Zum Anfang ein paar Worte zu Awards. Ich habe meistens absolut keine Ahnung welcher Film, welche Darsteller, welche Effekte etc irgendeinen Award bekommen haben. Es interessiert mich auch irgendwie nicht so recht. Zumindest nicht mehr als es für eine gelegentliche kurze Neugier ausreicht. Diversitätsdefizite, Ökonomisierungsdruck, Festivalpreise als Marketing, etc. Sicherlich trifft das nicht in gleichem Maße auf alle Preise zu, doch ich habe immer wieder gemerkt, wie unwichtig das für mich ist. Vielleicht starte ich nochmal einen Versuch, rein mit den Preisträgern von Cannes. Darunter könnte ich mir interessante FIlme vorstellen. Allerdings auch so abgehobene wie …
Titel: Kinds Of Kindness
Thema: Cannes
Erscheinungsjahr: 2024
Laufzeit: 165 Minuten
Ich finde, Yorgos Lanthimos hat mit Kinds of Kindness einen Film geschaffen, der mich ratlos zurücklässt.
Kamera & Schauspiel (die trotz allem kämpfen) halte ich für klasse. Meiner Meinung nach ist Robby Ryans Bildsprache (auch in anderen Filmen) die absolute Spitze. Hier leider ein alleinstehender Gewinn. Die klaustrophobischen Bildfelder, dieses Klinische der Gebäude, die erstickenden Close-ups … sie transportieren die Toxizität Kontrolle der Figuren grandios. Jede Einstellung fühlt sich wie ein Käfig an. Das funktioniert.
Leider finde ich, dass die Leistungen der Darsteller Regie und Drehbuch eingemauert sind und auf mich somit kaum etwas überspringt. Sie dürfen keine Menschen sein, nur Marionetten in Lanthimos’ mechanischem Puppentheater.
Ich frage mich: Was will dieser Film eigentlich? Die drei Episoden wirken wie ein Sammelsurium verworrener Ideen: Ein Sklave (Plemons), der unter der Fuchtel eines Gottkomplex-Chefs steht (natürlich Willem Dafoe, denn der spielt offenbar immer nur diese Art von Rollen) Eine Frau (Stone, welche ich seit jeher als eine der absoluten Top-Schauspielerinnen ansehe), die ihren Daumen opfert? Sektenjünger auf der Suche nach einer Leiche, dem besten Einpark-Drift-Move mit einem Muscle-Car? Bei keiner dieser Geschichten finde ich einen Punkt. Statt Tiefe gibt es nur Absurdität als Selbstzweck.
Hier wird vielleicht ein dem Avantgarde geneigten Zuschauer sagen, dass man da eben seinen Kopf anstrengen oder sich frei assoziieren lassen soll. Wobei ich es sogar unpassend finde, diesen Film Avantgarde zu nennen.
Ich erlebte hauptsächlich orientierungsloses Stolpern eines Regisseurs, der mir zum Beispiel mit “The Lobster” und “The Favourite” erheblich besser gefallen hat, aber auch schon mit “THe Killing of a sacred deer” sowas von abgeschreckt hat, dass ich diese Ecke der Filmkunst eigentlich auf ewig meiden wollte. Nun, so ist das wohl mit den höchst anspruchsvollen Künstlern in allen Bereichen. Oder ist Lanthimos doch eher ein inhaltsloser Provokateur, der schockiert, um zu schockieren, ohne etwas zu erzählen? Dazu wage ich nichts weiter zu sagen.
Die Musik ist anscheinend nur zur Stresserzeugung vorhanden. Ich persönlich war hart genervt. Ja, auch hier wird vermutlich der intellektuelle Cineast sagen, dass es Absicht ist und genau das hervorrufen soll. Yo, ok. Klar, wahrscheinlich. Dann hat der Film es geschafft, mich absichtlich so zu nerven, dass ich ihn doof finde.
Ich gebe zu: Die Bilder können sich einbrennen, die Geschichten könnte ich noch länger im Gedächtnis haben (aber es könnte auch genau das Gegenteil passieren) und Stone/Plemons retten mit ihrer Präsenz, was zu retten ist. Aber all das ändert nichts daran, dass Kinds of Kindness für mich wie ein viel zu lange gekauter Kaugummi mit schräger Geschmack ist. Selbst absurdestes Kino braucht eine Richtung, oder nicht? Vielleicht ist sie irgendwo unter der sinnlosen Nacktheit, den uninteressanten Gewaltszenen oder dem ultra-ätzenden “Soundtrack”, doch ich konnte nichts finden.
Ein Film, der sich inhaltlich im Kreis dreht. Ein Drehbuch, das im Nichts endet. Und ich, der ratlos mit den Schultern zuckt.“
2/5 Sternen … Ein Stern für die Kameraarbeit von Ryan, ein Stern für Stone und Plemons … der Rest versickert im Bedeutungslosen.
Hätte man die dritte Episode in einer Anthologie-Serie wie „Black Mirror“ verarbeitet, hätte ich das evtl. gefeiert.