Was ist denn Cancel Culture? Ich hab jetzt schon ein wenig Angst vor der Erklärung…
Du hast schon recht, dass Kunst kontrovers und politisch ist. So weit ich es in Kopf habe wurde das Urteil über den Film gefällt, bevor sich die entsprechenden Personen mit dem Machern des Films darüber unterhalten haben. Das ist das bedenkliche in meinen Augen. Man sollte die Intensionen der Macher bei sich einer Kritik mit einbeziehen.
Unbedingt. Es geht nur um die Maximalforderung, dass der Film aus den Verkehr gezogen gehört. Du hast Recht, dass diese Meinung bisher nicht von Kritikern größerer Magazine vertreten wurde. Aber diese Forderungen gibt es. Und wenn geschrieben wird, der Film sei “gefährlich” wird das Verbot ja auch zu einem gewissen Teil impliziert.
Und Kritiker müssen wiederum auch Kritik vertragen. Hier z.B., dass sie es Menschen nicht zutrauen einen solchen Film wie Joker selber einordnen zu können. Das ist eine ziemlich paternalistische Haltung. Und es schwingt auch immer mit, dass diejenigen, die den Film gut finden, selber "Incels"´sind oder mit dem “Incelsein” sympathisieren. Oder eine “Fuck the System” - Weltanschauung haben. Oder den Film als Rechtfertigung für Gewalt verstehen.
Wenn Du etwas hoch scrollst, kannst Du von mir einen glühenden Beitrag lesen, dass Kunst politisch ist . Daraus ergibt sich natürlich auch, dass sie von Kritikern politisch gedeutet werden darf. Nur ich setze mich halt für den Konsens ein, dass jeder selbst entscheiden darf, ob er sich einem Kunstwerk (Film, Spiel, Buch etc…) aussetzen möchte und welche Schlüsse er daraus zieht. Wenn Kritiker oder auch einfach irgendjemand etwas auf der Basis, das es laut SEINER Interpretation “gefährlich” ist verbieten möchte, sind wir auf dem falschen Weg.
Eigentlich nur ein Wort für einen vermeintlichen Trend zur Forderung Dinge zu verbieten oder abzusetzen, aus politischen Gründen. Ich denke mal auch Boykott-Aufrufe etc. passen da mit rein?
Ja und hier bin ich voll bei dir (und wahrscheinlich den meisten Leuten). Viele Leute basieren ihre Meinung auf etwa 3-4 Filmkritiken. Jeder soll natürlich für sich entscheiden, ob er oder sie sich diesen Film ansehen will, weil gewisse Aspekte für sie abschreckend sind. Dafür muss man sich nicht rechtfertigen.
Aber dass es da ein paar Reaktionen gab die etwas überzogen schienen, das Gefühl hatte ich auch.
Stimme grundsätzlich zu, finde aber nicht, dass die Aussage ein Film sei potentiell gefährlich ein Verbot impliziert. Viele kontroverse Filme haben das Potential gefährlich zu sein, haben aber trotzdem ihre Daseinsberechtigung.
Die Aufgabe des Kritikers ist hier halt den Film einzuordnen. Das ist ja noch kein Urteil über das Publikum des Films. Wenn ich zum Beispiel sage, dass James Bond n Arschloch ist und die Filme oft nen ziemlich ekligen Umgang mit Frauen zeigen, sage ich nicht, dass Leute die James Bond gesehen haben zu Arschlöchern werden. Man könnte mir unterstellen, ich täte das aber ich würde mich doch ziemlich vehement dagegen wehren.
Wenn aber Leute deswegen anfangen James Bond verbieten zu wollen (oder mir verbieten wollen solche Filme zu sehen) dann geht das zu weit. Klar.
Ja und das passiert doch in allen Lagern und beim zweiten Absatz würde ich ja gerne wissen, wie man erkennen soll, wann jemand etwas sagt.
Wie sollte der Diskurs denn dann geführt werden? Oder meinst du gar nicht Diskurs sondern einfach nur Wortmeldungen? Denn diese sollte wirklich langsam mal wieder abnehmen, wgal von welcher seite.
Finde ich absolut nicht. Man muss das Werk auch immer losgelöst davon betrachten. Einfach weil sich die wenigsten Fragen was der Künstler wollte. Und sich Künstler auch nicht einfach hinter ‘aber ich wollte doch’ verstecken dürfen.
Ich fände es ja am besten, wenn man die Diskussion zu einem ignoriert bis alle denn Film gesehen haben konnten. Und man eben bestimmte Medien/Personen einfach ignoriert, weil sie eh entweder nur Werbung für den Film oder nicht an einen Diskurs interessiert sind.
Hab ja schon geschrieben, ob das es in allen Lagern vorkommt, dass macht das Problem aus meinen Augen nicht besser. Das mit wann jemand etwas sagt, verstehe ich nicht ganz. Wenn man es nicht merken würde gäbe es diesen Thread nicht.
Hatte ich ja dann noch geschrieben. Das man sich erst mit der Intension oder Werdegang des Schöpfers auseinandersetze, bevor man irgendwelche Schlüsse zieht und die Meinung des Schöpfers mit in seine Kritik einfließen lässt.
Sicher sollte man auch das Werk losgelöst vom Künstler betrachten. Die Aussage, dass sich die meisten Leute nicht mit den Intensionen des Schöpfers befassen ist für mich ein Indiz dafür, was im Moment schiefläuft.
Ein Film kann “bedenklich” sein, “herausfordernd”, “kontrovers”, “schwer”, “anspruchsvoll” sein… aber “gefährlich”? Das ist mir einfach eine Kategorie drüber.
ALLES kann potenziell gefährlich sein. Wenn man psychisch labil ist, kann es sein, dass du wegen einer Folge “Sendung mit der Maus” ausrastest, weil dich der Elefant triggert.
Um etwas wirklich für Erwachsene Menschen zu verbieten, muss es eine direkte, nachweisbare Gefahr für den Menschen selbst und/oder seine Umwelt geben und es muss ursächlich sein.
Wie mein Beispiel mit “Sendung mit der Maus” hervorhebt und ich weiter oben schon geschrieben habe, bin ich der festen Überzeugung, dass Kunstprodukte wie Filme durchaus destruktives Verhalten auslösen können, aber ob sie tatsächlich eine Ursache sind? Das ist wissenschaftlich umstritten und viele Meta-Studien (z.B. zu Gewaltspielen) gehen in die andere Richtung.
Kann eine psychisch labile Person von Filmen wie “Joker” negativ beeinflusst werden? Absolut. Wird eine Person durch Filme, wie “Joker” psychisch labil? Höchst umstritten.
Die aller aller meisten Menschen sind psychisch nicht labil, deswegen ist es unverhältnismäßig solche Filme für alle zu verbieten.
Das forderst Du nicht, aber ich wollte mal einordnen, wie absurd ich Verbotsforderungen für Medien finde.
Nein. Nicht, dass ich ein Arschloch bin. Es schwingt aber mit, dass ich dieses Verhalten von James Bond toleriere bzw. sogar selber pflege. Es mag implizit oder sogar gar nicht beabsichtigt sein, aber der Eindruck entsteht halt.
Ergo: Wenn ein Kritiker sagt, dass ein Film, weil er wie "“Joker” ambivalent mit den Ursachen der Entstehung von Gewalt umgeht, “gefährlich” ist, entsteht der Eindruck, dass er dem Publikum eine eigene Einordnung des Films nicht zutraut.
Ganz platt: “Ich verstehe das, aber der Pöbel kann damit nicht umgehen”.
Ob er es nur sagt um Bestätigung unter Gleichgesinnten zu bekommen.
Das Werk wird aber für immer auch für sich stehen und im zweifel geht das was der Schöpfer wollte eben verloren.
Es ändern sich auch Zeiten und Blickwinkel. Was heute so aufgefasst wird, sieht die Gesellschaft in 20 Jahren anders und evtl. sogar der Schöpfer des Werkes.
Nie hat sich die Allgemeinheit groß damit beschäftigt was der Schöpfer wollte. Diese Betrachtung war schon immer Nische und wird es bleiben. Und es gibt auch Künstler die sich diesen Prozess entziehen, die finden das nur ihr Werk für sich betrachtet werden sollte. Also nein es läuft nichts schief, so ist es nun mal und wird im Grunde auch gewünscht.
Ich finde es auch Schade das diese Diskussion so geführt, ohne das man den Film sehen konnte. Ich fühle mich jetzt schon etwas beeinflusst und das obwohl ich nichts genaues zu Inhaltliche Kritik gelesen habe, sondern nur Bruchstücke aufschnappe.
Ich hab schon an genug stellen einfach nur Schlagzeilen gelesen und bei K+ war es auch schon kurz Thema, was kein Vorwurf sein soll.
Also wenn man sich im Netz bewegt und für Filme interessiert, ist es schon schwerer dem Auszuweichen.
Ist finde ich auch der gesündeste Umgang im Moment, da sich viele “Meinungen” eben auf ein paar wenige Journalisten-Stimmen stützen.
Und dann kann ich ja immer noch selbst sehen, ob diese “Sorge” berechtigt war oder nicht. Und wenn Leute dann am Ende nen ekelhaften Joker abfeiern… ja, mei. Soll ja auch Leute geben die Rorschach als den coolsten Superhelden überhaupt sehen.
Welcher Ideologie? Man kann denn Film ja nicht nur auf eine weise betrachten. Soll man nach Ideologie entscheiden was gerechtfertigt ist und was nicht.
Eigentlich wollte ich den ganzen rechts Links Kram rauslassen. In dem Fall des Filmes kann man die Kritiker ziehmlich eindeutig auf der Gar Left in den USA einordnen. Ich glaube um das Thema genauer zu diskutieren braucht man glaube ich einen eigenen Threat. Die Problematik spiegelt sich auch sehr stark an den Universitäten in den Geisteswissenschaften wieder, weil man die Studenten nicht mehr mit kritischen oder herausfordernde Gedanken konfrontieren konfrontieren kann, weil diese sonst sofort Beschwerde gegen den Prof. einlegen.
Hättest du nicht so lange deswegen nach gehört hätte ich es nicht gesagt. Es ist auch kein Problem das die Far Left exklusiv hat. Die Far Right hat es leider auch für sich entdeckt. Das Problem ist, dass es einem großen Teil zur politische Spaltung in den USA beiträgt.
Der hat ja auch einen Punkt was das betrifft. Ich würde halt mittlerweile nicht mehr so weit gehen, dass die Far Left exklusiv hat. Wie schon gesagt, die Far Right hat auch für sich entdeckt.
So im Sinne von: Davor war die Far Right total für Kunst- und Redefreiheit aber jetzt nachdem die Linke plötzlich mit Zensur angefangen hat, haben sie auch damit angefangen.
Ernsthaft? Oder war das nur sehr missverständlich ausgedrückt? ^^