Thema #49: Erst Flop, dann Top
Film: Hugo
Regie: Martin Scorsese
Erscheinungsjahr: 2011
Laufzeit: 126 Minuten
Gesehen auf: Blu-Ray
Der Flop: Hugo hat im Jahr 2011 „nur“ rund 185 Mio. Dollar eingespielt und gilt damit als finanzieller Flop, da der Film laut Wikipedia rund 100 Mio. Dollar Verlust eingefahren hat.
Der Top: Hugo war dann aber bei den Oscars 2012 für elf Preise nominiert und hat immerhin fünf gewonnen.
Der Film orientiert sich dabei an einer Romanvorlage, The Invention of Hugo Cabret, einem Kinderbuch. In diese, wie im Film lebt Hugo (Asa Butterfield) ohne Eltern im Bahnhof Montparnasse von Paris. Sein Vater (Jude Law) und sein Onkel (Ray Winstone) sind für die Uhren im Bahnhof zuständig. Nachdem sein Vater bei einem Unfall zu Tode kommt, muss eigentlich sein Onkel auf Hugo aufpassen, aber der Trinkt lieber. So kümmert sich Hugo um die Uhren im Bahnhof, um das Verschwinden seines Onkels zu vertuschen.
Nebenbei klaut er Lebensmittel und bastelt an einem Schreibautomaten herum, den er mit seinem Vater versucht hat, instand zu setzen. Immer auf seinen Fersen ist der Stationsvorsteher Daste (Sacha Baron-Cohen), der den Waisenjungen loswerden will.
An einem Verkaufsstand für kleine Spielzeuge und Süßigkeiten arbeitet ein alter Mann, der Papa Georges genannt wird (Ben Kingsley). Hugo versucht dort mechanisches Spielzeug zu klauen, um mit den Teilen den Automaten zu reparieren, den Ihm sein Vater hinterlassen hat. Hugo denkt, der Apparat hat eine Nachricht von seinem Vater gespeichert. Doch er wird von Georges erwischt und soll jetzt für diesen arbeiten. Hugo freundet sich dabei mit Georges Nichte Isabelle (Chloe Grace Moretz) an und zusammen finden die beiden heraus, dass „Papa Georges“ in Wirklichkeit der Filmemacher Georges Méliès ist, der als verschollen gilt.
Ich habe den Film dieses Mal nicht in 3D geschaut, obwohl ich mich noch daran erinnern kann, dass Martin Scorsese tatsächlich ziemlich viel aus dem Medium herausgeholt hat.
Der Film hat durchaus einen besonderen Platz in meinem Leben, auch wenn vielleicht anders als gedacht. Ich hatte damals schon Karten für die Kinovorstellung im Cinespace Waterfront Bremen, als ich plötzlich Nasenbluten bekommen habe. Ich war dann statt in der Vorstellung in der Toilette neben dem Food Court damit beschäftigt, das wieder „in den Griff“ zu bekommen. Als es endlich aufhörte, war mir dann die Lust auf den Kinobesuch vergangen. Erst später beim Arzt hat sich dann herausgestellt, dass ich Blutdruckprobleme habe (mal viel zu hoch, mal viel zu niedrig) und das zu dem Nasenbluten geführt hat. Aber klar, ich hätte in dem Moment auch einen RTW anfordern können, aber irgendwo gehört man doch zu den Leuten, die anderen Menschen möglichst keine Unannehmlichkeiten verursachen wollen.
Die Blutdruckprobleme sind mittlerweile im Griff, so einigermaßen und den Film hatte ich mir dann später als 3D Blu-Ray zugelegt.
Aber zurück zum Film. Ich kenne die Vorlage nicht, daher weiß ich nicht, wie weit das ein Kinderbuch ist. Das Kinder aber durchaus gemeine/fiese Sachen aushalten können, wie sie auch hier im Film vorkommen ist aber auch in anderen Werken der Fall gewesen. Insofern kann man an der Tonalität des Films eigentlich nichts aussetzen. Außer vielleicht an Gustave Daste, bei dem Vorsteher weiß man nicht, ist der Comedic Relief, ernstzunehmender Gegner oder einfach nur eine vom Ersten Weltkrieg verwundete Person, die das Trauma nicht verarbeitet hat, genau wie Hugo das Trauma des Todes seines Vaters nicht verarbeitet hat. Sowieso sind Trauma und Träume ein Motiv, dass den ganzen Film durchzieht, von Hugo und Gustave über Georges, der seinen Absturz vom Filmemacher zum verarmten Niemand auch nicht weggesteckt hat.
Scorsese inszeniert den Film als große Verbeugung vor Georges Méliès. Und das ist der Punkt, an dem ich mich frage ob das wirklich was für Kinder ist. Ich denke nicht, dass Kinder unbedingt so viel mit dem Ausflug in die Filmgeschichte anfangen können.
Ein zweiter Schwachpunkt für mich ist dann ausgerechnet der Hauptdarsteller, Asa Butterfield. Wenn man bedenkt, dass Frodo in Herr der Ringe immer traurig und erschöpft guckt, weil der Ring so eine Belastung ist, kann man bei Hugo auch davon ausgehen, dass der immer traurig und erschöpft schaut. Aber selbst in eigentlich fröhlichen Momenten bekommt Asa Butterfield keinen anderen Gesichtsausdruck hin. Vielleicht ist das mittlerweile besser geworden, aber das kann ich nicht beurteilen.
Scorsese bricht also die Geschichte auf rund 2 Stunden runter. Technisch gibt es hier nichts zu meckern, bis auf Asa Butterfield liefern alle sehr gute Leistungen ab und so sind es halt ein, zwei kleine Nickeligkeiten.
Und Ben Kingsley läuft als Georges Méliès zu absoluter Höchstform auf.
4,5/5 Zahnräder