Hausaufgabe: The Thin Red Line / Der Schmale Grat
Vorab sei gesagt, dass „Der Schmale Grat“ tatsächlich den ersten Film von Terrence Malick, den ich in meiner „Karriere“ als Möchtegern – Cineast gesehen habe, bildet, weshalb ich diese Hausaufgabe dankend als Anlass genommen habe, mich nach geraumer Zeit endlich auf die Arbeit des Mannes einzulassen und mich somit folglich mal mit meinem eigenen Pile of Shame der Filmkunst zu konfrontieren! Dementsprechend kann ich persönlich besagten Film jedoch natürlich nicht im Kontext Malicks gesamter Filmographie bewerten, sondern ihn für mich nur innerhalb des Genres einschätzen, dem er, zumindest augenscheinlich, angehört; Dem des Kriegsdramas, wobei auf den Begriff des Antikriegsfilms hierbei aufgrund meiner eigenen Erfahrung mit diesem Werk bewusst verzichtet wird.
Diese stellt nämlich das Erleben einer Erzählung innerhalb eines Kriegsszenarios dar, welche, über die Konventionen anderer mir bekannter Genrevertreter hinausgehend, das selbige um eine in dieser Art von Film eher selten zu findenden Komponente, neben der wohlbekannten, erweitert. Als bekannte sehe ich hierbei die der Abbildung des Schreckens eines Krieges. Das Leid, die Angst, die Grausamkeit des Menschen in seiner äußersten Form, die sich entlang des Kampfeinsatzes der Figuren in gefühlt unzähligen Toden und vergeudeten Leben junger Männer widerspiegelt, die brutal aus dem Leben gerissen werden, wovon wir anhand einer teils beinahe immersiven Optik als Zuschauer der blutigen Schlachten Zeugen werden müssen. Wir erfahren den schmerzvollen Weg aller Handlungsträger zeitweise mit einer intensiven Nähe, die uns die Bedeutung und Individualität jedes einzelnen spüren lässt, was durchweg glaubwürdig von allen, aus primär bekannten Gesichtern bestehenden Akteuren ( deren Notwendigkeit , wenn auch nicht ihr Talent, ich durchaus anzweifle ) vermittelt wird.
Soweit zu den uns vertrauten Elementen eines solchen Kriegsfilms, die eine emotionale Nähe aufbauen und das Gefühl aufkommen lassen, inmitten der dargestellten Tragödie zu sein. Womit mich Regisseur Malick jedoch letztendlich begeistern und fesseln konnte, war ein absoluter Kontrast zu besagtem, nämlich der gleichermaßen vorhandenen Darstellung vom Krieg, die von enormer Distanz zum Geschehen geprägt ist, was von der, zumindest in meinen Augen, hier aufgegriffenen Interpretation vom Krieg selbst herrührt. Dieser wird hier, entgegen einer womöglich oberflächlichen Wahrnehmung des Ganzen, nicht per se als Akt des Bösen gezeigt, sondern viel mehr als etwas, das aus der Natur der Welt entstanden und herangewachsen ist, ebenso wie wir als Menschen es sind, die, die wir in unserem scheinbar unvermeidlichen Konfliktpotenzial untereinander unseren ursprünglichen Trieben folgen, uns bekriegen und somit lediglich den Gesetzmäßigkeiten der Natur entsprechend, welcher wir am Ende alle unterworfen sind, handeln. Dies erklärt das für mich während des Films häufig wahrgenommene und durch fast magische Aufnahmen unterstrichene Gefühl, eher ein Naturschauspiel, statt eines eigentlichen Krieges zu beobachten. Ein Prozess, nicht weniger natürlich als Tropfen auf Regenblättern, den Dschungel bewohnende Tiere oder der das Gras durchschweifende Wind, welches unsere Handlungsträger durchqueren und dabei, so amüsant es auch klingen mag, viel mehr wie eine Herde beliebiger Geschöpfe anmuten, anstelle von Soldaten. Denn, dass sie eben solche sind spielt ebenso wenig eine Rolle wie ihre Herkunft oder Intention, gekonnt durch das Empfinden der Belanglosigkeit politischer Hintergründe oder Ethos auf jeweiligen Seiten des Kampfes ausgedrückt, da wir letztendlich alle, in der Gesamtheit aller Individuen, uns durch beschriebene Nähe zu selbigen vor Augen geführt, Teil eines großen und ganzen sind; Der Natur. Jene, die uns zahlreiche Rätsel aufgibt, egal, ob in Form der Liebe nach der sich manch ein Protagonist zurücksehnt, des Zusammenlebens von Menschen und der Dynamik innerhalb des Kollektivs eines Kollektivs wie dem Militär, oder vermeintlich banalen, grausamen Dingen wie Krieg. All das gehört zu unserer Welt dazu, und zwar nicht minder als der im Film geschilderte Glanz, welcher ebenso unser Umfeld prägt, wie es alles andere tut und somit letztendlich selbst in den im ersten Augenblick schrecklich wirkenden Begebenheiten unseres Lebens innewohnt. Ein Glanz und Schrecken, den wir ertragen und erfahren müssen, letztendlich aber wohl nur schwer, jedoch eher wahrscheinlich nie verstehen werden können oder sollen.
Dieser beobachtende Ansatz ist es, welcher eine Art Symphonie von Distanz zum Naturschauspiel und Nähe zum persönlichen Erfahren selbiger bildet. Ein Zusammenspiel zweier Komponenten, wie ich es zuvor in gerade diesem Kontext des Kriegsfilms noch nicht zuvor erlebt habe, weshalb ich das für mich nun erste Werk von Terrence Malick als ambitioniertes Opus nicht weniger als staunend respektieren und als meiner Meinung nach frischen Ansatz in Hinsicht auf die Thematik ansehen kann. Daher bedanke ich mich an dieser Stelle, durch euch die notwendige Inspiration bekommen zu haben, mich auf dieses durchaus besondere Kunstwerk einzulassen, womit ich auch diese „Reise“ erleben durfte und in meiner Filmerfahrung nicht mehr missen möchte!
Falls ihr das hier tatsächlich lesen solltet: Macht weiter so, ihr sexy Boyz und seid so gütig, und versorgt uns so lang es geht mit Premium Formaten wie Kino+!
Danke vielmals und liebe Grüße von einem treuen Fan.