum.

Und zwar spiele ich einen Vampir-Charakter, der zu dieser Zeit geboren ist. Sie war 500 Jahre in Starre und kommt nun in die heutige Zeit. Ich spiele diesen Charakter bereits seit 2014 und schreibe aus dem Rollenspiel heraus ein Buch, was zur Zeit schon mehr als 600 Seiten hat und mir sehr wichtig ist.

Da das ganze immer mehr zu einer richtig guten Geschichte wird, würde ich es auch gerne authentischer gestalten, was sich, unter anderem, auch in der Sprache zeigen soll. Derzeit versuche ich darauf zu achten, dass sie wenigstens immer “ihr” und “euch” statt “du” und “dich” sagt. Aber, wenn es richtig sein soll, brauche ich mehr.

Könnt ihr mir einfache Konversationstipps geben, oder kennt ihr Jemanden, der sich mit der Sprache gut auskennt?

Es würde mir schon helfen, wenn ich mich korrekt vorstellen kann und simple Gespräche führen kann. Aber, am allerbesten wäre es natürlich, wenn einer das im Lektorat durchgehen würde.

Gibt es vielleicht auch Vampir-Fans unter euch, die selbst so reden können, oder so?
Wäre echt großartig!

LG,
Sunny

Wie es der Zufall will ist Martin Luther genau in dieser Zeit geboren und hat sich maßgeblich mit der deutschen Sprache befasst bzw. sie auch geprägt. Würde dir also den Tipp geben, alte Schriften von ihm zu Rate zu ziehen (z.B. die von ihm übersetzte Bibel) und dort nach Ausdrücken und Redewendungen zu schauen.

Nun… danke für den Tip, aber ich fürchte, da wird eher selten wörtliche Rede vorkommen, bzw. wie Leute sich untereinander unterhalten…

Zum Beispiel, nenne ich meine Sire, immer “Liebster”, aber wie nennt eine Dame aus der Zeit, Freunde? Wie spreche ich die an? Ich kann ja z.B. nicht sagen: “Leute, wartet mal kurz auf mich…”

Laut Wiki wurde da noch Mittelhochdeutsch gesprochen :sweat_smile:

Mal als Beispiel von der Seite:

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôʒer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ír nu wunder hœren sagen.

Danke, aber ich such ja jemanden, der sich damit schon auskennt, damit ich nicht erst ein Studium darüber ablegen muss.

Klar, könnte ich das auch selbst lernen, aber dazu fehlt mir einfach die Zeit.

Alleine, die Seite erst mal zu verstehen… da muss man ja quasi erst mal eine ganze Sprache lernen…

Also, ich meine, ich suche sozusagen einen Übersetzer und ihr sagt mir, wie ich die Sprache lerne ;-D

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Naja da endet Mittelhochdeutsch schon ziemlich. Ist natürlich nicht überall gleich, aber zu guten Teilen kann man schon vom Frühneuhochdeutschen sprechen. Kann man sagen, dass diese Entwicklung schon so gg 1350 begonnen hat.

ich hatte mittelhochdeutsch im studium.
daher kann ich dir sagen:
es ist absoluter blödsinn, dass man immer “ihr” und “euch” sagte (das nennt man den “pluralis majestatis” - wie sich an dem namen andeutet: sowas benutzt man als anrede für höhergestellte oder per se für adelige.)
generell hat die wirklichkeit der sprache andere VOKABELN (wie sich schon im kommentar von silvermonkey andeutet), es ist eine eigene sprache inklusive gewisser grammatikalischer unterschiede.
hinzu kommt: woher zum teufel soll irgendwer wissen, wie man abseits von texten wirklich gesprochen hat? das kann man nur aus textzeugnissen heraus “ableiten”, ergo spekulieren.

du tätest also wahrscheinlich besser daran, beim üblichen möchtegern-echten mittelaltersprech zu bleiben, dass man aus sonstigen fiktionalen geschichten etc. kennt, als wirklich zu versuchen, die wirklichkeit nachzuahmen, die dezent nach kauderwelsch klingt, dir sehr viel zu lernen abverlangen würde, und die dann immer noch nicht unbedingt gesprochene sprache ist.

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Wenn du dich damit so gut auskennst, könntest du mir doch aber einige Floskeln oder so beibringen?

Die Geschichte wirst du ja nicht lesen wollen, oder?

Wäre toll, wenn du mir helfen würdest…

Also ich habe auch Germanistik studiert und da ist „Mittelhochdeutsch lernen“ quasi ein eigenes Fach - das kann man als Laie nicht verstehen, das ist tatsächlich eine eigene Sprache und da hätte man als Leser wohl auch keine Freude dran. Zufälligerweise arbeite ich auch in einem Lektorat :smile: Mein Tipp also an dich (falls du Spaß daran hast dich da etwas reinzuknien) - lass dich von Filmen inspirieren, die im 15. Jahrhundert spielen, schau wie die das geregelt haben und lege tatsächlich eine kleine Vokabelliste mit Ausdrücken an. Als Sahnehäubchen oben drauf könntest du natürlich immer noch ein paar tatsächlich Mittelhochdeutsche Phrasen in diese Sammlung aufnehmen. Ich habe auch keine Zeit für eine Direktbetreuung, aber mit dem Tipp solltest du ein gutes Ergebnis erzielen können :slight_smile:

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öhm…
hast du gelesen, was ich geschrieben habe?
das ist eine ANDERE sprache. was bitte willst du also für floskeln einbauen? die würde doch kein schwein verstehen. du baust doch auch keine chinesischen floskeln ein, wenn du auf deutsch nen roman schreibst , der in china spielt.
davon abgesehen: woher soll irgendwer die FLOSKELN aus dieser zeit kennen?
wir kennen übliche schemata, wie man geschichten schrieb, zum beispiel, dass lustgärten vorkommen, dass kriege im frühling stattfinden, da gibt es wahrscheinlich hunderte solcher tropen, aber die haben sich entwickelt, die verändern den plot, nicht die wörtlichen reden, und die kenne ich auch ganz bestimmt nicht auswendig.

wenn ich dir überhaupt irgendwie weiterhelfen kann, dann wahrscheinlich eher, wenn du mir wenigstens nen konkreten kontext nennst.
wir haben zum beispiel auch den minnesang als “genre”, in dem offenbar die männer sich plötzlich total der frau zum untertan machen, selbst wenn sie gar keine echte chance bei ihr haben. ob das aber ernst gemeint war, weiß man nicht, komischer weise gab es nicht allzu lange davor nämlich noch literatur, in der man ganz andere töne gegenüber frauen hatte.
mitunter weiß man aber nicht mal, welche geschlechter das lyrische ich und der addressat haben.
oft benutzt man in solchen texten vögel als vergleich für die geliebte person. falken, oder was es waren. die haben adelige sich gehalten, wie mans glaub ich zum teil sogar heute noch in arabien macht, da kam das glaube ich auch her.
aber das war nie wirklich das gebiet, dass mich ultra interessiert hat.
niebelungensage und all der kram halt. die verwandtschaftslinien dieser texte gehen übrigens bis in shakespeares kram und die artus-sage hinein, eben weil es ohnehin vieles gab, was zur topic wurde, wiederverwendete plotpunkte und regelungen, und erst recht spät “autoren”, die man den texten zuordnete, das wurde wahrscheinlich von sowas wie umherreisenden sängern oder vorlesern durch ganz europa ausgetauscht, verbreitet, entwickelt, und jeder autor biegt hier und da nochmal in andere richtungen ab, sodass viele der texte dann eben mehrere, wenn nicht viele versionen haben, und sodass texte aus texten hervorgehen wie durch stammbäume, wie gesagt kann man sachen aus shakespeare und artus nochmal deutlich älterem kram aus deutscher literatur zuordnen (was nicht bedeuten soll, “die deutschen texte” wären eine zentrale basis für anderssprachliche literatur gewesen, das ist nur ein beispiel, diese abstammungsverhältnisse gingen in viele richtungen über jahrhunderte hinweg)

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