Ich hab vor ungefähr vor einem halben Jahr kurzzeitig in einer ganz wild zusammengewürfelten PnP-Gruppe gespielt. Lass es mich mal irgendwie zusammenfassen:
- Wir waren 11 oder 12 Spieler, die On- und Off mal gespielt haben!!!
- Wir waren durch Uni/Arbeit/Projekte alle zeitlich sehr unterschiedlich beeinträchtigt und wir hatten alle Verständniss für die Situation der anderen
- Der GM hatte keine Erfahrung whatsoever und hat einfach angefangen zu spielen
- Viele der Spieler hatten keine Erfahrung
- Der GM war kein deutscher muttersprachler (Ich glaube der war Rumäne, auf jeden Fall war er auch kein englischer muttersprachler ôo)
- Einiger der Spieler waren Chinesen und haben weder Deutsch noch Englisch gesprochen
- Wir haben wöchentlich gespielt
- Wir haben DnD5e gespielt
Meine ursprüngliche Gruppe hatte sich aus Zeitgründen aufgelöst und dann habe ich diesen wilden Haufen kennengelernt und mich einfach selbst eingeladen. Das war alles ein bisschen crazy.
Durch die vielen Spieler kam es natürlich vor, dass immer wieder 3 oder 4 Spieler nicht dabei waren und nur alle 3 bis 4 Sessions dabei waren. Durch die Sprachbarrieren wurden immer wieder Übersetzungspausen eingelegt (Der GM hat zu einem Hexenzirkel mal Hexengewerkschafft gesagt :D). Das war keine gewöhnliche PnP-Gruppe, aber wir haben das Beste daraus gemacht. Und es war eine gute Gruppe, bzw. es hat angefangen wirklich Spass zu machen, als wir angefangen haben, ein paar Sachen zu beachten bzw. zu ignorieren.
Ich hab dabei ein paar Beobachtungen gemacht, die dir vlt. in so einer On-Off Situation aushelfen könnten, oder die dir vielleicht als Inspiration dienen könnten.
Die wohl wichtigste Beobachtung ist, dass es ein anderes Spiel war, als wenn wir nur zu dritt oder zu viert oder so gespielt hätten, und als GM solltest du berücksichtigen, wie die Situation der Spieler ist.
Wir haben auch die Praxis eingeführt, dass wenn Spieler nicht zu den Sessions aufgetaucht sind, dass die Chars im Grunde zu Staub verpufft sind. Wenn der Spieler nächste Session wieder da war, war der Char wieder dabei, no explanation necessary.
Das fand ich am Anfang total befremdlich. Ich GMe selbst und habe ein gewisses Maß Continuität und Immersion erwartet und plötzlich ignorieren wir einfach Spieler. Aber!!! Das war eine der besten Entscheidungen die wir getroffen haben. Es hat am meisten Spass gemacht. Es war definitv einfacher als immer den Plot irgendwie umzumodeln.
PnP ist ein Spiel, d.h. Es geht im Endeffekt darum, dass alle Beteiligten eine möglichst gute Erfahrung haben. Es ist auch ein Spiel mit kooperativen Erzählungen, d.h. du kannst auch Regeln für dein eigenes Spiel aufstellen.
Eine weitere Regelung, die wir getroffen haben, dass andere Spieler manchmal GMed haben. Wenn der GM krank oder beschäftigt war, dann habe ich oder einer der anderen erfahreneneren Spieler übernommen. Wir haben dann Spin-Offs gespielt, kurze, freakige One-Shots. Dabei haben wir XP und Schätze Arrow Count und so einfach ignoriert, und einfach Spass gehabt.
Wenn der GM wieder da war, haben wir einfach die ursprünglichen Char-Sheets genommen und seine Story weitergespielt.
All das hat u.A. auch dazu geführt, dass wir alle anders spielen mussten. Es gab dann schnell Levelunterschiede, Balancing für den GM wurde immer schwieriger, wir mussten alle sehr diszipliniert mit unseren Chars umgehen, damit nicht jeder jeden Zauber nachschlagen muss und so. Das hat dann dazu geführt, dass wir die ganzen Unregelmäßigkeiten embraced haben, um… richtig Spass zu haben.
Als Beispiel: Wir hatten diesen einen Spieler, der fast nie da war. Dem sein Char, ein Gnompaladin, war Lvl 1. Ein paar der anderen Spieler waren schon Lvl 4-5. Der Gnompala war mutig, aber ein bisschen doof. Und plötzlich hatte die Gruppe diesen Kerl am Bein, der viel schwächer war und sich mit allem Monstern angelegt hat, die alle viel stärker waren als er, und wir Spieler haben nur noch gespielt, um ihn zu retten. Und das war eine der unterhaltsamsten Sessions, die wir hatten.
Ich muss sagen, dass in dieser Gruppe zu spielen, meinen Spielstil und meinen GMstil verändert hat. Diese ganze Erfahrung hat dazu geführt, dass ich über die Gesamtsituation, also die Probleme der Terminfindung, Kontinuität ect. angefangen habe nachzudenken, wie über alle eigentlichen Spielregeln. Wenn wir die Gelegenheiten hatten, eine Regel aufzustellen, die allen möglichst viel Spass bereitet, dann sind die „heiligen Traditionen“ des PnPspielens vielleicht nicht so wichtig.
Vielleicht ist es auch nicht so wichtig, dass alles am Ende perfekt zusammen passt. Ich meine, in welcher PnP-Sessions läuft es schon wie geplant.
Um diesen Roman mal in einem Satz zusammenzufassen:
Chill, Spielen ist kommunikation, du musst die Leute nur dazu bringen auf eine Art beizutragen, die allen Spass bereitet.
Edit: Roman!!!
Zweiter Edit: Ich entschuldige mich für meine ausführlichen Eskapaden ôo Die Fähigkeit, sich kurz zu fassen, und auf das Relevante zu beschränken, ist dem überschwänglichen Schwadronieren vorzuziehen :D:D:D