Ergebnisse einer Studie zu "neuen Drama-Serien"

Hallo zusammen,

zwei WissenschaftlerInnen der Uni Münster haben eine Befragungsstudie mit 4000 Befragten zur Nutzung von „neuen Drama-Serien“ wie The Walking Dead, Breaking Bad, The Wire etc. im Vergleich zu „traditionellen Serien“ durchgeführt. Die Ergebnisse sind ganz interessant, wenn auch größtenteils vorhersehbar und wenig überraschend. Dennoch schön, vieles mal ein bißchen besser belegt zu haben. Den Report gibt es hier.

Ein paar meiner Meinung nach interessante Ergebnisse:

  • Knapp die Hälfte der Befragten hat schon mehr als eine Folge einer der „neuen Drama-Serien“ geschaut.
  • The Walking Dead, Game of Thrones und Breaking Bad sind die meistgesehenen “neuen Serien”. Bei den traditionellen Serien sind es Dr. House, Navy CIS und Bones.
  • Unter den zehn am besten bewerteten Serien sind neun „neue Serien“. Game of Thrones, True Detective und Breaking Bad sind die Top 3.
  • Als besondere Eigenschaft der „neuen Serien“ wurde vor allem die horizontale Erzählstruktur genannt, also dass die Storybögen über mehrere Folgen laufen.
  • Für Zuschauer der „neuen Serien“ ist es ein wichtiges Nutzungsmotiv, sich mit anderen über die Serie austauschen zu können.
  • 13% der Befragten schauen die „neuen Serien“ in Originalsprache. Bei traditionellen Serien sind es nur 6%.
  • „Neue Serien“ werden vornehmlich am Wochenende geschaut, traditionelle Serien unter der Woche.
  • 74% schauen die „neuen Serien“ am Fernseher, bei traditionellen Serien sind es 88%.
  • Die „neuen Serien“ werden tendenziell etwas stärker von jüngeren, männlichen Zuschauern mit höherem „kulturellen Kapital“ geschaut, die in einer Stadt leben. Das unterscheidet sich aber teils stark von Serie zu Serie.

Der doch nicht so große Anteil derjenigen, die Originalton schauen, wundert mich ein bißchen. Das hätte ich höher eingeschätzt.
Dass The Wire nur Platz 17 in der Bewertung ist, ist natürlich ganz grundsätzlich falsch und lässt mich insgesamt an der Urteilsfähigkeit der Befragten zweifeln (vor allem, wenn Downton Abbey noch davor liegt) :wink:
Und über manche Klassifizierung als „neue“ oder „traditionelle“ Serie kann man sicher streiten. Dr. House z.B. hat zwar die klassische „Ein-Fall-pro-Folge“-Struktur traditioneller Serien, aber es gab ja vor allem in den späteren Staffeln immer einen Storybogen, der sich über die gesamte Staffel und teilweise darüber hinaus zieht.

Eure Meinung?

2 „Gefällt mir“

Was ist The Wire?

1 „Gefällt mir“

Brenn, Ketzer!

4 „Gefällt mir“
2 „Gefällt mir“

Ich soll also brennen weil ich etwas nicht kenne? Wow, sehr fortschrittlich. Wie viele Menschen hast du heute schon gesteinigt oder ihnen Gliedmaßen abgehackt?

@BikoPHH
Danke :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Ich bin auf jeden Fall einer dieser jüngeren, männlichen Zuschauern mit höherem „kulturellen Kapital“ :yum:. Kann Serien mit klassischer Case-Of-The-Week Struktur nur wenig abgewinnen.
Dr. House fällt imho genau in diese Übergangszeit, was man, wie du schon gesagt hast, gerade den späteren Staffeln anmerkt.
Und natürlich muss The Wire auf Platz 1. Aber wer The Walking Dead mag, der ist eventuell auch noch nicht bereit für The Wire.

1 „Gefällt mir“

Ich hole meine Mistgabel. Dann können wir ihn jagen!!!

Sheeesh

1 „Gefällt mir“

In einer gerechten Welt wäre The Wire allgemein bekanntes Kulturgut. Daher war ich nicht sicher, ob du die Frage ernst meinst :wink:

Daher noch eine vernünftige Antwort: Serie, die von 2002 bis 2008 lief und in Baltimore spielt. Aus der Sicht von Polizei, Drogengangs und „Zivilisten“ werden der Drogenkrieg in der Stadt, aber auch andere soziale Probleme betrachtet. Die Serie zeichnet sich dabei vor allem durch ihren hohen Realitätsgrad aus, durch die starke politische Botschaft, und dadurch, dass es kein klares „gut vs. böse“ gibt - alle „Seiten“ haben Dreck am Stecken, und alle Seiten haben sympathische Figuren. Neben Oz, Sopranos und Band of Brothers eine der großen „frühen“ HBO-Serien, und bei vielen Aggregatoren eine der, wenn nicht die bestbewertete Serie ever. Pflichtserie für jeden Fan von anspruchsvollen Serien, wenn man mich fragt.

3 „Gefällt mir“

Danke, dann kommt die gleich mal auf meine To do Liste :slight_smile:

Es gibt ja aber auch viele Serien, die diese “Monster of the Week”-Struktur nehmen und nur als Aufhänger benutzen, um den großen Plot voran zu treiben, der sich über die komplette Serie auszutauschen.
Da fällt mir zum Beispiel “4400 - Die Rückkehrer” ein. Jede Folge wird einer der Rückkehrer untersucht, das ganze ergibt aber ein ganzes, sehr passendes Bild, in das die Fälle sehr gut eingepflegt sind. Anders als in Dr. House, wo die Fälle von der eigentlichen Rahmenhandlung relativ unbeeinflusst sind.
Grade bei Krimi-Serien bietet sich der Fall der Woche als Plot-Generator an.

Was mich grade bei den “Drama-Serien” stört, ist dass das Medium “Serie” eigentlich das falsche ist. Es lässt sich häufig schwer in Staffeln und Episoden einteilen. Die Geschichte ist eine einzige lange und sollte auch am Stück erzählt werden.

1 „Gefällt mir“

The Wire ist die beste Serie aller Zeiten und Sopranos hat das beste Serien Ende aller Zeiten.

@anon16191349 Imho die perfekte Szene um The Wire zu beschreiben:

Und noch ein Gag zum Abschluss:

3 „Gefällt mir“

Auch wenn ich selbst noch 3 Serien über The Wire einordne (Scrubs, (GoT), Sopranos) ist die Serie einfach so unglaublich gut. Ohne The Wire hätte wir keine Dramaserien wie wir sie heute kennen.

Und ja, das Sopranos Ende ist das beste was jemals über einen Bildschirm gelaufen ist. Schaue es mir mindestens 1 mal im Monat an und habe immer wieder Gänsehaut.

Eigentlich könnte man ja mal einen Thread zu Serienenden aufmachen, da gibt es sicherlich einiges an Gesprächsbedarf.

1 „Gefällt mir“

Habe das Kappa vergessen, sorry.

Scrubs ist bei mir auf 2 und Sopranos und GoT sind auch sehr weit oben, wobei ich bei GoT erst noch das Ende abwarte, bevor ich die Serie final einordne.

Ja, deswegen haben ich GoT auch noch nachträglich eingeklammert. Solange die Serie nicht abgeschlossen ist, ist der Vergleich einfach sehr schwierig.

Habe mich jetzt mal durch die Studie durchgeklickt und finde die Einteilung doch teilweise sehr willkürlich. Gibt es da irgendwo einen Erklärung wie die Differenzierung vorgenommen wurde? @BikoPHH

Na ja, aber wie will man es anders machen? Einen 10-20stündigen Film drehen? :grin:
Und gerade das Serienformat bietet für solche Stoffe ja auch Möglichkeiten, z.B. indem man durch Cliffhanger die Spannung noch einmal erhöht. Breaking Bad (schaue ich momentan übrigens zum wiederholten Male) ist meiner Meinung nach ein perfektes Beispiel dafür, dass eine Serie für einen solchen Stoff ein gutes Format ist. Es ist zwar eine durchlaufende Story, aber jede Episode hat ein eigenes Thema und eine eigene Stimmung, und jede Staffel einen eigenen Arc, der am Ende mit einem großen Knall (meist wortwörtlich) aufgelöst wird. Ohne deutliche „Schnitte“ zwischen den Episoden und Staffeln wäre das glaube ich so nicht umzusetzen, oder es wäre unkonsumierbar.

Nope, ich hab auch nur das gefunden, was auf S. 9 steht: „Da bisher keine klare Definition des Medien-Phänomens und seiner Merkmale vorliegt, sondern deren Erarbeitung selbst Gegenstand dieses Reports ist, haben wir die Einordnung der einzelnen Serien als Neue Drama-Serie oder konventionelle Drama-Serie auf Grundlage der Seriennennungen in den Medien und in kulturwissenschaftlichen Aufsätzen vorgenommen. Jene Serien, die dort mit dem Phänomen Neue Drama-Serien in Verbindung gebracht wurden, wurden von uns als eben solche eingeordnet (Drama-)Serien, bei denen dies nicht der Fall war, wurden hingegen als konventionelle Serien behandelt.“

Breaking Bad hat aber neben seiner Story noch eine unglaublich Artsy-Fartsy-Aura durch ihre ungewöhnliche Kamera-Führung und Einstellungen. Dort wird tatsächlich sehr stark auf einzelne Folgen ein bestimmter Fokus gelegt. Wer erinnert sich nicht gerne an die Fliege!
Game of Thrones hat (nach dem NewMediaRockstars Episode-Breakdown) auch einen emotionalen Fokus einzelner Folgen, der aber nur Leuten auffällt, die danach suchen. Für einen einmaligen Zuschauer springt der nicht direkt an.

Einen 10-20-Stunden Film drehen halte ich nicht für besser, aber wöchentliche kurze Episoden halte nicht da nicht für sinnvoll. Grade weil Cliffhanger einfach nicht vollständig wirken, wenn du die nächste Folge direkt binge-watchen kannst.
Deswegen gefällt mir das House of Cards-Konzept. Alle Folgen einer Staffel (die tatsächlich zu sehr großen Teilen abgeschlossen erzählt) am Stück da. Da greift das Konzept der “Folge” nicht so stark.

the wire auf 17 ist doch ok.
wer die Serie als beste aller zeiten betitelt hat imo nicht mehr alle Latten im Zaun. S2 udn S4 sind maximal mäßig.
Heutige Serien der oberliga sind oftmals einfach besser.

1 „Gefällt mir“

Hast du nicht das Kappa vergessen?