The Leftovers (Sky)
Für den Snyder-Cut von Justice League hatte ich mir mal wieder ein Sky Ticket zugelegt und bin dann mal das Angebot durchgegangen. So bin ich auch auf die Serie „The Leftovers“ gestoßen, über die ich hier im Forum immer wieder mal Lob aufgeschnappt habe. Die vergangenen drei Wochen hab ich sie mir also komplett angesehen.
Mit den ganz krassen Lobeshymnen und „beste Serie aller Zeiten“-Aussagen kann ich zwar insgesamt nicht mitgehen, dennoch fand ich sie phasenweise richtig gut. Besonders schauspielerisch, emotional und auch inszenatorisch ist die Serie eine Wucht.
Die Darsteller-Riege überzeugt von vorne bis hinten. Ich glaube, es gab keine Figur, der ich ihre Emotionen nicht abgenommen habe, so verquer die Geschehnisse oder die Charaktere teilweise auch sind. Das war so gut gespielt, da legt The Leftovers die Latte für andere Serien tatsächlich gewaltig hoch. Das ist für mich auch der stärkste Punkt an der Serie. So glaubhaft empfand ich gespielte Emotionen noch nie, soweit ich mich erinnern kann.
Dazu kam der unglaublich gute Einsatz der Musik. Ja, sie hilft nicht selten bei der Emotionalisierung, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es hier mit der Absicht der Effekthascherei passiert. Vor allem, da gerne mal Coverversionen bekannter Songs eingesetzt werden, die eine vollkommen andere Tonalität als das Original haben - und deswegen aber erst recht in die Szene passen. Ich denke da nur an die Apocalyptica-Version von „Nothing else matters“…
Abgerundet wird das durch eine tolle Kamera- und Regiearbeit sowie den Schnitt. Handwerklich muss sich die Serie bei der Optik echt nichts vorwerfen lassen.
Inhaltlich muss ich sagen, dass ich öfter gelesen habe, man müsse sich durch die erste Staffel „quälen“ bzw. die ersten Folgen „überstehen“, bevor einen die Serie packt. Das war bei mir anders. Die ersten beiden Staffeln finde ich großartig, wegen der angesprochenen Punkte, aber auch weil ich die Story gut und interessant fand.
Was mir nicht so gefallen hat, war die dritte Staffel - aber rein inhaltlich. Ich hatte öfter das Gefühl, die Macher wollen den Zuschauer hauptsächlich trollen. Da „stolpern“ die Charaktere von einer Absurdität in die nächste, aber nicht mehr so glaubhaft wie in den vorangegangenen Staffeln. Oft wünschte ich mir einen anderen, besseren Ansatz, sei es zur Charakter- oder Story-Entwicklung. Nicht selten kam mir der Gedanke, diese oder jene Szene ist nur drin, um Füllmaterial zu haben und dabei dem Zuschauer wahlweise einen großen Mittelfinger ins Gesicht zu drücken, ihn auszulachen oder zu bemitleiden. Mir kam es so vor, als hätten sich die Autoren bei gewissen Punkten in eine Ecke manövriert und der einzige Ausweg war Irrsinn, aber so plakativ umgesetzt, dass man sich nicht mehr fragt „kann es sein?“, sondern nur noch „wtf?“. So ging es mir zumindest.
Vlt. ist das Absicht, vlt. soll man in sich gehen und hinterfragen. Was wäre man bereit zu tun? Was wäre man bereit zu glauben? Das in den ersten beiden Staffeln aufgebaute Konstrukt, das mich zu diesen Überlegungen führt, wird leider von der dritten Staffel ein bisschen mit dem Hintern wieder eingerissen - oder zumindest arg ins Wanken gebracht. Da hätte ich mir etwas mehr Cleverness gewünscht.
Aber wie gesagt, das bezieht sich nur auf die inhaltliche Umsetzung. Alle anderen oben genannten Punkte gelten auch noch für Staffel drei.
Wer auf intensive Dramaserien steht, sollte sich The Leftovers unbedingt ansehen!