Achtung Spoiler zu Inscription
Hey Leute,
hab letztens die Demo von Incription gespielt und es mir dann begeistert gekauft.
Act 1 hat mir echt gut gefallen und ich wusste im Vorhinein, dass das Spiel sich wandeln wird. Nur wusste ich nicht wie…
Bin ich echt der Einzige, der von Act 2 massiv enttäuscht ist? Ich mein, ich liebe ja Pixeloptik (Undertale ist eins meiner Lieblingsspiele)… aber ich komm irgendwie nicht umhin zu denken, dass das echt ein wenig „Verarsche“ ist.
So schön Act 1 ist, so wenig Liebe ist (zumindest) in die Grafik von Act 2 geflossen.
Man wird plötzlich mit Karten zugebomt, die man aufgrund des Pixelbreis „kaum entziffern“ kann…
Das Spiel wird mit Act 2 natürlich nicht beworben. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass es niemals so erfolgreich geworden wäre, hätte man nicht mit dem wunderschönen Stil von Act 1 geworben und den Rest nicht präsentiert…
Wirkt irgendwie ziemlich wie Faulheit, weil man sich die Arbeit nicht machen wollte…
Natürlich ist das hier ein bisschen übertrieben dargestellt. Aber ich war vom ersten Act echt begeistert und wurde umso mehr enttäuscht…
Wie seht ihr das?
Muss auch zugeben, dass ich das Spiel dann abgebrochen habe. Wirds später (wieder) besser?
Daniel Mullin games sind extrem einzigartig und sowas heutzutage noch zu schaffen ist mMn ein Meisterwerk, zumal wie ich finde er sich mit jedem neuem Spiel stetig weiterentwickelt. Also da von Faulheit zu reden ist schon mies aber gut ist deine Meinung.
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Ich habs durchgespielt.
Mir hat Akt 1 auch am besten gefallen.
Es ist natürlich einerseits ein bisschen „verarsche“ aber andererseits, ohne die Verarsche wäre so ein Überraschungsmoment überhaupt nicht gegeben.
Auch wenn man ggf auf die Nase fällt bin ich dennoch froh, dass eher der Geheimnis Weg gewählt wird. Wüsste man im Vorhinein alles wäre der Effekt beim Spieler bei weitem nicht so enorm.
Nacht Akt 2 wird es eher wieder wie so am Anfang.
Gibt jetzt glaub ich auch einen Mod mit dem man Akt1 wie ein Rogue immer wieder spielen kann.
Ich war auch mit Beginn von Akt 2 etwas abgeschreckt. Aber am Ende war ich doch froh weiter gespielt zu haben. Akt 3 ändert nochmal alles etwas (erwarte aber auch da graphisch nicht zu viel) und das Ende fand ich echt nochmal ziemlich gut.
Gameplaytechnisch muss man sich in Akt 2 echt ganz schön umgewöhnen, aber wenn man geschnallt hat, wie man die verschiedenen Deck Typen mischen sollte, geht es eigentlich sehr schnell voran
In der Literaturwissenschaft gilt gerade das Brechen der Erwartungshaltung, Irritationsmomente, die auf das eigene System verweisen, als ein Merkmal (hoher) Literatur.
Der Romantiker Friedrich Schlegel hatte den Anspruch, dass Poesie sich immer selbst mit reflektieren soll. Und dass sie sich selbst reflektiert. Und dass sie reflektiert, dass sie reflektiert. Usw.
Diesen Anspruch kann man auch bei den Spielen von Daniel Mullins entdecken (vllt. am ausgeprägtesten bei „The Hex“), der oft die Mechanismen hinter dem Gameplay „durchscheinen“ lässt. Das resultiert natürlich in einem Illusionsbruch und macht es „schwerer“ diese Spiele zu rezipieren. Vergleichbar mit Stolpersteinen, die einen zwingen dem Weg, den man entlanggeht, mehr Beachtung zu schenken.
Im Gegensatz z.B. zu einem Rollenspiel: Auf den ersten Blick schreit hier zwar alles „Ich bin ein Spiel!“ - die Charakterwerte, die Level der Gegner, Symbole, die in der Bildtiefe aufploppen -, und doch kann man völlig in dieser Welt eintauchen, ganz im Sinne von Tolkiens Eskapismus (vgl. eucatastrophe). Das funktioniert, weil wir wissen, wie so ein Spiel funktioniert und gewissermaßen in der Lage sind, uns selbst zu verarschen. Wir deuten Lebensbalken und Zahlen über den Köpfen von Gegnern als kohärente Beschreibung der fiktionalen Welt.
So können natürlich gute Geschichten erzählt werden und die SpielerInnen können ne gute Zeit haben. Zum Nachdenken über das Medium Computerspiel, seine Produktion, Möglichkeiten und Einschränkungen, wird man aber nicht angeregt. Genau das ist aber der Anspruch von Daniel Mullins Games.
TL;DR: Wenn man nur auf die Grafik achtet, hat @Akkulader natürlich recht und der zweite Teil ist ein „böses Erwachen“ nach der eindringlichen Präsentation von Leshys Hütte. Dieser Bruch ist aber beabsichtigt und nicht auf die Faulheit des Entwicklers zurückzuführen. Ich kann nur empfehlen, Inscryption weiterzuspielen; das war nicht die letzte Überraschung.